Betriebliche Krankenversicherung: Gesunder Wettbewerbsvorteil

Doch inzwischen scheint der „Schock“ verdaut. „Seit etwa zwölf Monaten verspüren wir wieder ein gesteigertes Interesse an den Produkten der bKV. Dies liegt vor allem an dem Fachkräftemangel in den Firmen, der bei den Firmeninhabern und deren Personalabteilungen ein erhöhtes Interesse an Bausteinen zur Mitarbeiterbindung hervorruft“, erklärt Tretter. Zudem werde das Interesse durch den „Konkurrenzkampf zwischen Mittelständlern und Industrie um gute Fachkräfte befeuert“, berichtet der Makler.

„Wir schätzen in unserem Hause die Zukunftschancen der bKV sehr positiv ein und werden versuchen, damit auch im Bereich der Neukundengewinnung weiter aktiv zu bleiben. Für uns als Versicherungsmakler ist die bKV ein Produktbereich, in dem wir unsere Kernkompetenz in der Beratung beweisen können“, so Tretter. Ähnlich sieht es Jürgen Schmidt, Experte im Bereich Versorgung der Euroassekuranz Versicherungsmakler AG in Regensburg: „Das Interesse an einer betrieblichen Krankenversicherung ist unverändert hoch. Diverse Umfragen zeigen, dass circa zwei Drittel der Arbeitnehmer sich ein derartiges Angebot von ihrem Arbeitgeber wünschen.“

bKV ganz oben auf der Wunschliste

In der Tat geben die Umfrage-Ergebnisse den bKV-Vermittlern kräftigen Rückenwind. So teilten die Studienmacher der Gothaer – wenngleich nicht ganz uneigennützig – im April mit, dass die bKV bei 61 Prozent der Arbeitnehmer „ganz oben auf der Wunschliste“ stehe. Vergünstigungen wie Dienstwagen, Jobticket oder Firmentelefon liegen demnach „weit abgeschlagen“ dahinter. Bei jungen Arbeitnehmern unter 30 Jahren sei das Interesse an der bKV mit 64 Prozent sogar noch etwas größer. Hauptgrund für die Befragten, eine bKV abzuschließen, ist demnach die Kostenersparnis – 84 Prozent geben dieses Kriterium an.

bKV
Quelle: Gothaer

Weitere Gründe sind das günstige Mitversichern von Familienmitgliedern (62 Prozent) sowie die Umgehung der Gesundheitsprüfung (54 Prozent). Der bevorzugte Produktbaustein der Arbeitnehmer ist mit weitem Abstand das „Klassiker“-Produkt Zahnersatzversicherung. Diese Police wird mit 54 Prozent am häufigsten genannt, dahinter folgt die ambulante Zusatzversicherung (34 Prozent) sowie die Zahnbehandlungsversicherung (33 Prozent).

Beitragsstabilität, Verwaltbarkeit und Beitragshöhe sind besonders wichtig

Gleichwohl kann die Produktausgestaltung von Branche zu Branche durchaus variieren, wie bKV-Experte Tretter zu berichten weiß: „Die nachgefragten Produktbausteine und deren Gewichtung durch die Unternehmer sind je nach Branche unterschiedlich. Sind es im Bereich der Handwerksberufe eher die Bausteine Stationäre Zusatzversicherung, Zahnzusatz und Krankentagegeld ab dem 43. Tag, wünschen überwiegend kaufmännische Betriebsarten, wie Steuerbüros, Rechtsanwälte oder Ingenieurbüros, auch Bausteine wie Naturheilkunde, Osteopathie und Prävention.“

Weitaus einheitlicher ist das Meinungsbild, wenn es um allgemeine Anforderungen der Arbeitgeber an eine bKV-Lösung geht. Dies legt zumindest eine aktuelle Interviewreihe nahe, die die Unternehmensberatung Bülow & Consorten bei mehr als 20 Personalverantwortlichen unterschiedlicher Branchen und Unternehmensgrößen durchgeführt hat. Demzufolge waren sich nahezu alle Befragten einig, dass die Beitragsstabilität (100 Prozent), die Verwaltbarkeit (94 Prozent) und die Beitragshöhe (94 Prozent) maßgeblichen Einfluss auf die Auswahl des bKV-Anbieters hätten. Daran zeige sich, so das Resümee der Berater, „wie wichtig den befragten Unternehmen ein geringer Aufwand und eine verlässliche finanzielle Planbarkeit sind“.

Seite drei: Reine Produktverkäufer sind fehl am Platz

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments