7 Gründe, warum der Batterie-Recyclingmarkt bald boomt

Autobatterien und Roboterarme
Foto: PantherMedia/phonlamai
Die Fertigung und das Recyceln von Batterien verspricht lukrative Investmentchancen.

Der noch junge Markt für die Wiederverwertung von Batterien hat enormes Wachstumspotenzial. Aktuell sind die Mengen an Altbatterien noch zu gering, um Recyclingwerke profitabel zu betreiben. Warum dank Skaleneffekten ein Investment gerade jetzt sinnvoll ist

1. Stromspeicher sind für die Energiewende unerlässlich

„Der Erfolg der Energiewende hängt unter anderem von einem wesentlichen Faktor ab: der Verfügbarkeit von Stromspeichern. Um die nicht konstant mögliche Schöpfung von Energie unter anderem aus Sonne und Wind nutzbar zu machen, sind Batterien nötig. Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien steigt rapide an und Experten gehen davon aus, dass sich die Gesamtkapazität der Batterien bis 2030 vervierfachen wird. Stehen nicht genügend Speichermedien zur Verfügung, droht Europa eine neu gelagerte Energiekrise.“

2. Die Verbreitung der Elektromobilität fördert die technologische Weiterentwicklung

„Ein Großteil der Batteriekapazität wird heute für die Elektromobilität genutzt. Im Jahr 2017 gab es laut Statista weltweit noch 3,4 Millionen Elektroautos, während es 2022 bereits 27,7 Millionen waren. Mit rund 14,64 Millionen fahren mehr als die Hälfte davon in China. Das große Interesse an Elektromobilität und erneuerbaren Energien treibt die Entwicklung neuer und besserer Batterietechnologien voran. Es gilt, die Lebensdauer zu verlängern, die Kosten zu senken und die Energiedichte sowie den recyclebaren Anteil zu erhöhen. Die Industrie arbeitet bereits an besseren Speichermedien. So hat im August der weltgrößte Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge, CATL aus China, eine neue Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP) vorgestellt. Diese ermöglicht einem Fahrzeug nach nur zehn Minuten Ladezeit eine Reichweite von 400 Kilometern.“

3. Die Knappheit der Rohstoffe erfordert eine Kreislaufwirtschaft

„Eine Batterie für ein Elektroauto besteht – je nach verwendeter Zelltechnologie – aus einer Mischung von Lithium, Kobalt, Nickel, Kupfer, Graphit und Mangan. Beim Abbau und der Verarbeitung von Lithium sind beispielsweise Australien und Chile führend, gefolgt von China. Durch die Knappheit dieser Rohstoffe und das Bestreben, die politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten von einigen Lieferantenländern zu reduzieren, gewinnt das Batterie-Recycling an Bedeutung. Ein gewisser Anteil an Recyclingmaterial reduziert das Beschaffungsrisiko. Langfristig ist zudem mit steigenden Preisen für die maßgeblichen Leicht- und Schwermetalle zu rechnen, auch wenn die Preisentwicklung sehr volatil und damit schwer prognostizierbar bleibt. Auch aus Marketingsicht dürfte ein hoher Anteil an wiederverwerteten Materialien positiv für den Absatz von Elektrofahrzeugen sein.“ 

4. Politische Vorgaben wirken als Katalysator

„In der Europäischen Union (EU) soll die im Juli 2023 verabschiedete EU-Batterieverordnung grundlegende Veränderungen im Umgang mit Batterien bringen. Sie stärkt die Kreislaufwirtschaft und das Batterierecycling mit dem Ziel, Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu fördern. Die heutige Sammelquote von 45 Prozent für Altbatterien will die Batterieverordnung bis Ende 2027 auf 63 und bis Ende 2030 auf 73 Prozent anheben. Somit erhalten Batterierecycling-Dienstleister absehbar Aufwind. Grundsätzlich gilt bereits, dass Altbatterien aus Elektrofahrzeugen bei der Entsorgung nicht deponiert oder verbrannt werden dürfen. In den USA erhält der Batteriemarkt zusätzliche Anreize durch den 2022 verabschiedeten ‚Inflation Reduction Act‘, der mehr als 370 Milliarden US-Dollar für Investitionen in saubere Energie zur Verfügung stellt. Somit dürften global sowohl die Elektrifizierung der Automobilindustrie als auch die Erfordernisse an Wiederverwertungskapazitäten voranschreiten. Die Aussichten für den Batterie-Recycling-Markt sind damit positiv.“ 

5. Der Markt für Batterierecycling wird absehbar profitabel

„Das Recycling von Batterien steckt in Europa noch in den Anfängen. Bisher können die Recyclinganlagen aufgrund der geringen Batteriemengen nicht wirtschaftlich betrieben werden. Doch das wird sich in absehbarer Zeit ändern: In Europa bieten Hersteller von Elektroautos wie Tesla, BMW, Volkswagen und Hyundai zumeist eine Garantie von acht Jahren auf die Batterie. Zu diesem Zeitpunkt haben die Batterien in der Regel immer noch eine Leistungsfähigkeit von 80 Prozent. Das Recycling lohnt sich daher erst ab einem Alter von mindestens zehn Jahren. Angesichts des starken Marktwachstums für Elektrofahrzeuge ab 2017 ist ab 2027 ein dynamischer Recycling-Nachfrageanstieg zu erwarten. Für die Kreislaufwirtschaft dürfte der regionale Fokus mengenmäßig zunächst in China liegen.Auch wenn der Markt jung ist, erscheint eine frühzeitige Investition aufgrund von Skaleneffekten aus unternehmerischer Sicht sinnvoll. Die Langfristigkeit der Lieferverträge für Batteriezellen für zukünftige Automodelle macht es notwendig, frühzeitig Partnerschaften für die Rücknahme von Altbatterien aufzubauen.“

6. Die Felder werden bereits besetzt

„Ein Unternehmen, das sich mit Batterie-Recycling beschäftigt, ist die deutsche Firma Aurubis. Sie hat 2022 in Hamburg zunächst eine Pilotanlage in Betrieb genommen. Auch BASF hat im Juni 2023 ein Recyclingzentrum eröffnet. Ein weiteres Unternehmen ist die belgische Firma Umicore, die über 15 Jahre Erfahrung im Recycling von Handy-Batterien verfügt. Der weltgrößte Batteriezellenhersteller CATL plant zwar noch keine Recyclinganlagen in Europa, ist aber mit seinem Partnerunternehmen BRUNP in den USA aktiv. Zudem hat CATL Investitionen von rund 3,2 Milliarden US-Dollar für den Ausbau seiner Recyclinganlagen in China angekündigt. Der Lithiumproduzent Ganfeng in das Recycling von 70.000 Tonnen Altbatterien investiert. Ziel ist es, Lithium mit einer Extraktionsrate von mindestens 90 Prozent aus alten Batteriezellen zu gewinnen.“

7. Big Player sind über die Wertschöpfungskette hinweg aktiv 

„Erfolgreiche Unternehmen der Elektromobilität zeigen, dass es von Vorteil sein kann, auf mehreren Stufen der Wertschöpfungskette aktiv zu sein. So hat Tesla für einen sehr hohen Grad an Eigenfertigung bei seinen Fahrzeugen gesorgt, bis hin zum Batteriemanagementsystem und der Herstellung der Zellen. Auch BYD zeigt eine breite vertikale Ausrichtung mit eigener Zell- und sogar Chipproduktion. So plant BYD die Nutzung von Altbatterien aus Elektroautos für stationäre Batteriespeichersysteme und leistet damit einen weiteren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Allen diesen Unternehmen ist gemeinsam, dass ihre Zeit noch kommen wird. Bis zum Jahr 2033 wird es so weit sein. Doch schon jetzt stellen sowohl der Batterie- als auch der Batterierecyclingmarkt und die damit verbundene Wertschöpfungskette interessante und zukunftsorientierte Investitionsmöglichkeiten dar. Diese sind von großer Bedeutung für die Entwicklung hin zu einer treibhausgasärmeren Welt und Wirtschaft. Es bestehen Möglichkeiten, um als langfristiger Anleger an den Wachstumschancen des Batterie-Recyclings zu partizipieren.“

Autor Adrian Daniel ist Portfoliomanager des MainFirst Global Equities Fund.

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