Märkte stehen vor unruhigem September

Aber mit einem Präsidenten, der offen mit dem ‚government shutdown‘, also der Einstellung von staatlichen Zahlungen für den Fall droht, dass der Kongress ihm die Mauer an der mexikanischen Grenze nicht genehmigt, ist eben nichts mehr normal. Auch innerhalb der republikanischen Partei hat das politische Durchsetzungsvermögen Trumps inzwischen so arg gelitten, dass ein glattes Durchwinken seiner Wünsche nicht als selbstverständlich gelten dürfte.

Bundestagswahl bewegt Märkte kaum

Es gibt in jedem Fall genügend Stolpersteine auf dem Weg zu einem neuen Haushaltsgesetz und einem höheren Schuldendeckel. Angesichts der noch jungen Erfahrungen mit der Reaktion um die Schuldengrenze 2011 oder das Zahlungsmoratorium 2013 kann da durchaus Unruhe auf die Finanzmärkte zukommen.

Angesichts dieser Drohkulisse ist es beruhigend, dass die Bundestagswahl, ein weiteres nicht ganz unwichtiges Ereignis im September, nicht das Zeug zum Aufreger hat. Am kommenden Sonntag erhält Herausforderer Martin Schulz anlässlich der TV-Debatte seine erste und vielleicht einzige Chance, Punkte gegenüber Angela Merkel gutzumachen.

Die Kanzlerin, für die TV-Duelle nicht zu ihren stärksten Disziplinen zählen, hat sich durch ein straffes Korsett des Fernsehformats bereits dagegen abgesichert, allzu deutlich gegenüber Schulz abzufallen. Wir glauben mithin nicht, dass das Duell der SPD entscheidend nutzen wird.

Inflationszahlen durchwachsen

Ansonsten schauen wir in dieser Woche auf wichtige Inflationszahlen in Europa und den USA. In Europa wird der harmonisierte Verbraucherpreisindex bei 1,4 Prozent erwartet, etwas stärker als im Juli (1,3 Prozent). Allerdings dürfte die Kerninflationsrate eher auf 1,2 Prozent nachgeben (von 1,3 Prozent im Juli). Durchwachsene Nachrichten also für die EZB.

In den USA steht der Kerndeflator der Konsumausgaben auf dem Programm. Er sollte vom bisherigen Niveau von 1,5 Prozent nicht weiter abbröckeln, um die Fed auf Kurs zu halten. Letztere wird mit Sicherheit auch auf den Arbeitsbericht am Freitag schauen. Enttäuschende Zahlen etwa, also neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft von weniger als 185.000 oder Lohnzuwächse von weniger als 2,5 Prozent, würden die Markterwartungen einer entschlossen einbremsenden Fed wohl erheblich dämpfen.

Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, die Schweiz, Österreich und Osteuropa, Blackrock

Foto: Blackrock

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