Die Broker stehen damit vor einem nicht unerheblichen Problem: Die neue Trader-Generation, auf die sie gewartet haben, ist da. Doch sie ist zahlenmäßig stärker, jünger, besser koordiniert und fachlich versierter als irgendjemand geahnt hätte. Damit nicht genug: Wie wir am Beispiel oben gesehen haben, gelten für sie andere Regeln.
Diese Generation glaubt, nichts zu verlieren zu haben, und ist weitaus risikofreudiger als vielen in der Branche klar ist. Sie hat nichts mehr mit der Generation X oder den älteren „Millennials“ zu tun, die bislang den Ton angaben. Die neuen Trader können sich einer extremen Risikobereitschaft rühmen und genießen wegen ihrer katastrophalen Verluste schon jetzt einen legendären Ruf bei ihren Altersgenossen. YOLO-Trade, der das gesamte Kapital auf eine Karte setzt, ist bei Junganlegern häufiger die Regel als die Ausnahme.
Technologien für die Orderausführung und das Risikomanagement
Doch wie sollte ein Broker technisch aufgestellt sein, der unter den neuen Marktbedingungen erfolgreich sein will? Die wichtigsten Voraussetzungen für das moderne Brokergeschäft sind flexible Order-Routing- und -Ausführungsfunktionen, bei denen der Order-Flow dynamisch segmentiert und nach Wert, Kunde, Trading-Session und weiteren Kriterien auf A/B/C-Gruppen verteilt wird.
Sie sollten mit anspruchsvollen Stresstests der vorhandenen Systeme gekoppelt werden, die den Brokern in turbulenten Zeiten einen großzügigen Spielraum verschaffen. In einem Handelsklima, in dem nur allzu oft „Schwarze Schwäne“ daherkommen, bieten diese Maßnahmen einen besseren Schutz vor unvorhergesehenen Ereignissen.
2020 waren es US-Aktienbroker, die den scharfen Wind des neuen Retail-Handels zu spüren bekamen. Doch nichts hindert die neuen Trader daran, auch auf dem Devisenmarkt oder bei Edelmetall-CFDs Absprachen zu treffen. Nach wie vor verlassen sich viele traditionelle Brokersysteme darauf, dass die Trader – wie vor 15 Jahren – sich nicht schnell genug verständigen und einen Konsens erzielen können, um eine größere Gefahr darzustellen. Das ist aber nicht mehr Fall.
Deshalb ist eine datengesteuerte Lösung erforderlich, um Tendenzen schon im Ansatz zu erkennen. Als dieser Artikel verfasst wurde, war die WallStreetBets-Community bereits auf 9,5 Millionen Mitglieder angewachsen. Schon bei einem Bruchteil dieser Zahl ist es schwierig, die geballte Kaufkraft der Community zu überblicken, insbesondere, wenn sie auf einen Punkt gerichtet werden kann.
