Wieso der Maklerberuf keine Männerdomäne sein darf

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Kluge und langfristig gedachte Frauenförderung kann der Branche wichtige Impulse geben.

Die Immobilienbranche verändert sich, von Maklern werden andere Fähigkeiten gefragt. Dabei können und sollten Frauen eine noch wichtigere Rolle spielen. Gastbeitrag von Immobilienmaklerin Lydia Ishikawa

Wer sich heute einen Immobilienmakler vorstellt, hat immer noch beinahe automatisch einen Mann vor Augen. Dafür gibt es gute Gründe: Jahrzehntelang war das Berufsbild von Männern geprägt, fanden Frauen dort kaum einen Platz – und auch heute noch ist der Maklerberuf eine Männerdomäne. Unregelmäßige Arbeitszeiten, Erfolgsdruck, teils raue Umgangsformen, bisweilen ein hohes finanzielles Risiko: All das waren Argumente, die Frauen vor dem Job als Immobilienmakler zurückschrecken ließen.

Warum sich der Maklerberuf ändert

Doch der Maklerberuf ändert sich. Es geht immer weniger um Ellenbogen und immer mehr um Netzwerke. Erfolgreiche Immobilienmakler sind heute vor allem gute Beziehungsmanager, sie verfügen nicht nur über viele, sondern auch über gute Kontakte. Denn ein professioneller Immobilienmakler ist viel mehr als der Mittler zwischen Käufer und Verkäufer, dessen Hauptaufgabe es ist, Besichtigungen zu organisieren und Miet- oder Kaufverträge zu entwerfen. Vielmehr wandelt sich die Rolle zu einem verlässlichen Berater auf Augenhöhe, der die Interessen der Kunden in vielseitiger Hinsicht vertritt. Makler werden so immer mehr zu einer Schnittstelle zu wichtigen Experten, etwa Juristen.

Solch ein Netzwerk aufzubauen und zu pflegen, gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Immobilienmaklers. Dementsprechend sind hier nicht mehr nur Tugenden eines zielstrebigen Verkäufers gefragt, sondern darüber hinaus Softskills wie Empathie, Vertrauen und Ausdauer.

Welche Vorteile weibliche Immobilienmakler haben

Solche Fähigkeiten werden aber eher Frauen zugeschrieben. Sie bringen die idealen kommunikativen und sozialen Kompetenzen mit, um Kunden richtig gut beraten und vermitteln zu können. Der Kauf oder Verkauf einer Immobilie ist in der Regel mit vielen Emotionen verbunden, bedarf Einfühlungsvermögen, Taktgefühl, aber auch Fähigkeiten im Konfliktmanagement, dem Abwägen und Zusammenbringen unterschiedlicher Interessen zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Das sind Felder, auf denen Frauen oft ausgeprägte Stärken entwickeln, weil sie weniger als Männer am schnellen Abschluss oder am großen Deal, sondern am Einzelfall interessiert sind.

Kluge und langfristig gedachte Frauenförderung kann also der Branche wichtige Impulse geben und Unternehmen, die auf Diversität setzen, Vorteile im harten Wettbewerb bringen.

Und Frauen haben in dem Geschäft noch einen anderen, nicht zu unterschätzenden Vorteil: Einer Studie im Auftrag des Finanzdienstleisters Dr. Klein Privatkunden AG unter 1.000 Haus- oder Wohnungskäufern zufolge sind Frauen häufiger die Treiber bei Immobiliengeschäften als Männer. Eine Frau als Gesprächspartner auf Seiten des Maklers kann hier dazu beitragen, dass die bei einer solch tragenden Entscheidung wichtige „Chemie“ auch tatsächlich stimmt.

Warum Frauen in der Immobilienwirtschaft besser gefördert werden müssen

Doch die Realität ist nach wie vor eine etwas andere. Zum einen ergreifen immer noch eher Männer diesen Beruf; und auch die Förderung von Frauen in Unternehmen ist zumindest ausbaufähig. So zeigt eine Studie des Netzwerks „Immofrauen“, dass nur jede fünfte Leitungsposition in der Immobilienwirtschaft von einer Frau besetzt ist, im Topmanagement sogar nur jede zehnte. Das zeigt doch sehr deutlich: Von Gleichberechtigung und Chancengleichheit ist die Branche in den Führungsebenen noch weit entfernt.

Doch das ist ein großer Fehler. Unternehmen schaden so nicht nur den hochqualifizierten weiblichen Fachkräften, sondern auch sich selbst: Sie verschenken Potenzial im Hinblick auf Profitabilität und Innovationskraft und beschädigen darüber hinaus ihr Image als attraktiver Arbeitgeber, dem Diversität wichtig ist.

Warum es ein Gleichgewicht zwischen Frauen und Männern braucht

Weitsichtige Betriebe der Immobilienbranche achten schon längst darauf, ein Gleichgewicht in der Belegschaft zu erreichen und das Image eines männerdominierten Berufsbildes abzustreifen. In manchen Unternehmen werden sogar Teams gebildet, in denen Männer und Frauen zusammenarbeiten und ihre Stärken zum Vorteil des Kunden einbringen können.

Wo also geht die Reise hin? Wichtig ist, klar zu machen, dass die Branche keine Männerdomäne mehr ist, denn das schreckt weitere Frauen ab, dort Fuß zu fassen. Zudem muss die Förderung von Frauen in der Branche stärker etabliert werden. Dabei sollten die beruflichen Leistungen von Frauen in den Mittelpunkt gerückt und ihr Potenzial in jeweiligen Berufsfeldern sichtbar gemacht werden.

Die Immobilienbranche hat sich verändert und mit ihr die Skills, die Makler mitbringen müssen, um erfolgreich zu sein. Am Ende können und werden alle Beteiligten davon profitieren, wenn Frauen noch mehr ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Eigenschaften in die Branche einbringen können.

Die Frankfurterin Lydia Ishikawa lebte 15 Jahre in Japan, bevor sie 1991 wieder mit ihrer Familie zurück in ihre Geburtsstadt kam und ihr Unternehmen Lydia Ishikawa Immobilien GmbH gründete. Ihr Fokus liegt unter anderem auf der Betreuung von Mitarbeitern internationaler Firmen, die für mehrere Jahre nach Deutschland versetzt werden (Expats).

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