Carry spricht für Schwellenländeranleihen

Das Renditeniveau ist bei Schwellenländeranleihen immer noch deutlich attraktiver als in den Industriestaaten.

Denis Girault sieht bei Schwellenländeranhleihen weiterhin ein attraktives Renditepotenzial.
Denis Girault sieht bei Schwellenländeranhleihen weiterhin ein attraktives Renditepotenzial.

Nachdem die Schwellenländer in den letzten Jahren arg gebeutelt wurden, befinden sie sich nun in einer Phase der strukturellen Stabilisierung. Dabei sind die wichtigsten Risikofaktoren wie etwa Rohstoffpreise bereits in den Anleihekursen eingepreist.

Druck auf Zinsen weiterhin existent

Es ist damit zu rechnen, dass die Anleiherenditen in den Industriestaaten weiter sinken werden. Aufgrund der erneut auftretenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten sehen sich die wichtigsten Zentralbanken gezwungen, weiterhin Druck auf die Zinsen auszuüben. In der Eurozone sorgt die EZB mit ihrem Programm zum Ankauf von Aktiva für einen Überfluss an Liquidität, sodass die Anleiherenditen weiter sinken. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen liegt daher mittlerweile im negativen Bereich. Das derzeitige Renditeniveau der US-Staatsanleihen wiederum spiegelt nicht mehr die tatsächliche wirtschaftliche Situation in den USA wider, die sich derweil durch eine eher konstante Inflation und ein relativ gleichmäßiges Wachstum auszeichnet.

„Aufgrund der niedrigen Renditen in den Industriestaaten sind mehr denn je Alternativen gefragt. Vor diesem Hintergrund beginnt wieder Kapital in Schwellenländeranleihen zu fließen. Diese gewinnen nach einer mehrere Quartale andauernden Unsicherheit wieder an Attraktivität“, meint Denis Girault, der das Bondmanagement für Schwellenländer bei der UBP leitet. Aus makroökonomischer Sicht befinden sich die Schwellenländer in einer Phase der strukturellen Stabilisierung, da es zahlreichen Ländern wie etwa Brasilien, Kolumbien, Indien oder Indonesien in den letzten Monaten gelungen ist, ihre Leistungsbilanz wieder ins Lot zu bringen. Auch die Stabilisierung der Rohstoffpreise ist ein positiver Impulsgeber. „Diese Trends sprechen für Schwellenländeranleihen. Trotz der Rallye, von der die Anlageklasse in den letzten Monaten profitierte, sind wir der Auffassung, dass immer noch Potenzial für eine Spreadverengung und somit für einen Kursanstieg vorhanden ist“, erklärt er.

Ein selektiver Ansatz bei Investitionen

Die jüngste Verlagerung der Risikofaktoren nach Europa darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer noch einige Bedenken in Bezug auf die Schwellenländer bestehen. Das größte Risiko stellt derzeit die unzureichende Solvenz des chinesischen Bankensektors dar. „Unerwartete Meldungen aus China könnten zu Anspannungen am Markt führen. Wir stellen aber fest, dass der Großteil der Risiken bereits ermittelt wurde und in den Kursen der Schwellenländeranleihen eingepreist ist.“ Insbesondere durch eine Diversifizierung der Positionen auf globaler Ebene und durch einen selektiven Investitionsansatz können die Risiken verringert werden. Das achtköpfige Team um Girault bevorzugt eine aktive und uneingeschränkte Bond-Picking-Strategie. „Wir analysieren jeden Titel einzeln und wählen die Papiere dann anhand ihrer Fundamentaldaten und ihrer Bewertung aus“, so Denis Girault. (tr)

Foto: Union Bancaire Privé

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