Gabriel: „Dürfen Wertschöpfungskette, von der wir leben, nicht unterbrechen“

Die Welt muss den Klimawandel bekämpfen. Welche Rolle die EU und Deutschland spielen und warum wir hinterher sind, haben gestern auf der Nachhaltigkeitskonferenz von Union Investment unter anderem Sigmar Gabriel (SPD) und der ehemalige Vorsitzender der Eurogruppe Jeroen Dijsselbloem besprochen.

Sigmar Gabriel (SPD), abgeordneter des Bundestags und Außenminister a.D.
Laut Sigmar Gabriel (SPD) ist die Energiewende auch deshalb schwer umzusetzen, weil sie Arbeitsplätze kosten wird.

Nachhaltig investieren bedeutet, mit höheren Renditen belohnt zu werden.Während Investoren schon auf der Suche nach nachhaltigen Anlagemöglichkeiten sind, sind viele Volkswirtschaften, inklusive Deutschland, noch weit davon entfernt, Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen oder die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) der UN zu erfüllen.

Union Investment hat gestern zu diesen Themen eine Nachhaltigkeitskonferenz in Frankfurt veranstaltet. Eingeladen waren unter anderem Jeroen Dijsselbloem, Minister für Finanzen der Niederlande von 2012 bis 2017 und Vorsitzender Euro-Gruppe von 2013 bis 2018 und Bundesaußenminister a.D. Sigmar Gabriel (SPD).

„Klimawandel ist nicht kostenlos“

Dijsselbloem sprach über die Frage, ob die Europäische Union (EU) bereit für die nachhaltigen Entwicklungsziele der United Nations (UN) ist. Dabei betonte er die moralische Verpflichtung der EU, gerade in Zeiten, in denen die USA unter Trump diese Ziele nicht mehr unterstütze.

Der Klimawandel habe ökonomische und soziale Folgen, er sei nicht kostenlos. Unkontrollierter Klimawandel würde ein Fünftel des weltweiten Bruttoinlandsproduktes kosten. „Wenn wir es richtig machen wollen, müssen wir es besser machen und uns global koordinieren“, sagte Dijsselbloem.

Er bemängelte, dass externe Effekte des CO2-Ausstoßes und dem Verbrauch von Ressourcen nicht in voller Höhe den Verursachern angerechnet würden. Er warb dafür, Emissionsrechte knapper und teurer zu machen.

Auch die EU habe klare Aufgaben. Das Finanzkomitee müsse mehr in den Energiewandel investieren. Zudem sei Transparenz der Schlüssel, dafür müsse die EU mit einem Label für Finanzprodukte und eindeutigen regulatorischen Standards sorgen.

„EU hat keine Strategie, die Nachhaltigkeit mit industrieller Sicherheit verbindet“

Sigmar Gabriel sprach über die Rolle von Nachhaltigkeit für die Zukunft Deutschlands. Für das Land sei es aufgrund des starken Industriezweiges schwierig, nachhaltig zu wirtschaften. Für Länder mit weniger und anderer Industrie sei es einfacher, Regulierungen zu fordern.

„Das Problem ist, dass die EU keine Strategie erstellt hat, in der Nachhaltigkeit mit industrieller Sicherheit verbunden wird. Die Wertschöpfungskette, von der wir leben, dürfen wir aber nicht unterbrechen.“

Sonderwirtschaftszone für Braunkohleregion

Ein weiteres Problem sei, dass es Regionen wie die Lausitz gebe, in der fast alle Arbeitsplätze an einem Industriezweig wie der Braunkohle hängen würden. Diese Arbeitsplätze seien durch die Energiewende gefährdet und es sei schwer, diesen Arbeitern zu erklären, dass nicht nur ihre Arbeitsplätze verloren gehen, sondern sie auch Teil des Klimaproblems sind.

Gabriel schlug vor, Gebiete, in denen viele Arbeitsplätze abgebaut werden müssten, um gegen den Klimawandel zu kämpfen, zur Sonderwirtschaftszone zu machen. Dort könnten dann beispielsweise die Komponenten produziert werden, um das deutsche Stromnetz auf die Energiewende vorzubereiten. (kl)

Foto: Shutterstock

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