En Marche – Frankreich bewegt sich doch

Dass sich Frankreich auf einem guten Weg befindet, in Europa eine gewichtige Rolle zu übernehmen, konnte man an den Börsen schon beobachten: Die internationalen Kapitalmärkte bewerteten den Wahlsieg des Gründers der Bewegung „En Marche“ positiv. Noch im Vorfeld der Wahl war beispielsweise der Renditeaufschlag von zehnjährigen französischen Staatsanleihen („Spread“) zu deutschen Bundesanleihen gleicher Laufzeit von 50 Basispunkten zu Jahresbeginn auf nahezu 80 Basispunkte angestiegen.

Bereits am Morgen nach dem ersten Wahlgang zeigten sich OATs („Obligations Assimilables du Trésor“) im Aufwind und der Risikoaufschlag sank schlagartig. Seit dem Amtsantritt des jungen Präsidenten ist der Renditeunterschied weiter geschrumpft. Die Spreads zehnjähriger französischer Staatsanleihen haben sich gegenüber Bundesanleihen auf bis zu 30 Basispunkte eingeengt. Damit bewegen sich die Renditen wieder auf dem niedrigen Niveau des dritten Quartals 2016. Die politische Risikoprämie wurde nach der Wahl also vollständig ausgepreist, die Renditen des drittgrößten europäischen Emittenten sind wieder auf angemessenem Niveau.

Nächstes Level – die europäische Dimension von Macrons Politik

Es tun sich also entscheidende Dinge bei unseren französischen Nachbarn. Die Umsetzung der Arbeitsmarkreform wäre für die Dynamik der französischen Wirtschaft von großer Bedeutung. Auch die gegenüber der EU versprochene Senkung der Defizitquote auf unter drei Prozent ist zu begrüßen. Der erhoffte Durchbruch wäre das allerdings noch nicht. Um die französische Wirtschaft einen nachhaltigen Wachstumskurs zu lenken, sind weitere substanzielle Reformen unumgänglich.

Das sollte auch in europäischem Interesse sein: Denn für die europäischen Partner, allen voran Deutschland, hängt viel von Macrons Erfolg im eigenen Land ab. Es ist wichtig, dass die deutsch-französische Achse wiederbelebt und davon ausgehend die Architektur der Europäischen Währungsunion weiterentwickelt wird. Sollte der Präsident dafür entscheidende Weichen stellen, ist für französische Staatsanleihen mittel- und langfristig sogar noch mehr drin.

Günther Welter ist Portfoliomanager Renten bei Union Investment.

Foto: Union Investment

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