Assekurata Marktstudie: Noch drei dabei – klassische Riester-Rente wird zum Auslaufmodell

Foto: Assekurata
Dr. Reiner Will

Das Niedrigzinsumfeld und ein untätiger Gesetzgeber sorgen dafür, dass die Riester-Rente zum Auslaufmodell wird. Gerade einmal drei Anbieter setzen noch auf die Riester-Rente, wie die neue Marktstudie der Kölner Rating-Agentur Assekurata zu den Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer jetzt zeigt.

Insgesamt 46 Unternehmen nahmen in diesem Jahr an der Untersuchung. Nach Prämieneinnahmen spiegeln sie einen Marktanteil von 73 Prozent wieder, so Assekurata. Im Vergleich zum Vorjahr (69 Prozent) scheinen sich damit mehr Versicherer bereit gefunden zu haben, Assekurata zur Verfügung zu stellen.

Die Assekurata-Studie offenbart sehr deutlich, das Riester zum Auslaufmodell wird und auch die neue Klassik mit Verzinsungen von gerade 2,24 Prozent im Schnitt zwar mehr Rediten bringt, als die klassische Lebens- und Rentenversicherungen. Doch ob das für eine auskömmliche Altersvorsorge ausreichen wird, hängt davon ab, wie sich die Inflationsraten in Zukunft entwickeln werden.

Klassik wird im Neugeschäft zum Ausnahmefall

Zum 1. Januar 2022 wurde der gesetzliche Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung von 0,90 auf 0,25 Prozent abgesenkt. Dies erschwert die Kalkulation von Garantien in klassischen Lebens- und Rentenversicherungsprodukten.

Quelle: Assekurata

Vor diesem Hintergrund hat Assekurata die Teilnehmer der Studie gefragt, ob sie klassische Produkte überhaupt noch im Neugeschäft anbieten. Im Ergebnis zeigt sich, dass noch 21 der 46 teilnehmenden Unternehmen klassische Produkte im Angebot haben; und zudem auch nicht die gesamte Produktpalette bedienen. Nach Assekurata-Angaben bieten derzeit 13 Gesellschaften noch klassische Kapitallebensversicherungen an. Ganze drei Versicherer sind noch in der Riester-Rente aktiv sind.

Drei Musketiere – Riester nur noch etwas für eingefleischte Fans

„Das geringe Angebot verdeutlicht, wie stark das einstige Flaggschiff der Lebensversicherer in der Gunst der Anbieter mittlerweile gesunken ist“, sagte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur. „Dabei sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass viele Versicherer noch große klassische Bestände in den Büchern haben, für deren Kunden die Überschussbeteiligung noch immer eine hohe Bedeutung hat.“

Laufende Verzinsung sinkt gegenüber Vor­jahr nur geringfügig

Hierzu hat Assekurata in der Studie ermittelt, dass die laufende Verzinsung 2022 über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen im Marktdurchschnitt nur marginal um 0,03 Prozentpunkte auf 2,61 Prozent gesunken ist. Während bei den jüngeren Tarifgenerationen ein leichter Rückgang zu verzeichnen ist, bleibt die Verzinsung bei den älteren stabil.

Quelle: Assekurata

„Grund hierfür sind die vertraglichen Garantien, auf die die Kunden mit Vertragsabschluss einen Anspruch erwerben, so dass die Überschussbeteiligung nicht darunter sinken kann“, erklärt Will. „Andererseits haben auch bei den jüngeren Tarifgenerationen viele Anbieter ihre Überschussbeteiligung konstant gehalten, so dass sich der Abwärtsdruck bei den Deklarationen mittlerweile deutlich verlangsamt hat.“

Auch Neue Klassik untersucht

Darüber hinaus haben die Kölner Analysten wieder das Segment der sogenannten Neuen Klassik untersucht. Neue klassische Tarife basieren wie klassische Versicherungen auf einer konventionellen Überschusssystematik sowie dem Ausgleich im Kollektiv und der Zeit. „Ein zentraler Unterschied liegt jedoch in der Ausgestaltung der Garantien, die grundsätzlich niedriger als in der Klassik ausfallen, um den Kunden dadurch eine höhere Rendite in Aussicht zu stellen“, erläuterte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata.

Vollständige Beitragsgarantie kaum mehr darstellbar

Viele Anbieter haben zum Jahreswechsel ihre neuen klassischen Tarife überarbeitet, wenngleich sich die meisten Unternehmen bereits im Vorjahr vom damaligen Höchstrechnungszins als Garantiezins gelöst hatten. Die Mehrheit der Gesellschaften legt ihren Tarifen mittlerweile einen individuellen Garantiezins zugrunde, der unter 0,25 Prozent liegt und häufig mit 0,00 Prozent nur noch einen Erhalt des Sparbeitrags darstellt.

Vereinzelt wird auch ganz auf einen Garantiezins verzichtet. Zugleich sind von den 23 Anbietern, die mit einem neuen klassischen Tarif an der Studie teilgenommen haben, inzwischen fast alle von dem Versprechen der hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie abgewichen.

Während neun Unternehmen komplett auf fixe Beitragsgarantien verzichten, gilt das Leistungsversprechen der restlichen 13 Gesellschaften nur für einen bestimmten Anteil der eingezahlten Bruttobeiträge, der zumeist aber noch um die 90 Prozent beträgt.

„Eine vollständige Bruttobeitragsgarantie scheint wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll darstellbar zu sein“, stellt Heermann fest. „Im Gegenzug gilt für einige Tarife nun jedoch eine deutlich kürzere Mindestlaufzeit.“ So liegt die Mindestvertragslaufzeit für einen (teilweisen) Beitragserhalt aktuell zwischen zwei und 15 Jahren, wohingegen sie im Vorjahr noch bis zu 35 Jahre betrug.

Deklaration der Klassik und Neuen Klassik unterscheidet sich nur geringfügig

Die laufende Verzinsung für die im Neugeschäft angebotenen Tarife fällt bei klassischen Tarifen mit durchschnittlich 2,15 Prozent etwas höher aus als in der Neuen Klassik. „Dies verwundert auf den ersten Blick, wenn man bedenkt, dass eine höhere Überschussbeteiligung das wichtigste Verkaufsargument der Neuen Klassik ist“, kommentiert Heermann.

„Vergleicht man jedoch ausschließlich diejenigen Anbieter, die in ihrem Neugeschäft parallel für die Klassik und die Neue Klassik deklarieren, zeigt letztere einen leichten Vorsprung.“ Dabei haben nur noch sieben Teilnehmer ihr Neugeschäft parallel für beide Produktkategorien geöffnet – im Vorjahr waren es noch 13. Hier liegt die durchschnittliche laufende Verzinsung mit 2,16 Prozent aktuell geringfügig über dem Wert der klassischen Tarife (2,09 Prozent). „Eine konventionelle Anlage im Deckungsstock mit reduzierten Garantien hat somit nicht immer eine höhere Verzinsung zur Folge“, schlussfolgerte Lars Heermann.

Beitragsrendite prognostiziert deutlicheren Vorteil 

Die folgende Tabelle gibt einen Gesamtüberblick zwischen beiden Produktsegmenten und den jeweiligen Veränderungen zum Vorjahr. Aufgrund der geringen Anzahl an klassischen Tarifen im Neugeschäft wurde für die Klassik ein Bestandstarif der Tarifgeneration 1,25 Prozent dargestellt. Bei der Gesamtverzinsung und der illustrierten Beitragsrendite tritt der Renditevorteil der Neuen Klassik hier deutlicher zutage.

Quelle: Assekurata

Mit 2,74 Prozent beziehungsweise 2,24 Prozent liegt sie über der Klassik (2,68 Prozent beziehungsweise 1,79 Prozent). Dabei stelle die illustrierte Beitragsrendite eine unverbindliche Prognose dar und sei daher nicht garantiert, betont Herrmann.

In der garantierten Beitragsrendite spiegelt sich die Abkehr von der hundertprozentigen Bruttobeitragsgarantie wider, welche folgerichtig bei fast allen Tarifen einen negativen Wert annimmt und sich im Schnitt auf -0,68 Prozent beläuft. Auch hier hat die Absenkung des Höchstrechnungszinses somit deutliche Spuren hinterlassen.

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