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Gemeinschaft statt Alleingang: Was Finanzgenies aus dem ersten Jahr gelernt hat

Markus Stadler
Foto: Finanzgenies GmbH
Markus Stadler

Ein Jahr nach dem Start verzeichnet Finanzgenies ein Wachstum, das selbst die Gründer überrascht. Hinter dem schnellen Zulauf steht ein Ansatz, der die Veränderungen im Markt aufgreift und Einzelmaklern neue Stärke verleiht. Gastbeitrag von Manuel Feick und Markus Stadler, Finanzgenies

Ein Jahr nach dem offiziellen Startschuss im November 2024 ziehen wir Bilanz – und die beginnt mit einem Satz, der zum Schmunzeln einlädt: „Wir haben unsere Ziele um fast 100 Prozent verfehlt.“ Was zunächst nach Scheitern klingt, entpuppt sich als echter Erfolg.

Ursprünglich wollten wir ein Backoffice für zwei Beraterteams mit rund 40 bis 50 Vermittlern aufbauen. Heute, nur zwölf Monate später, arbeiten nahezu 200 Maklerinnen und Makler mit unserer Plattform. Dieser unerwartet dynamische Zuwachs ist nicht das Ergebnis eines einzelnen genialen Einfalls, sondern der Beweis dafür, dass unser Kernansatz eine Lücke im sich wandelnden Maklermarkt schließt.

Unser eigenes Fazit fällt dabei ebenso ehrlich wie pragmatisch aus: „Es gibt nicht den einen Punkt, den wir besser machen. Es gibt nicht das eine Erlebnis, das uns unterscheidet. Es gibt nicht den einen Fehler, der uns fast gekillt hätte. Wir haben viele Fehler gemacht – und dabei viel gelernt.“


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Die Finanzdienstleistungsbranche erlebt eine tiefgreifende Professionalisierung und Zentralisierung. Treiber sind die zunehmende Regulierung, der massive Einsatz von IT und Künstlicher Intelligenz sowie die Notwendigkeit zur effizienten Skalierung auf Seiten der Produktgeber. Der Markt wird immer stärker von einigen wenigen, großen Playern dominiert.

Versicherer, Pools und Produktpartner konzentrieren sich immer mehr auf die großen Vertriebe. Die Logik ist betriebswirtschaftlich nachvollziehbar: Statt mit 100 Einzelmaklern zu verhandeln und 1.000 separate Anfragen mit individuellen Problemen zu bearbeiten, bevorzugen sie die Anbindung von einem Großvertrieb. Das reduziert den Aufwand für das Backoffice, Maklerbetreuer und Verwaltung. Es minimiert die Betreuungsressourcen, strafft die Eventplanung und steigert die Effizienz.

Für Einzelmakler bringt diese Entwicklung jedoch erhebliche Nachteile mit sich:

  • Geringere Courtage: Alleine ist man zu teuer und auch Pools verlangen einen Overhead.
  • Geringere Verhandlungsmacht: Einzelstimmen haben immer weniger Gewicht.
  • Weniger Support: Persönliche Ansprechpartner werden rar.
  • Schwaches Marketing: Für eine starke Marke fehlen meist die Ressourcen.

Genau hier setzt unsere Idee an. Unser Ziel ist es, die Vorteile freier Maklerschaft mit der Stärke eines professionellen Vertriebs zu verbinden. Makler profitieren von gebündelter Marktpräsenz, ohne ihre unternehmerische Freiheit zu verlieren. Anstatt den Einzelmakler allein zu lassen, bauen wir eine starke Gemeinschaft auf. Die Vision: Durch die Bündelung der Kräfte erhalten die Makler wieder die Marktmacht und Aufmerksamkeit, die sie wirklich verdienen.

Die Ergebnisse zeigen sich im Alltag: Ein Makler hatte mit einem abgelehnten PKV-Leistungsfall zu kämpfen, wegen angeblicher Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht. Eine einzige Intervention unserer Partneranwältin genügte – die Kündigung wurde zurückgenommen und die Leistung bezahlt. Kunde glücklich, Makler glücklich. Produktpartner reagieren auf die Bündelung spürbar: höhere Courtagen, bessere Betreuung, gezielte Unterstützung in Schadenfällen und eine deutlich gesteigerte Wahrnehmung im Markt.

Manuel Feick (Foto: Finanzgenies GmbH)

Ein entscheidender Erfolgsfaktor der Finanzgenies ist das Netzwerk, das wir aufgebaut haben. Der fundamentale Unterschied zu traditionellen Vertrieben ist unser offener und transparenter Ansatz – etwas, das im Markt alles andere als selbstverständlich ist.

Diese Kombination aus Vertriebsstärke und echter Freiheit als Makler erzeugen Mehrwerte, die sich in der alltäglichen Praxis bemerkbar machen.

Der Nachwuchs unserer Branche kommt heute fast ausschließlich aus Strukturvertrieben. Dort lernen Berater zwar Vertrieb, jedoch nicht zwingend unabhängige Beratung. Themen wie Kostenstrukturen, Unterschiede der Tarife, aktives vs. passives Investment oder die Kombination aus Immobilien und ETFs finden kaum statt. Und leider schauen nur wenige ergebnisoffen über Ihren Vertriebs-Tellerrand hinaus.

Unsere Erfahrung zeigt: Viele Berater werden klein gehalten. Tiefes Marktwissen bleibt wenigen vorbehalten. Und nur die wenigsten kennen die tatsächlichen Vor- und Nachteile als freier Makler. Oft werden gerade in Vertrieben abschreckende Märchen dazu erzählt.

Genau hier setzt unsere Idee an: alle Vorteile kombinieren, ohne die Nachteile des Alleingangs in Kauf nehmen zu müssen. Wir gehen bewusst einen anderen Weg. Die Finanzgenies setzen auf eine Ausbildung, die Makler befähigt, fachlich tiefer einzusteigen und Kunden echte Mehrwerte zu bieten. Wir sehen uns lieber als “Produkt Nerds”, die den vollen Überblick behalten, als nur einfach irgendein Produkt zu verkaufen.

Die Herausforderungen der Gründung

Der Aufbau eines solchen Systems kostet sehr viel Zeit und erfordert eine hohe finanzielle Stabilität. Es war eine große Herausforderung für uns, gleichzeitig das System im Hintergrund aufzubauen und dabei auch Umsatz zu erzielen sowie Wachstum zu generieren.

Die hohen Kosten für Tools, Lizenzen und qualifizierte Mitarbeiter sowie stetig wachsende regulatorische Anforderungen (zum Beispiel Hinweisgeberschutzgesetz ab 50 Mitarbeitern, Datenschutz, Geldwäsche, usw.) sind gerade zum Start eine hohe Hürde für Gründer. Wichtige Teile des Systems wie IT-Landschaft, Wissensmanagement oder Abrechnungssystem sind notwendig, um ein skalierbares Unternehmen aufzubauen – generieren aber zumindest kurzfristig keinen Umsatz.

Auch der Aufbau der technischen Infrastruktur für die Berater war deutlich komplexer als erwartet. Wir haben dazu alle gängigen Vergleichsrechner und Abrechnungssysteme geprüft, mehr als 20 Pools analysiert, über 15 Beratungstools getestet, diverse Kunden-Apps evaluiert sowie rund 100 Bauträger und unzählige Produktgeber gesichtet. Hinzu kommt die zermürbende Bürokratie, die immense zeitliche und organisatorische Ressourcen bindet.

Ehrlich gesagt haben wir den Aufwand unterschätzt, eine funktionsfähige Infrastruktur aufzubauen. Nur mit einem großen und kompetenten Team und mit viel Vorwissen war es überhaupt möglich, die ganzen Aufgaben zu verteilen und schnell Ergebnisse zu erzielen. Alleine wäre das niemals möglich gewesen.

Unser Fazit nach einem Jahr fällt eindeutig aus: Trotz Bürokratie, hoher Anfangsinvestitionen und anfänglicher Skepsis im Markt (“Ihr werdet erst ab zwei bis drei Millionen Euro Umsatz ernst genommen“) haben wir uns etabliert. Heute hören wir aus der Branche: „Ihr seid in aller Munde.“

Die Idee war richtig und wichtig. Der Markt brauchte eine neue Option zwischen Großvertrieb und Einzelmakler. Die Kombination aus hoher Vergütung, fundierter Ausbildung und starkem Support funktioniert. Die Finanzgenies sind längst nicht mehr nur ein Backoffice – wir sind eine Heimat für Makler, die in einem zentralisierten und digitalisierten Markt stark bleiben wollen, ohne ihre Freiheit aufzugeben.

Manuel Feick und Markus Stadler sind Geschäftsführer der Finanzgenies GmbH.

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