Schreckgespenst Altersarmut: Nur jeder zweite Jugendliche baut vor

Berlin hat sich dagegen für eine psychologisch verheerende verkehrte Bewusstseinsbildung entschieden. Als erstes Reformvorhaben wurde die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Versicherungsjahren gestartet und die überaus teure Mütterrente gleich noch mitverabschiedet.

Der Bevölkerung wurde vorgegaukelt, die reiche Republik könne sich das leisten. Selbst Bundesfinanzminister Schäuble verteilte solche Beruhigungspillen. Inzwischen dämmert einigen Koalitionären angesichts der sich verfinsternden Konjunkturaussichten, dass man sich übernommen hat.

Sachverständige rechnen bis zum Jahr 2030 mit Mehrausgaben von rund 160 Milliarden Euro. Vor allem die Mütterrente wird die Rentenkassen erheblich belasten. Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) glaubt, dass solche Zusatzbelastungen selbst bei weiter steigenden Steuereinnahmen nur über höhere Rentenbeiträge und sinkende Renten im Alter ausgeglichen werden können. Dieser Analyse kann man nur schwerlich widersprechen.

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Unsicherheit über den richtigen Weg

Die mangelnde Bereitschaft zu intelligenter Alterssicherung hängt aber auch mit der Unsicherheit über den richtigen Weg zusammen. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit, einen Beitrag zu leisten, ist bei vielen durchaus da, hat sich aber mit einer Konfusion über erfolgreiche Schritte zum langfristigen Vermögensaufbau verbunden.

Das hängt vor allem auch mit der Niedrigzinspolitik der Notenbanken zusammen, die alle Bevölkerungsgruppen trifft. Folgt man dem aktuellen Global Wealth Report der Allianz, haben die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen dem deutschen Sparer seit 2010 über 23 Milliarden Euro gekostet.

Im Durchschnitt haben die deutschen Haushalte in den letzten fünf Jahren pro Kopf 281 Euro verloren. Da sich keine Änderung dieser Politik abzeichnet, werden Versorgungslücken für den Ruhestand immer dramatischer. Die Profiteure der Niedrigzinspolitik befinden sich in Spanien, Griechenland, Irland und Portugal, ein Umstand, der in schönfärberischen Erklärungen zur europäischen Finanzkrise selten anklingt.

Im Alter droht Hartz IV-Niveau

Welche Gefahren die Verdrängung der mehr als tristen Gegenwart mit sich bringt, hat jüngst der Chef der privaten Altersvorsorge bei DWS Investment, Frank Breiting, in einem Interview recht drastisch erläutert.

Seite drei: Mehr Transparenz zur Rentenlücke

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