„Buffetts schlechte Investments sind teils besser als die guten Investments vieler Anderer.“

Was macht Warren Buffett so erfolgreich? Wie schafft man es als Value Investor möglichst emotionslos zu investieren? Und warum das auch Buffett nicht gelingt. Darüber hat Cash. mit Goran Vasiljevic, CIO von Lingohr & Partner, gesprochen.

Goran Vasiljevic CIO Lingohr & Partner
Goran Vasiljevic: „Zwischen 2009 und 2012 gab es unglaublich viele günstige Investitionsmöglichkeiten, gleichzeitig saß Buffett auf einem riesigen Haufen Cash.“

Cash.Online: Warren Buffett gilt wohl als der berühmteste Value Investor. Warum ist er aus Ihrer Sicht so erfolgreich?

Vasiljevic: Mich beeindruckt an Warren Buffett am meisten, dass es ihm gelingt, mehrere Dinge gleichzeitig unter einen Hut zu bekommen. Er bringt sehr viele Attribute mit, die aus meiner Sicht einen großartigen Investor ausmachen: Durch klar definierte Prozesse genießt er vollstes Investoren-Vertrauen.

Gleichzeitig ist es ihm aber gelungen seine strengen Regeln über die Jahrzehnte weiterzuentwickeln und damit immer wieder den Nerv der Zeit zu treffen. Buffett hat sich im Laufe seiner Karriere auf viele verschiedene Investmentthemen fokussiert. Von Aktien mit „Off-Balance-Sheet Value“ und Markenwert über Arbitrage-Investitionen bis hin zu Glamour-Aktien war vieles dabei.

Dabei fasziniert mich sein unabhängiges Denken und Handeln, was einhergeht mit der Stärke und Überzeugung sich auch gegen die Marktmeinung zu stellen. Er lässt sich nicht von der aktuellen Nachrichtenlage oder Marktstimmungen beeinflussen. Eine Zutat seines Erfolgs ist sicher auch die Tatsache, dass er kein Volatilitätsbezogenes Risiko-Management betreibt. Entscheidend ist aber seine starke Überzeugung und seine emotionslose und marktunabhängige Betrachtungsweise.

Anfang Oktober schrieben Sie: „Emotionen sind für Value-Investoren tabu.“ Wie vermeiden Sie, dass ihr aktiver Management-Ansatz durch Ihre eigenen Emotionen beeinflusst wird?

Unser Investmentansatz beinhaltet strenge Kaufs- und Verkaufsregeln. Nur so kann sich ein Investor vor emotionsgetriebenen, falschen Entscheidungen schützen und sich außerdem auf Fakten konzentrieren. Vor allem beim Verkauf stehen sich Investoren oft selbst im Weg, es fällt ihnen meist schwer sich von erfolgreichen Investments zu trennen oder sich schlechte Investments einzugestehen.

Ein klar definierter Prozess mit strengen Regeln, aber dem nötigen Spielraum, sich weiterentwickeln zu können – intellektuell und als Investor – ist die wichtigste Voraussetzung für langfristigen Erfolg.

Schafft Warren Buffett es, emotionslos zu investieren?

Nein! Über die letzten Jahrzehnte konnte man schon mehrmals beobachten, dass er entweder seine Meinung änderte oder sogar von seiner selbstdefinierten Investmentphilosophie abweicht.
Zwischen 2009 und 2012 gab es unglaublich viele günstige Investitionsmöglichkeiten, gleichzeitig saß Buffett auf einem riesigen Haufen Cash. Nichtsdestotrotz hat er selten zugeschlagen.

Manche würden es konservativ nennen, ich schließe eher auf eine gewisse Emotionalität. Verstehen Sie mich nicht falsch, das ist natürlich Kritik auf hohem Niveau. Er hat sehr, sehr oft alles richtig gemacht. Buffetts schlechte Investments sind teils besser als die guten Investments vieler Anderer.

Seite zwei: Warum Value Investoren einen schweren Stand hatten + Bessere Aussichten in 2018

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