„Digitale Lösungen werden Bankberater im Massengeschäft ersetzen“

Dr. Marcus Niebudek, Head of Strategy, Innovation & Sales im Bereich Banking des Beratungsunternehmens Horváth & Partners, sprach mit Cash. über die Profitabilität des Privatkundengeschäfts, neue Service- und Gebührenmodelle der Banken sowie die künftige Rolle der Fintechs.

Niebudek
Marcus Niebudek: „Für viele Banken wird es unter Kostengesichtspunkten zukünftig schwierig bis unmöglich, persönliche, individuelle Anlageberatung flächendeckend anzubieten.“

Cash.: Wie profitabel ist das Privatkundengeschäft der Banken aufgestellt?

Niebudek: Eine aktuelle Umfrage von Horváth & Partners unter Top-Managern von Banken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hat ergeben, dass für ein Fünftel der befragten Banken das Privatkundengeschäft bereits heute nicht mehr profitabel ist. Ferner gehen mehr als 40 Prozent der Teilnehmer davon aus, dass dies im Jahr 2020 der Fall sein wird.

Obwohl zwei Drittel der teilnehmenden Bankhäuser mit steigenden Kundenzahlen im Privatkundengeschäft rechnen, geht knapp die Hälfte von einer deutlich sinkenden Profitabilität aus – ein Rückgang von bis zu 20 Prozent wird erwartet. Es zeigt sich deutlich, dass im aktuellen – und höchstwahrscheinlich noch sehr viel länger anhaltenden – Niedrigzinsumfeld steigende Kundenzahlen die Erosion der Margen in Zinsgeschäft nicht kompensieren werden können und dies von Banken auch nur teilweise durch höhere Provisionserträge aufgefangen werden kann.

Wollen die Banken nur an der Kostenschraube drehen, um die Profitabilität zu erhalten, oder wird sich auch das Serviceangebot verändern?

Ein reines Drehen an der Gebührenschraube wäre zu kurz gesprungen und würde sich meines Erachtens auch bitter rächen. Da Finanzdienstleistungen in vielen Fällen zum „commodity“ geworden sind, würden Kunden sich – dem Trend zur abnehmenden Kundenloyalität folgend – einfach den für ihr jeweiliges Anliegen günstigsten Anbieter suchen. Wir beobachten vielmehr, dass Banken versuchen, steigende Gebühren mit zusätzlichen Leistungen zu verknüpfen beziehungsweise darüber zu alimentieren.

So werden zum Beispiel Gebührenerhöhungen bei Girokonten mit Zusatzleistungen wie Versicherungen, Reise- oder Freizeitservices, Rabatten bei Kooperationspartnern oder Ähnlichem gerechtfertigt. Banken können so für zahlungsbereite Kunden ihr Serviceangebot erweitern und Leistungsbündel schnüren, die einen entscheidenden Vorteil bieten: Aufgrund der gegenüber dem Angebot von Einzelleistungen eingeschränkten Preistransparenz lassen sich durch die Leistungsbündel „bequem“ Zusatzerträge generieren.

Seite zwei: „Bankkunden müssen sich von „Geiz-ist-geil“-Mentalität verabschieden

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