Nach Thomas Cook-Insolvenz: Die Pauschalreise ist nicht tot

Die Pleite von Thomas Cook wirkt sich also positiv auf die Geschäftsmodelle der anderen Reiseanbieter aus. Und der Markt wächst weiter: Die Reiseausgaben der Deutschen stiegen laut aktuellen Zahlen des Branchenverbands „Deutscher Reiseverband“ (DRV) im Jahr 2018 auf rund 68 Milliarden Euro von rund 65 Milliarden Euro im Vorjahr, ein Plus von 5 Prozent.

Sicher, die Reisebranche hat ihre Herausforderungen: Die Buchungen sind abhängig von Wetterphänomenen, wirtschaftlicher Gesamtlage und geopolitischen Entwicklungen, es herrscht harter Wettbewerb, die Margen sind gering. Doch gerade im Segment Pauschalreisen ist es Masse, die zählt. Und die Buchungen der organisierten Reisepakete steigen: Laut DRV entfielen vor 1995 rund 41 Prozent der Buchungen auf professionell organisierte Reisen, im Jahr 2018 waren es 49 Prozent. Die Pauschalreise ist also nicht tot.

Insgesamt steckt die Tourismusbranche nicht in einer Krise. Strukturell betrachtet hat die Branche ihren größten Bedeutungsverlust bereits hinter sich: Im Onlinebereich hat der Tourismussektor im Subsegment Konsum die höchste Penetrationsrate. Das trifft vor allem die Reisebüros. Wer sich hier nicht auf Nischenangebote spezialisiert, kämpft ums Überleben.

Hausgemachte Probleme

Die Probleme, die Thomas Cook in die Insolvenz führten, sind hausgemacht. Die Pleite des 178 Jahre alte Reiseunternehmens überraschte Branchenexperten nicht, lediglich der Zeitpunkt kam unerwartet.

Das Hauptproblem im Vergleich zur Konkurrenz: Thomas Cook hat es versäumt, sich breiter aufzustellen. Während etwa TUI eigene Hotels, Kreuzfahrtschiffe und eine Fluglinie betreibt, nannten die Briten lediglich Condor ihr Eigen.

Condor wiederum verfügt über eine alte Flotte, im Schnitt sind die Flugzeuge 18 Jahre alt. Zum Vergleich: Die Maschinen von Ryanair haben ein Durchschnittsalter von sieben Jahren. Die Langstrecken-Flugzeuge von Condor haben gar ein Durchschnittsalter von 24 Jahren – unter anderem deshalb ist das Interesse möglicher Käufer gering.

Die deutsche Thomas Cook will bis zum 1. Dezember wieder operativ tätig sein und Reisen ab Jahresbeginn 2020 anbieten. Bis dahin dürfte der Kuchen weitgehend verteilt sein.

Foto: Shutterstock

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