„Die Riester-Rente wurde nicht fehlberaten“

Juergen Bierbaum Alte Leipziger-Hallesche
Bierbaum: „An der Entwicklung der Verwaltungskostenquote kann man beispielsweise sehr gut verfolgen, wie stark die Produktivität in der Versicherungswirtschaft zugenommen hat.“

Wie schädlich war die Kritik, wonach man „steinalt“ werden müsse, um als Riester-Sparer seine eingezahlten Beträge wieder herauszubekommen?

Botermann: Das sind doch alles Pseudo-Diskussionen. Wir könnten die Riester-Rente schon heute ertragreicher gestalten – wenn wir nicht den Bruttobeitragserhalt fortlaufend garantieren müssten. Die Versicherungswirtschaft wird heute oftmals für Dinge in Haftung genommen, die der Gesetzgeber zu verantworten hat. Der Gesetzgeber müsste einmal kritisch hinterfragen, ob die von ihm gesetzten Rahmenbedingungen noch die richtigen sind.

Nun hinterfragt aber auch der Präsident des Versicherungsverbandes GDV, Dr. Alexander Erdland, seine Branche selbst, indem er sagt, dass die Versicherer noch zu teuer in der Produkterstellung und im Vertrieb seien. Wie sehen Sie das?

Botermann: Die Abschlusskosten werden schon heute für den Kunden transparent ausgewiesen, beim Autokauf ist dies beispielsweise nicht der Fall. Man darf auch nicht vergessen, dass wir in einer Marktwirtschaft leben, in der der Vermittler sagt, was er für seine Dienstleistung haben möchte.

Natürlich gibt es immer ein Nachjustieren, das heißt, wir fragen uns laufend, ob die Summe X als Vergütung noch angemessen ist. Ich kann aber als Marktteilnehmer nicht einfach sagen, die Hälfte von X muss für den Vermittler genug sein. Wenn man als Versicherer im Gegenzug ein hohes Maß an stornofreien Verträgen vermittelt bekommt, was natürlich die Kosten reduziert, ist das auch schon viel wert.

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Das ist auch ein Indiz für exzellente Beratung. Gleichwohl haben wir bereits neue Vergütungsmodelle gestaltet und den Vermittlern erklärt, dass die Abschlussprovision im Zuge des Lebensversicherungsreformgesetzes zurückgehen muss. Aber es geht halt nicht beliebig weit runter. Gleichwohl werden wir immer wieder in die Situation kommen, unsere Kosten- und Organisationsstruktur zu hinterfragen. Das ist ein fortlaufender Prozess.

Bierbaum: Letztendlich steht man immer vor der Frage, ob man etwas schlagartig umsetzt oder dies gleichmäßig tut. An der Entwicklung der Verwaltungskostenquote kann man beispielsweise sehr gut verfolgen, wie stark die Produktivität in der Versicherungswirtschaft zugenommen hat. Davon profitiert natürlich auch der Kunde.

Interview: Lorenz Klein

Foto: Andreas Varnhorn

Lesen Sie das vollständige Interview im aktuellen Cash.-Magazin 06/2016.

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