Herr Strotmann, Sie sind seit nun 32 Jahren für Global-Finanz tätig. Lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen, wie sich die Branche und das Unternehmen in diesen drei Jahrzehnten verändert haben?
Strotmann: In den letzten drei Jahrzehnten hat sich der Versicherungsvertrieb tiefgreifend verändert. Getrieben wurde dieser Wandel vor allem durch Digitalisierung, neue regulatorische Anforderungen, veränderte Kundenbedürfnisse sowie das Auftreten neuer Marktteilnehmer wie Direktversicherer und InsurTechs. Während der Vertrieb in den 1990er Jahren stark analog geprägt war, stehen heute digitale Prozesse im Mittelpunkt.
Regulatorisch hat sich der Vertrieb professionalisiert, insbesondere durch die Einführung der Insurance Distribution Directive (IDD). Diese führt zu strengeren Anforderungen an Ausbildung, Dokumentation und Beratungsqualität. Die Bedeutung einer strukturierten Bedarfsanalyse, höherer Transparenz und klarer Geeignetheitsprüfungen ist stark gestiegen, was wir als Qualitätsanbieter begrüßen.
Insgesamt ist der Versicherungsvertrieb heute digitaler, effizienter und kundenorientierter als je zuvor. Trotz des digitalen Wandels bleibt die persönliche Beratung ein wichtiger Bestandteil, jedoch in einer modernen, stärker hybriden Form.
Was unterscheidet Global-Finanz heute von anderen Allfinanzvertrieben?
Wemheuer: Bei der Global-Finanz ist der Familiengedanke stark ausgeprägt. Es besteht als Fundament ein tief verankertes, gemeinsam getragenes Werteverständnis und darauf aufbauend eine hohe Flexibilität bei der Auswahl der optimalen Lösungen für den Kunden.
Strotmann: Unsere Berater arbeiten frei von Zielvorgaben. Dank hoher Expertise und eines breiten Beratungsansatzes liegt ihr durchschnittliches Einkommen deutlich über dem Branchenniveau.
Einer Ihrer Leitsätze lautet: „Finanzplanung ist Lebensplanung“. Was bedeutet das konkret?
Wemheuer: Der Berater stellt sich stets individuell auf die Kundenanforderungen ein. Die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele des Kunden werden in einem gemeinsamen Prozess herausgearbeitet. Erst nach entsprechender Analyse und intensiver Erörterung werden individuelle Lösungsszenarien präsentiert.
Welche Bedeutung hat Digitalisierung für Global-Finanz?
Strotmann: Für die Global-Finanz ist es elementar, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Es geht im Kern darum, Technologie so einzusetzen, dass das Zusammenspiel zwischen Kunde, Berater, Produktpartner und uns als Zentrale optimal funktioniert. Die Digitalisierung ermöglicht nicht nur ein hohes Maß an Effizienz, sondern bildet die Grundlage für eine neue Beratungsqualität und stellt damit den Motor für Wachstum dar.
Wemheuer: Digitalisierung ist längst kein IT-Projekt mehr, sondern ein zentraler Hebel, um sich im Wettbewerb zu differenzieren. Sie entscheidet darüber, wie schnell ein Vertrieb auf Marktimpulse reagieren kann, wie intuitiv Beratung für Kunden wird und wie wirkungsvoll Vertriebspartner arbeiten können. Moderne digitale Prozesse schaffen Transparenz, Geschwindigkeit und Qualität.
Wie sehen Sie die Rolle von KI und den künftigen Stellenwert persönlicher Beratung?
Wemheuer: Künstliche Intelligenz wird die Finanzberatung tiefgreifend verändern – aber nicht ersetzen. KI übernimmt das, was Maschinen besser können: Daten analysieren, Muster erkennen, Szenarien berechnen, Dokumente vorbereiten und Prozesse beschleunigen. Dadurch steigt die Qualität der Vorbereitung enorm, und Berater können sich endlich auf das konzentrieren, was KI nie leisten wird: Vertrauen aufbauen, Lebenssituationen richtig einordnen, Prioritäten setzen und Menschen sicher durch komplexe Entscheidungen führen.
Sie betonen die Bedeutung Ihrer Zentrale in Bonn als Anlaufstelle für die Vertriebspartner. Warum ist das heutzutage noch wichtig?
Strotmann: Die Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Backoffice ist ein zentraler Erfolgsfaktor unseres Unternehmens. Unsere Zentrale in Bonn ist eine wichtige Begegnungsstätte, um persönliche Kontakte zu pflegen, sich fachlich auszutauschen und gegenseitig zu inspirieren. Durch die zwischenmenschlichen Beziehungen werden viele Probleme schneller und einfacher gelöst. Außerdem ist die Zentrale ein repräsentativer Treffpunkt für neue Vertriebspartner und Geschäftspartner.
Wemheuer: Das ist richtig. Ferner ist hier auch unsere Akademie angesiedelt. Sie macht unsere Zentrale zu einem Schulungs- und Entwicklungszentrum, das Beratung auf ein neues Niveau hebt. Hier bündeln wir Fachwissen, Beratungskompetenz, Kultur und moderne Arbeitsweisen unter einem Dach. So verbinden wir Tradition und Moderne.
Im Juli hat Global-Finanz zwei Kooperationen verkündet: Mit der Reuss Private Bank und mit dem Maklerpool Blau Direkt. Worin besteht die Zusammenarbeit jeweils und lässt sich schon sagen, wie sich die ersten Monate entwickelt haben?
Strotmann: Gemeinsam mit der Reuss Bank haben wir exklusiv für unseren Vertrieb eine vollständig papierlose Vermögensverwaltung geschaffen. Das System verbindet die Schnelligkeit eines digitalen Robo-Advisors mit der individuellen Betreuung durch den vertrauten Ansprechpartner.
Wemheuer: Ein moderner Vertrieb, wie der unsrige, profitiert enorm von der technischen und prozessualen Professionalität einer leistungsfähigen Maklerplattform. Dort sind digitale Strecken, Datenflüsse, Schnittstellen, Vergleichsprozesse und Compliance-Anforderungen bereits auf einem hohen Niveau abgebildet. Das entlastet den Vertrieb. Gleichzeitig entsteht ein Mehrwert in die andere Richtung: Eine große Vertriebseinheit bringt Erfahrung, Volumen und tiefes Kunden- und Prozessverständnis mit. Sie weiß, welche Anforderungen im Alltag wirklich relevant sind, wo Vertriebsprozesse haken, wie Kundensituationen aussehen und welche Tools im Beratungsablauf tatsächlich wirken. Diese Expertise fließt in die Weiterentwicklung der Plattform ein und macht sie praxistauglicher, stabiler und marktnäher.
Sie sind zudem eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Dipay in Zusammenhang mit Honoraren und Servicegebühren eingegangen. Welchen Stellenwert werden solche alternativen Verfügungsmodelle – neben Provisionen – künftig bei Global-Finanz haben?
Strotmann: Honorare und Servicegebühren werden in der Zukunft einen deutlich höheren Stellenwert bekommen – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu Provisionen. Kunden erwarten zunehmend Transparenz, Wahlfreiheit und nachvollziehbare Leistungsmodelle. Genau dafür sind alternative Vergütungsmodelle ideal geeignet. Für Berater schaffen diese Modelle zusätzliche unternehmerische Freiheit.
Welche generellen Erwartungen haben Sie für 2026?
Wemheuer: Die Global-Finanz will im Jahr 2026 die Anzahl der aktiven Vertriebspartner weiter steigern. Unser Ziel ist es, die Digitalisierung zum Nutzen unserer Kunden sowie unserer Berater kosteneffizient voranzutreiben. Die Aus- und Weiterbildung sowie die Qualifizierung sollen weiter ausgebaut werden. Einen Schwerpunkt werden wir auf das Firmenkundengeschäft im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge und Krankenversicherung legen.










