Die Dollarschwäche und breite weltwirtschaftliche Erholung unterstützen Konjunktur und Finanzmärkte der asiatischen Schwellenländer, allen voran in Südkorea, wo nach Meinung von Samir Mehta von der Investmentgesellschaft JOHCM ein erhebliches Potenzial im Bankensektor besteht.
Im Umfeld einer weltweiten wirtschaftlichen Erholung und niedriger Inflation bleiben Risikoanlagen rund um den Globus gefragt. Die verbesserten Rahmenbedingungen spiegeln sich in der ganzen Breite wider. Im Falle der asiatischen Schwellenländer gibt der schwächere US-Dollar zusätzliche Impulse. Ein Trend, der auch weiterhin intakt bleiben dürfte. Kapital fließt an die Finanzmärkte Asiens zurück. Neben den Kernmärkten China und Indien lohnt der Blick auf Randmärkte, wie Indonesien, Malaysia und Südkorea. Letzterer war per Ende Juli der erfolgreichste asiatische Aktienmarkt im laufenden Jahr.
Konsolidierung im Bankensektor
Potenzial haben insbesondere Finanztitel aus Südkorea. Jüngst habe ich erstmals in den mehr als 20 Jahren meiner Karriere eine solche Aktie gekauft. Optimistisch stimmen eine ganze Reihe von fundamentalen Entwicklungen, die durchaus für längere Zeit Bestand haben könnten. So konsolidiert der Bankensektor Südkoreas, was dem Lehrbuch entsprechend die Chance auf höhere Preise eröffnet. Und genau das war deutlich in den Zahlen über die ersten zwei Quartale 2017 zu sehen. Zudem zeigen Kostensenkungsmaßnahmen wie effizientere Filialnetze und Personalabbau, die in der Vergangenheit schon mehrfach angestoßen wurden, nun erstmals richtig Wirkung.
Mögliches Re-Rating von Finanztiteln
All das kann in Re-Ratings der Aktien von koreanischen Finanztiteln münden, wie sie auch bei Banken in anderen Teilen der Welt zu beobachten sind. Hinzu kommt, dass die notleidenden Kredite (NPLs) einen Hochpunkt erreicht haben dürften. Noch vor ein paar Jahren durchlief Südkoreas Bankensystem schwere Zeiten, bedingt durch die chinesische Krise in Industrie und Schiffbau. Nun ist eine Periode nachhaltig geringerer Kreditausfälle möglich. Aktuell liegt das „NPL-to-Assets-Ratio“ in Südkorea noch bei 0,6 Prozent, verglichen mit 0,15 bis 0,35 Prozent für beispielsweise Singapur und Australien.
Gefahr von Nordkorea nicht überbewerten
Die von Nordkorea ausgehende Gefahr sollte nicht überbewertet werden, schließlich existiert sie schon lange. Neu dabei ist die Unberechenbarkeit, die vom US-Präsidenten ausgeht. Ähnliche Konflikte hat es schon häufig gegeben. Eine Eskalation kann durchaus zu Panikreaktionen an den Märkten führen. Wir konzentrieren uns auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen, die sich meistens nicht durch geopolitische Spannungen ändern. Was sich aber ändert, ist die Risikowahrnehmung der Anleger.
Samir Mehta ist Portfolio Manager des JOHCM Asia ex Japan Fund.
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