Höhere Kapitalmarktrisiken: Versicherern droht Rating-Herabstufung

Die Risiken in den Kapitalanlagen europäischer Versicherer sind laut einer Analyse der Ratingagentur Fitch gestiegen. Dies könnte zu negativen Ratingveränderungen führen, teilte das Unternehmen in Frankfurt mit. Doch so weit muss es nicht kommen, denn der bisherige Risikoanstieg sei demnach gering und werde „wahrscheinlich gering bleiben“.

Der Anteil alternativer Anlagen am Gesamtportfolio der Versicherer wird Fitch zufolge steigen – trotz Widrigkeiten in der praktischen Umsetzung.

Zwar habe es bei den Versicherern kaum Umschichtungen von festverzinslichen Anlagen in riskantere Anlageklassen, wie Aktien, Immobilien oder Alternative Anlagen gegeben, allerdings seien die Kreditrisiken innerhalb der festverzinslichen Kapitalanlagen deutlich gestiegen, teilen die Analysten mit. Dieser Anstieg wird von Fitch als potenziell negativ für ein Rating angesehen, auch wenn das bisher erreichte Risikoniveau noch keine Herabstufungen ausgelöst hat.

Man sei der Auffassung, dass die Anleihepreise über alle Risikoklassen und Laufzeiten „eine hohe Bewertung“ erreicht haben und die Risikoprämien niedrig seien, so Fitch. Sollten die Marktzinsen steigen, würden demnach auch die Risikoprämien ansteigen. „Anleihen der höheren Risikoklassen und mit langen Laufzeiten würden in einem solchen Szenario stärkere Wertverluste erleiden als Anleihen mit niedrigem Risiko und kurzen Laufzeiten“, heißt es. Die Marktwerte der festverzinslichen Kapitalanlagen der Versicherer reagierten „heute empfindlicher gegenüber Zinsanstiegen als in der Vergangenheit“.

Alternative Anlagen trotz Niedrigzinsphase kaum im Portfolio

Dass Alternative Anlagen in den Bereichen Infrastruktur und Erneuerbare Energien trotz der anhaltenden Nierigzinsphase nach wie vor nur einen kleinen Teil der gesamten Kapitalanlagen der Versicherer ausmachen, begründen die Fitch-Analysten unter anderem mit einer „geringen Verfügbarkeit von Investitionsprojekten“ sowie „aufwendigen Due-Diligence Prozesse“. Letzteres führe auch dazu, dass solche Anlagen generell nur von größeren Versicherungen getätigt werden, die über die erforderlichen Ressourcen verfügten. Die vergleichsweise hohe Kapitalunterlegung, die unter dem EU-Finanzregelwerk Solvency II erforderlich sein werde, stelle eine weitere Hürde für Investitionen in Alternative Anlagen dar.

Gleichwohl erwartet Fitch, dass der Anteil der Alternativen Anlagen an den Kapitalanlagen der Versicherer in Zukunft zunehmen wird. Es bestehe ein großer Bedarf an Investitionen in den Bereichen Infrastruktur und Erneuerbare Energien. Diese könnten von der öffentlichen Hand aufgrund von Budgetbeschränkungen nicht finanziert werden. Versicherer seien zur Finanzierung gut geeignet, da sie Anlagemöglichkeiten benötigten, die zu ihren „langfristigen und illiquiden Verbindlichkeiten passen“. (lk)

Foto: Fitch Ratings

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