LV-Neugeschäft: Zwei Drittel gegen Einmalbeiträge

Der Artlenburger Branchendienst ?map-report? bescheinigt der deutschen Lebensversicherungsbranche ?eine fatale Entwicklung?, die durch Einbußen von 1,5 Millionen Verträgen seit dem Bestandshoch Ende 2004 und ein zu zwei Dritteln auf Einmalbeiträge entfallendes Lebensversicherungsneugeschäft gekennzeichnet sei.

Am Horizont zeichne sich eine Krise mit gravierenden Folgen ab, möglicherweise laufe sich das Geschäftsmodell der Lebensversicherer tot, orakelt Chefredakteur Manfred Poweleit.

Bestandsrückgang um 283.672 Verträge in 2007

Auf Grundlage von 87 erfassten Geschäftsberichten hat der Experte mit seinem Team einen Bestandsrückgang von 283.672 Verträgen im vergangenen Jahr ermittelt. Die Zahl sei bei einem Jahresbestand von 92 Millionen Verträgen gleichbedeutend mit einem Sinken um 0,31 Prozent. Während in 2007 bei fast vier Millionen Verträgen der Versicherungsfall eintrat oder Ablaufleistungen fällig wurden, kündigten Kunden zudem 3,8 Millionen Versicherungen. 7,8 Millionen neue Verträge hätte die Branche verkaufen müssen, um das Defizit zu kompensieren, sie brachte es aber lediglich auf 7,55 Millionen.

Seit 1997 verschiebe sich das Verhältnis zwischen Einmal- und laufenden Beiträgen deutlich zu Gunsten von ersteren. Die durch den Bestandsrückgang entstehenden Löcher würden schon seit Jahren zunehmend mit Einmalbeiträgen gestopft, im zurückliegenden Jahr betrugen sie in Summe rund 9,7 Milliarden Euro und verdreifachten sich damit annähernd, während das Geschäft mit laufenden Beiträgen trotz Riester stagniert.

Neugeschäft im Massenmarkt bricht ein

Dem Report zufolge kamen 1997 noch jährlich 3,9 Milliarden Euro Neugeschäft aus Einmal- und rund 4,6 Milliarden Euro aus laufenden Beiträgen. Seitdem sei das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag nur unwesentlich auf 4,7 Milliarden Euro gestiegen. Laut Zahlen des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (GDV) bringen es Riester- und Rürup-Produkte auf 1,1 beziehungsweise 0,7 Milliarden Euro pro Jahr. Daraus folgert der ?map-report? de facto einen Zusammenbruch des ?nichtsubventionierten Massengeschäfts?, das es lediglich auf rund 2,9 Milliarden brachte.

Dieses einbrechende Neugeschäft im Massenmarkt bedrohe die Einkommen von über 100.000 Versicherungsvermittlern, zudem könnten sich aus Deckungslücken erhebliche Risiken aus Beratungshaftung entwickeln. Die Vermittler hätten den Weg zum Lebensplanberater noch nicht einmal im Visier. Stattdessen würden sie immer mehr in die Anlageberatung mit ?obskuren“ Fonds undFondspolicen driften, wo sie unter weiteren Druck des Bankvertriebs geraten, so Poweleit. (hb)

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