Angst vor chaotischem Brexit

Auch deutsche Wirtschaftsverbände erhöhten dabei den Druck auf die britische Regierung. „Wir brauchen rasch Klarheit über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen“, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter. Man erwarte bis zum nächsten EU-Gipfel Mitte Dezember aus London Ergebnisse.

Einzelhändler fürchten schlechtes Weihnachtsgeschäft

Die wirtschaftliche Gesamtlage scheint sich einzutrüben. Großbritannien ist mit 0,4 Prozent Wachstum im dritten Quartal inzwischen auf den hinteren Plätzen in der EU.

Doch die Unternehmen scheuen Investitionen. „Eine der Konsequenzen des Brexits ist Unsicherheit“, sagt Amit Kara vom National Institute of Economical and Social Research, einer einflussreichen Londoner Denkfabrik. „Es wäre besser, wenn sie wissen würden, dass es entweder so oder so weitergeht, als in der Luft zu hängen.“

Ein weiterer Grund für das gehemmte Wachstum ist die gesunkene Kauflaune der Briten. Im vergangenen Jahr profitierte die britische Wirtschaft noch von einem Kaufrausch. Doch der war vor allem finanziert über Kreditkarten. Inzwischen fürchten sich Einzelhändler vor einem lauen Weihnachtsgeschäft und senken jetzt schon die Preise.

Die sind im vergangenen Jahr erheblich gestiegen, und das trifft vor allem die einkommensschwachen Briten. Schuld daran ist der Wertverfall des britischen Pfunds nach dem Brexit-Votum im vergangenen Jahr. Die Inflation liegt bei drei Prozent, bei Lebensmitteln beträgt die Teuerungsrate sogar mehr als vier Prozent.

Knappe Mehrheit für May im Parlament

Die Einkommen der Briten stiegen dagegen im vergangenen Jahr nur um 2,1 Prozent. Und das, obwohl die Beschäftigung auf einem Rekordhoch ist. Doch geringe Produktivität verhindert, dass die Löhne nach oben klettern. Hoppe macht dafür das schlechte Ausbildungssystem in dem Land verantwortlich. Bislang sei das durch Fachkräfte aus der EU ausgeglichen worden, doch es werden bereits spürbar weniger.

Alle Hoffnungen richten sich nun darauf, dass es May doch noch gelingt, ein Angebot auf den Tisch zu legen, das die Verhandlungen in die nächste Runde befördert. Doch dazu müsste sie sich über die Brexit-Puristen in ihrer Partei hinwegsetzen. Das scheint angesichts der knappen Mehrheit, über die May im Parlament verfügt, zweifelhaft. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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