Pflege-Bahr: „Versorgungslücke bleibt“

Dr. Hartmut Holz, Leiter Produktmanagement bei der Basler Lebensversicherung, erklärt, warum er den Pflege-Bahr nur für ein Einstiegsprodukt hält und eine Kombination von Berufsunfähigkeits-Absicherung und Pflegeschutz sinnvoll sei.

Pflegebedürftigkeit
„Der Pflege-Bahr ist als Einstiegsprodukt konzipiert. Aufgrund der nicht zulässigen Gesundheitsprüfung sammeln sich in diesen Tarifen viele Kunden mit hohem Pflegerisiko. Beitragsanpassungen sind somit vorprogrammiert.“

Cash.: Das Neugeschäft der Versicherer im Segment Pflege verteilte sich im vergangenen Jahr auf 353.400 Neuabschlüsse im geförderten Bereich (Pflege-Bahr) und 174.100 Verträge ohne staatliche Unterstützung. Halten Sie diese Verteilung für ausgewogen oder hat der Pflege-Bahr, der keine umfassende Pflegeabsicherung bietet, ein zu starkes Gewicht?

Holz: Es ist richtig, durch ein gefördertes Produkt den Fokus der Gesellschaft auf eine private Pflegeabsicherung zu lenken. Es muss den Versicherten jedoch klar sein, dass der Pflege-Bahr die gesetzliche Grundversorgung nur ergänzt. Eine umfassende Absicherung gegen die finanziellen Risiken bei Pflegebedürftigkeit ist damit nicht darstellbar. Es bleibt in der Regel eine Versorgungslücke.

Vor diesem Hintergrund ist die Absicherung mit einer ungeförderten Pflegeversicherung noch viel zu gering. Denn ausschließlich mit solchen Produkten können die Pflegekosten umfassend abgedeckt werden. Zusätzlich bieten die Versicherer Hilfe bei der Überwindung der zahlreichen organisatorischen Hürden, die im Leistungsfall alleine schwer zu meistern sind.

Die Beitragseinnahmen in der Pflegeversicherung haben sich 2013 um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 2,1 Milliarden Euro erhöht. Zugleich sind die Versicherungsleistungen um 8,4 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro gestiegen. Kommen auf die Pflegeversicherte bald deutliche Prämiensteigerungen zu?

Der Pflege-Bahr ist als günstiges Einstiegsprodukt konzipiert. Aufgrund der nicht zulässigen Gesundheitsprüfung sammeln sich in diesen Tarifen aber viele Kunden mit hohem Pflegerisiko. Beitragsanpassungen sind daher vorprogrammiert.

Bei den ungeförderten Pflegeversicherungen greifen die Mechanismen der Risikoselektion noch. Hier sind besonders die Pflegerentenversicherungen der Lebensversicherer im Vorteil, bei denen der Kunde für eine garantierte Leistung über die gesamte Laufzeit den gleichen Beitrag zahlt. Er hat also die bereits bei Vertragsbeginn eine doppelte Sicherheit: Beiträge und der Leistungsumfang im Pflegefall sind gesichert.

Die Basler ist mit einer Pflegerentenversicherung sowie mit Pflege-Bausteinlösungen im Markt präsent. Mit welchen Leistungsmerkmalen wollen Sie sich dabei vom Markt abheben?

Wir haben 2006 als einer der ersten Lebensversicherer in Deutschland eine private Pflegerentenversicherung angeboten. Schon damals war unser Produkt richtungweisend. Wir sehen weitere Möglichkeiten die private Pflegeversicherung zu flexibilisieren und dem Bedarf der Menschen genauer anzupassen.

Ein erster Schritt ist unsere Produktlinie Basler Beruf + Pflege. Die Kombination von Berufsunfähigkeitsabsicherung und Pflegeversicherung bietet gerade jüngeren Leuten, bei denen die Pflegeabsicherung noch nicht so im Fokus steht, die Möglichkeit sich frühzeitig und zu dann noch günstigen Beiträgen auch gegen das Pflegerisiko abzusichern.

Können Sie das näher erläutern?

Unser Produkt Beruf+Pflege Aktiv beispielsweise zahlt bei einer Pflegebedürftigkeit schon während des Berufslebens eine lebenslange Pflegerente in Höhe der BU-Absicherung. Und wenn bis zum Ende des Berufslebens kein Leistungsfall eingetreten ist, kann sich der Kunde für die Folgezeit ohne eine erneute Gesundheitsprüfung günstig gegen das Pflegerisiko absichern. Hierfür bieten wir eine Pflegeoption an.

Interview: Lorenz Klein

Foto: Basler

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