„Ruhestandsplanung wird an Bedeutung gewinnen“

Aufgrund des demographischen Wandels wird das Thema Ruhestandsplanung immer wichtiger. Bei Verbrauchern und Beratern ist das leider noch nicht angekommen. Das muss sich ändern, meinen die vier Experten, die am „Cash.-Roundtable Ruhestandsplanung“ teilgenommen haben.

Roundtable-Ruhestandsplanung
Die Teilnehmer des Roundtable Franz-Josef Rosemeyer, Vorstand A.S.I. Wirtschaftsberatung, Prof. Michael Hauer, Geschäftsführer Institut für Vorsorge und Finanzplanung, Olaf Neuenfeldt, Vorstand Initiative Ruhestandsplanung und Uwe-Matthias Müller, Geschäftsführender Vorstand Bundesverband Initiative 50Plus.

Cash.: Ist die Aufmerksamkeit für das Thema Ruhestandsplanung in den letzten Jahren merklich gestiegen?

Hauer: Das Thema wird immer mehr an Bedeutung gewinnen, weil die gesamte Baby-Boomer-Generation in die Altersgruppe 50-plus rutscht. Der Jahrgang 1964 war mit 1,37 Millionen Geburten der geburtenstärkste in Deutschland. Im Jahr 2020 wird die gesamte Baby-Boomer-Generation über 50 sein und damit gewinnt die Ruhestandsplanung automatisch an Bedeutung, da sie hauptsächlich die Zielgruppe 50-plus betrifft. Wenn die Zielgruppe immer größer wird, wäre es auch aus Sicht der Finanzberater und Finanzdienstleister geradezu leichtfertig, sie zu vernachlässigen.

Müller: Dass sich mehr Menschen mit dem Thema befassen, ist grundsätzlich vernünftig und richtig. Ich bin mir aber unsicher, ob die Deutschen sich tatsächlich für ihre finanzielle Situation interessieren oder ob wir das nur so wahrnehmen. Mit Sorge beobachte ich, dass sich die Menschen immer noch stark auf die gesetzliche Rente verlassen und sich der Notwendigkeit der privaten oder betrieblichen Altersvorsorge viel zu wenig bewusst sind.

Bei den meisten herrscht immer noch erschreckende Unklarheit darüber, wie lange sie leben werden und dann mit dem angesparten Geld auskommen müssen. Der Bundesverband Initiative 50Plus hat mit der Universität Saarbrücken ein Software-Tool entwickelt, das Ausgaben und Einnahmen abbildet und diese Problematik verdeutlichen soll. Die Kreuzung der beiden Linien zeigt den Zeitpunkt, an dem kein Geld mehr da ist. Und der kommt bei den meisten erschreckend früh. Wir alle am Tisch haben hier eine Aufklärungsaufgabe.

Rosemeyer: Rückblickend betrachtet, hat mit der Einführung des Alterseinkünftegesetzes ein Umdenken eingesetzt. Bis dahin sind wir alle davon ausgegangen, dass es im Rahmen der Altersvorsorge ausreicht, auf das 65. Lebensjahr hin zu sparen. Dann hat man genügend Geld angehäuft, um damit den Rest des Lebens auszukommen, meinte man. Dann wurde klar, dass die Ruhestandsphase immer länger dauert, Menschen ihre Lebenserwartung unterschätzen und am Ende des Geldes plötzlich noch Leben übrig ist.

Die Ruhestandsplanung wurde schlichtweg vergessen. Nun haben der demographische Wandel und die Niedrigzinsphase eine ganz andere Dynamik in das Thema gebracht. Mit der längeren Lebenserwartung muss sich auch die Weise ändern, wie Geld im Ruhestand angelegt wird. Bei einer statistischen Restlebenserwartung von 15 bis 18 Jahren sollte man beispielsweise nicht davor zurückscheuen, einen Teil des Vermögens nach wie vor in Produktivkapital anzulegen.

Seite zwei: „Noch kein ‚Hype‘ der Ruhestandsplanung

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