Ikea: Disruption aus dem Bällebad

Was Ikea im Gegensatz zu Amazon noch bieten kann, ist die unmittelbare Nähe zum Thema Wohnen. Das Unternehmen verfügt über ein fast komplettes Produktsortiment im Bereich Hausrat und kann über seine Lieferketten auch schnell Ersatzteile im Schadensfall anbieten – ein Alleinstellungs­merkmal, das nicht zu unterschätzen ist.

Sollte ein Versicherungsnehmer sich für eine Ikea-Versicherung entscheiden, besitzt er vermutlich bereits eine Billy-Bibliothek oder andere Produkte des schwedischen Anbieters. Es könnte damit auch naheliegen, im Falle eines Schadens seine Küche bei Ikea neu zusammenzustellen. So könnte das Unternehmen quasi doppelt profitieren.

Der Eintritt von Ikea in den Versicherungsmarkt ist ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns in einer Übergangsphase hin zu einer Ökosystemwirtschaft befinden, in der Dienstleistungen gebündelt und miteinander verschmolzen werden. Der Vorteil für den Verbraucher liegt auf der Hand: Es ist bequem und einfach.

Für klassische Versicherer stellt dieser Übergang eine echte Herausforderung dar. Die direkte Verbindung zwischen Versicherern und Versicherungsnehmern und somit die Existenz des klassischen Versicherungsmodells, wie wir es heute kennen, wird mit diesem Ansatz grundsätzlich in Frage gestellt.

Versicherer müssen schnell handeln

Die relativ passive und begrenzte Art der Beziehung, die die Versicherer aktuell zu ihren Kunden haben, macht sie für Versicherungsnehmer quasi unsichtbar. Zudem assoziieren viele Menschen mit Versicherungen negative Ereignisse beziehungsweise komplizierte Verfahren. Um den Fortbestand ihrer Position in der Branche zu sichern, werden Versicherer gezwungen sein, aktiver auf die Versicherungsnehmer zuzugehen und Vorteile über den einen Versicherungsschutz hinaus anzubieten, indem sie die Beziehungen zu ihren Kunden anregen und ausbauen.

Technologie kann dabei ein Teil der Antwort auf diese Herausforderung sein. Branchenakteure, die beispielsweise auf IoT und fortschrittliche Mobilfunktechnologie setzen, können für ihre Kunden Services anbieten, die ihnen helfen, Vorfälle zu bewältigen oder sogar zu verhindern. Durch die aktive Nutzung der Technologie können die Versicherer sicherstellen, dass sie eine Rolle im Leben ihrer Kunden behalten.

Diese Notwendigkeit erkannt zu haben, reicht jedoch nicht aus – Versicherer müssen schnell handeln und ihre zukünftige Rolle in einer immer mehr von Ökosystemen bestimmten Gesellschaft finden, um gegen die international sehr gut aufgestellte Konkurrenz wie Ikea oder Amazon auch in Zukunft bestehen zu können.

Foto: Guidewire Software

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