Gedämpfter Optimismus in China

Das Vertrauen in das chinesische Wachstum schrumpft, ein Grund dafür ist der Handelskrieg, der von US-Präsident Donald Trump ausgeht. Doch der Konflikt könnte die Entwicklung des Landes und seines Marktes durchaus auch positiv beeinflussen.

China droht ein ausgewachsener Handelskrieg mit den USA. Ist seine Wirtschaft dafür gewappnet? Beijings Statistikamt zeichnet das Bild einer starken Wirtschaft, aber der Optimismus ist gedämpft.

Zuversicht bröckelt

Chinas Wirtschaft ist im zweiten Quartal mit 6,7 Prozent ein bisschen langsamer gewachsen. Für die erste Jahreshälfte ergibt sich damit ein Wachstum von insgesamt 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt berichtete. Damit erscheint die zweitgrößte Volkswirtschaft für eine drohende Eskalation im Handelskrieg mit den USA gut gerüstet – doch angesichts der Unsicherheiten bröckelt die Zuversicht.

„Die Wirtschaft ist stabil und zeigt normales Wachstum“, sagte der Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Der Handelsstreit und die gerade erst verhängten Strafzölle der USA auf Importe aus China im Wert von 34 Milliarden US-Dollar zeigten noch keine Auswirkungen.

Unverlässliche offizielle Zahlen

„Es gibt keine großen Probleme für die Wirtschaft. Aber wie verlässlich sind diese Zahlen? Das ist unsicher“, so Xingdou. Chinas Statistikamt sei eben nicht unabhängig, sondern gehöre zur Regierung.

Nach den Zahlen zu urteilen, gebe es noch keinen Einfluss des Handelskonflikts. „Aber das Vertrauen in die Wirtschaft ist beeinträchtigt“, sagte Hu Xingdou, der den Spannungen aber auch etwas Gutes abgewinnen kann. Denn China könnte seiner Einschätzung nach von der geforderten weiteren Öffnung seines Marktes und von marktwirtschaftlichen Reformen profitieren.

Nach einer Umfrage des Finanzdienstes IHS Markit sind chinesische Unternehmen zwar optimistisch, dass ihre Produktion im nächsten Jahr wachsen wird, doch ist die Stimmung „vergleichsweise gedämpft“. Die Sorgen über den Handelskrieg, steigende Preise für Rohstoffe, höhere Arbeitskosten, härteren Wettbewerb und strengere Umweltvorschriften drückten die Laune, berichtete IHS Markit.

Stabil wachsender Konsum

Trotz der Unsicherheiten profitiere die Wirtschaft von der weltweiten Erholung, einem belebten Immobilienmarkt und anderen Wachstumstreibern. „Die nationale Wirtschaft behält den Schwung einer beständigen und gesunden Entwicklung, während sich die Umstrukturierung vertieft, die Qualität und Effektivität verbessert hat“, teilte das Statistikamt mit, das von einem „guten Start in Richtung qualitativ hochwertige Entwicklung“ sprach.

Auch trage der Konsum stärker als früher zum Wachstum bei. Der Anteil stieg im zweiten Quartal auf 78,5 Prozent, nachdem er im ersten Quartal bei 77,8 Prozent und im ganzen vergangenen Jahr noch bei 58 Prozent gelegen hatte.

Die wirtschaftliche Entwicklung liegt auch weiter über der Vorgabe der Regierung in Beijing, die für das ganze Jahr eigentlich nur rund 6,5 Prozent anstrebt. Experten rechnen in der zweiten Jahreshälfte mit einem leicht abgeschwächten Wachstum von nur noch 6,6 Prozent. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments