„Selbstbehalt bedeutet Beitragsrückerstattung“

Für die PKV stand das vergangene Jahr ganz im Zeichen der Einführung der Unisex-Tarife und des Ausgangs der Bundestagswahl. Cash. sprach mit drei PKV-Managern über die künftige Ausrichtung einer Branche, die sich stets neu behaupten muss.

Teilnehmer an der PKV-Diskussionsrunde (von links): Udo Drexler, CMS; Alexander Brams, Nürnberger; Michael Albrecht, Barmenia.

Cash.: Welche Herausforderungen haben Sie 2013 besonders beschäftigt?

Brams: Ganz klar die Einführung von Unisex-Tarifen, die bekanntlich zur Verteuerung von Produkten, insbesondere bei den Männern, geführt haben. Man darf nicht vergessen, dass die Männer zwischen 60 und 70 Prozent der jeweiligen Bestände ausmachen. Darüber hinaus mussten sich natürlich auch die Vertriebe an das Thema Unisex gewöhnen – auch die Softwareanbieter haben bis ins Frühjahr hinein gearbeitet, bis sie die neuen Tarife integriert haben. Das sind die wesentlichen Ursachen und ich sehe hier keine Gezeitenwende, sondern wir gelangen in normales Fahrwasser zurück.

Albrecht: Ich stimme Herrn Brams zu. Mit der Unisex-Einführung haben sich die Prämien generell verteuert, sodass sich viele Verbraucher noch die Bisex-Konditionen gesichert haben. Dieser Sondereffekt wirkte sich 2013 aus, aber im Zuge der Leistungsverbesserungen in der PKV werden wir perspektivisch wieder eine stabile Wanderungsbewegung sehen.

Drexler: Aus meiner Sicht wäre es ein Wunder gewesen, wenn die Öffentlichkeitsarbeit rund um die Bürgerversicherung nicht ihre Wirkung gezeigt hätte, insofern war die Entwicklung vorhersehbar. Die PKV muss sich nun wieder stärker auf Qualität besinnen und verstärkt neue Zielgruppen jenseits der Beamten überzeugen. Dazu gehören neben Angestellten auch Selbstständige und Freiberufler. Die Branche ist nun aufgefordert, zu handeln und einer Gezeitenwende entgegenzuwirken.

Stichwort Qualität: Tragen die vom PKV-Verband empfohlenen Mindestkriterien bei Hilfsmitteln, Psychotherapie und Suchtentwöhnung zu einer Imageverbesserung bei oder kommt beim Verbraucher nur an, dass die Unisex-Tarife teurer geworden sind, nicht aber auch qualitativ besser?

Drexler: Wenn es um das Tarifwechselrecht nach Paragraf 204 VVG geht, dann merken wir in der Beratung, dass die Kunden oft gar nicht wissen, welche Leistungsmerkmale sie bisher genutzt haben und welche ihnen nach einem Tarifwechsel fehlen würden. Daraus kann man schließen, dass der Kunde auch im Neugeschäft weniger sensibel ist für einzelne Argumente.

Es geht nun darum, dem Versicherten noch stärker deutlich zu machen, welche Vorteile das System auch im Alter bringt. Denn es ist ja nicht so, dass der scheinbar jetzt fehlende Zufluss von jungen neuen Risiken im Alter ein Problem darstellt. Dafür sorgt die sehr gewissenhafte Anpassung des Rechnungszinses. Durch ein transparentes Leistungsmanagement wird sich auch das Image wieder verbessern.

Brams: Die private Krankenversicherung hat unstreitig ihre Vorteile gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung. In der Medikamentenversorgung und im Diagnostikbereich steht die PKV beispielsweise deutlich vor der GKV. Das sollte man auf gar keinen Fall vergessen – und das sollte man auch den Kunden vermitteln.

Seite zwei: Fehlverhalten der PKV bei Mindestleistungen

 

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