US-LV-Fonds: Gutachter in der Kritik

Möglicherweise steht einem weiteren Anbieter von medizinischen Lebenserwartungsgutachten für Verkäufer von Versicherungspolicen auf dem US-Zweitmarkt eine Klage ins Haus. Die US-Settlement-Gesellschaft Coventry First, Branchenprimus mit einem Marktanteil von rund 35 Prozent, hat den Verdacht, dass ein weiterer medizinischer Gutachter fehlerhafte Gutachten erstellt. Im vergangenen Jahr hatte Coventry First bereits die Unternehmen EMSI und 21st Services aus diesem Grunde verklagt.

Hintergrund: Gesellschaften wie 21st, EMSI, Fasano und AVS bestimmen in umfangreichen Gutachten die verbleibende Lebenserwartung derjenigen, die auf dem US-Zweitmarkt für Lebensversicherungen ihre Policen verkaufen wollen. Die Gutachten dienen den Käufern ? beispielsweise deutschen Lebensversicherungsfonds ? als wesentliche Grundlage bei der Berechnung des Preises, den sie für eine Police zu zahlen bereit sind. Sie bilden daher letztlich die entscheidende Grundlage für die Fondskalkulation.

?Die Gutachten von EMSI und 21st fielen rund vier bis 4,5 Jahre zu kurz aus?, erläutert Coventry-Chef Alan H. Buerger gegenüber cash-online. ?Das macht die Policen besser verkäuflich und ist daher für die Gutachter kurzfristig geschäftsbelebend.? Coventry sei jedoch an einer nachhaltigen Professionalisierung des US-Versicherungszweitmarktes interessiert. Daher habe das Unternehmen diesen Misstand öffentlich gemacht und eine Klärung vor Gericht angestrebt.

Während EMSI inzwischen die Berechnungsmethoden verbessert hat und zu korrekten Ergebnissen gelangt, schwelt der juristische Streit zwischen Coventry und 21st Services nach wie vor. Inzwischen hat die Settlement-Gesellschaft dem Gutachterunternehmen zehn Millionen US-Dollar geboten, für den Fall, dass letzteres in der Lage ist, die Korrektheit seiner Lebenserwartungsberechnungen nachzuweisen. Dazu muss von einer der führenden Aktuarfirmen in den USA (Milliman & Robertson oder Tillinghast) bestätigt werden, dass das Verhältnis von tatsächlicher zu prognostizierter Sterberate bei allen von 21st Services im Zeitraum 1. März 1998 bis 31. Dezember 2004 begutachteten Versicherten mindestens 80 Prozent betrug.

Die Identität des fünften Gutachters wollte Buerger im Gespräch mit cash-online noch nicht Preis geben. ?Noch liegen uns nicht ausreichend Daten vor?, so der Coventry-Chef. Er wäre jedoch nicht überrascht, wenn auch deutsche Fonds und Anleger von dem Fall betroffen wären.

Zu den seriösen Gutachtern zählen laut Buerger vor allem Fasano Associates und AVS. ?Die beiden setzen zur Überprüfung ihrer Ergebnisse unabhängige Aktuare ein?, so der Experte. ?Das sollte nach unserer Einschätzung Branchenstandard werden.?

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