Domcura gilt heute als technologischer Vorreiter. Welche weiteren Innovationen im Bereich Betrieb und IT – über die aktuelle Leistungsfähigkeit von KIM hinaus – werden Ihrer Einschätzung nach in den nächsten drei bis fünf Jahren den größten Einfluss auf Makler, die Beratung und Kunden haben?
Wollny: Wenn wir drei bis fünf Jahre nach vorn blicken, sehen wir eine Branche, in der viele heute noch aufwendige Arbeitsschritte im Hintergrund längst automatisiert sind. Ein Kunde meldet einen Schaden per Smartphone, die relevanten Informationen werden sofort erkannt, die Deckung in Echtzeit geprüft, der Prozess automatisch gestartet. Der Makler hat in diesem Moment bereits eine transparente Übersicht, um seinen Kunden beruhigen und begleiten zu können. Darüber hinaus wird KIM zunehmend proaktiv: Der virtuelle Mitarbeiter erkennt Risiken frühzeitig, weist auf Absicherungslücken hin und liefert Maklern intelligente Vorschläge für die individuelle Beratung. Unsere Vision ist eine IT-Landschaft, in der KI unsichtbar im Hintergrund arbeitet, Prozesse durchgehend automatisiert und die Zeit freimacht für das, was Versicherung im Kern ausmacht: persönliche Nähe und Vertrauen zwischen Makler und Kunde.
Die Diskussion um eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden nimmt Fahrt auf. Wie positioniert sich Domcura zu diesem Thema – und welche politischen Weichenstellungen wären aus Ihrer Sicht sinnvoll, um die Wohngebäudeversicherung zukunftsfähig zu machen?
Wollny: Die politische Debatte um eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden ist nachvollziehbar. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass eine Pflichtversicherung tatsächlich der sicherste Weg wäre, um eine flächendeckende Absicherung zu erreichen – gerade auch für Gebäude, die heute oft keinen Versicherungsschutz erhalten. Eine solche Lösung hätte zudem den Vorteil, dass Risiken solidarisch getragen werden und der Staat nicht nach jedem Großschadenereignis finanziell einspringen müsste. Auf der anderen Seite darf man die möglichen Nebenwirkungen nicht ausblenden: Eine Pflicht könnte dazu führen, dass weniger in Prävention investiert wird und die Beiträge für viele Eigentümer spürbar steigen. Deshalb halten wir eine Opt-out-Lösung für praktikabler: Jeder Kunde bekommt automatisch eine Elementarabsicherung angeboten, wer sie nicht möchte, muss aktiv widersprechen. So kombinieren wir eine sehr hohe Verbreitung mit der Wahrung der Vertragsfreiheit. Wichtig ist aber: Versicherung allein reicht nicht. Zukunftsfähig wird die Wohngebäudeversicherung erst dann, wenn Vorsorge und Versicherung zusammengedacht werden – mit klaren Vorgaben für Neubauten, besserem Hochwasserschutz und umfassender Beratung, die Hausbesitzer bei eigenen präventiven Maßnahmen unterstützt.

Die Schadenbelastung in der Wohngebäudeversicherung steigt seit Jahren, getrieben durch Extremwetter, Inflation und hohe Baukosten. Welche Strategien verfolgt Domcura, um stabile und faire Prämien zu ermöglichen – und wo sehen Sie die Grenzen?
Wollny: Wir begegnen dem mit mehreren Strategien: Automatisierung senkt unsere Prozesskosten, bessere Risikodaten ermöglichen eine präzisere und gerechtere Kalkulation. Mit neuen Starkregenzonen können wir Risiken noch genauer bewerten und so faire Prämien gestalten. Dazu kommt die Prävention: Schäden, die gar nicht erst entstehen, belasten weder Kunden noch Kollektiv. Natürlich können wir weder Baupreise noch Naturereignisse steuern – aber wir können ihre Folgen begrenzen, indem wir Prozesse effizient halten, Risiken klug kalkulieren und Prävention konsequent in den Mittelpunkt stellen. So bleibt Versicherung auch in einem schwierigen Umfeld verlässlich.
Viele Makler berichten von Herausforderungen, Kunden den massiven Kostenanstieg in der Wohngebäudeversicherung zu vermitteln. Wie unterstützen Sie den Vertrieb bei dieser Aufgabe – und wie lassen sich Kunden dennoch für langfristige Absicherungslösungen gewinnen?
Wollny: Wir unterstützen unsere Maklerinnen und Makler gezielt mit transparenten Daten, verständlichen Materialien und klaren Argumentationshilfen, die Ursachen wie Baupreise, Inflation oder Extremwetter nachvollziehbar machen. Zusätzlich bieten wir KI-gestützte Services: Bei der Angebots- und Antragsstellung schlägt KIM in Echtzeit Tarife vor, zeigt Alternativen und macht Absicherungslücken sichtbar. Damit geben wir Maklern Werkzeuge an die Hand, um souverän zu beraten und den Mehrwert einer langfristigen Absicherung klar herauszustellen. Entscheidend bleibt: Kunden gewinnen wir dann für dauerhafte Lösungen, wenn sie spüren, dass sie im Schadenfall wirklich verlässlich geschützt sind.













