Deutschland: Im Abwärtssog der Industrie

Auch im August ging es mit der Unternehmensstimmung in Deutschland weiter spürbar bergab. Das ifo Geschäftsklima sank um 1,5 Punkte auf einen Stand von 94,3 Punkten (Bloomberg-Median und DekaBank: 95,1 Punkte). Die Lageeinschätzung hat um mehr als zwei Punkte nachgegeben, doch auch der Rückgang der Geschäftserwartungen um knapp einen Punkt war spürbar. 

Die Industrie reißt die deutsche Konjunktur in die Rezession.Der stetig eskalierende Handelsstreit, die zunehmende Gefahr eines ungeregelten harten Brexits und nun auch die Regierungskrise in Italien sind zu viel für die an sich starken Schultern der deutschen Industrie.

Durch die Probleme im industriellen Kernbereich – in der Automobilindustrie – war die Widerstandskraft der Industrie schon zu geschwächt. Immer mehr breitet sich nun der konjunkturelle Schwächeanfall auf die bislang gesunden Dienstleistungsbereiche aus.

Hauptursache: Exportabhängigkeit

Warum leidet die deutsche Industrie in so starkem Maße? Drei Faktoren machen sich hier negativ bemerkbar: Sie ist stark exportabhängig, sie produziert in hohem Maße Investitionsgüter und es sind die wichtigsten Absatzregionen Deutschlands Betroffen (USA: Platz 1, CHN: Platz 3, GBR: Platz 5; ITA: Platz 6). Zusammen stehen diese für mehr als 25 % der deutschen Warenausfuhr.

Mehr als 25% der Ausfuhren der deutschen Industrie gehen also in Länder, deren wirtschaftlichen Perspektiven schwach oder zumindest mit einem hohen Grad an Unsicherheit verbunden sind. Wenn aber die deutschen Unternehmen mit schwachen oder zumindest ungewissen Absatzperspektiven rechnen müssen, dann halten sie sich bei ihren Investitions- und Beschäftigungsplänen zurück.

Chinesische Vergeltungsmaßnahmen mit ungeahntem Ausmaß

So schlecht die Stimmungswerte der Unternehmen sind, sie dürften in der nächsten Umfrage noch tiefer liegen, denn die jüngste Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China ist in der heute veröffentlichten Umfrage noch gar nicht enthalten:

Die chinesischen Vergeltungsmaßnahmen und die amerikanische Vergeltung für die chinesische Vergetung. Allein hieran zeigt sich die verheerende Logik dieses Handelsstreits.

Deutschland hat im zweiten Quartal den ersten Schritt in eine (technische) Rezession gemacht, der zweite folgt nun im dritten Quartal. Allerdings sind die Auswirkungen dieser technischen Rezession nicht vergleichbar mit „echten“ Rezessionen, bei denen die Arbeitslosigkeit deutlich ansteigt. Das erwarten wir bislang noch nicht.

Foto: Shutterstock

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