Schiffsfonds: „Vertrauen der Anleger ist derzeit zerstört“

In welchem Rahmen werden die Gesellschafterbeschlüsse gefasst?

So lange ein Schiff noch nicht vollständig entschuldet ist, halten wir durchweg jährliche Präsenzversammlungen ab. Auch bei jenen Fonds, die bereits schuldenfrei sind, fallen wichtige Entscheidungen wie Satzungsänderungen oder Verkauf des Schiffes nur in Präsenzversammlungen.

Dies war auch in guten Zeiten stets unser Grundsatz und gilt natürlich erst recht für außerordentliche Beschlussfassungen.

Wie viele Frachter zählt Ihre Flotte noch?

Die Flotte der Hansa Treuhand besteht derzeit aus insgesamt 72 eigenen und Fonds-Schiffen. Seit 2010 haben wir 28 Einheiten verkauft, davon acht zur Verschrottung. Diese Schiffe stammten aus den 1980er- und der ersten Hälfte der 90er-Jahre.

In den weitaus meisten Fällen haben die Anleger über die Gesamtperiode einen Gewinn verbuchen können, auch wenn das Ende wenig erfreulich war.

Mussten Sie schon die Insolvenz eines Ihrer Fonds hinnehmen?

Nein. Ich hoffe, dass das auch so bleibt.

Themenwechsel: Was halten Sie von dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB)?

Die Regulierung bedeutet hauptsächlich zusätzliche Bürokratie und bringt im Sinne des Anlegerschutzes nichts. Im Gegenteil: Nehmen Sie nur die gesetzliche Regelung, dass der Prospekt nur noch hinterlegt, dem Anleger aber nicht mehr ausgehändigt werden muss. Stattdessen soll er sich durch drei Seiten „Beipackzettel“ informieren.

Wir müssen also einen umfangreichen Prospekt mit detaillierten Informationen und seitenlangen Risikohinweisen erstellen, den der Anleger dann gar nicht unbedingt zu sehen bekommt. Das ist doch absurd.

Wollen Sie sich der Regulierung dennoch stellen?

Wir verfügen mit der Hansa Treuhand Finance bereits seit geraumer Zeit über eine Zulassung der BaFin als Finanzdienstleistungsinstitut nach dem Kreditwesengesetz und haben damit 75 Prozent des Weges schon hinter uns.

Den Antrag zur Zulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft nach dem KABG werden wir spätestens im Januar 2014 stellen und planen dann zunächst einen Flugzeugfonds. Hier befinden wir uns gerade in einem Bieterverfahren.

Schiffsfonds für Privatanleger wird es erst wieder geben können, nachdem sich der Markt erholt hat und die Fonds nachhaltig Ausschüttungen erwirtschaften. Das Vertrauen der Anleger ist derzeit zerstört. Ich rechne nicht damit, dass es vor 2016 wieder hergestellt werden kann.

Interview: Stefan Löwer, Chefanalyst G.U.B. Analyse (Cash.-Gruppe)

Foto: Hansa Treuhand

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