Pflege: Eine Frage der Pflicht

Laut Postbank-Umfrage sind zwei von drei Deutschen (66 Prozent) zwar dazu bereit, ihre laufenden Einnahmen und Ersparnisse für die Finanzierung ihrer Pflege zu nutzen. Knapp jeder Zweite (46 Prozent) findet es allerdings nicht richtig, dass dies gesetzlich vorgeschrieben ist.

Was viele dabei vergessen: Wenn die finanziellen Mittel des Pflegebedürftigen nicht ausreichen, sind seine Kinder dazu verpflichtet, die Kosten im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten zu tragen.

„Viele Bürger verdrängen, dass die Pflegepflichtversicherung bei Pflegebedürftigkeit finanziell nicht ausreicht. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass eine stationäre Versorgung mit 2.500 bis 5.000 Euro pro Monat ins Kontor schlägt, je nach Region“, gibt Dr. Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der Ergo-Tochter Deutsche Krankenversicherung (DKV), zu bedenken.

Die Pflegepflichtversicherung übernimmt, abhängig vom Pflegegrad, bis zu rund 2.000 Euro. Was bleibt, ist nicht selten eine massive Versorgungslücke. Für viele eine enorme finanzielle Belastung.“

Ist die Pflegeversicherung ein Polit-Desaster?

„So wird der Pflegefall zur Armutsfalle“, wettert Knoll. Schuld daran sei die Politik, namentlich der Bundesgesundheitsminister Spahn.

„Er klärt die Bürgerinnen und Bürger nicht über die Pflegeproblematik auf – im Gegenteil. Er vermittelt den Eindruck, dass der Staat die Situation im Griff hat. Dabei wird dieser gerade selbst zum Pflegefall. Er kann die Pflege genauso wenig finanzieren, wie er die Bundeswehr neu organisieren oder ein Segelschiff renovieren kann“, so Knoll.

Die Pflegeversicherung, ein Polit-Desaster à la „Gorch Fock“? Weil der Staat nicht willens ist, das System zu reformieren. „Mitte der 90er-Jahre ist die Entscheidung getroffen worden, die Pflegekasse im Umlagesystem zu finanzieren. Und auch damals kannte man bereits die Altersentwicklung der Bevölkerung. Heute kann man sagen, die Umlagefinanzierung war eine Fehlentscheidung“, bestätigt Daniel Bahr im Interview.

Heute sei dies nur schwer zu korrigieren. „Denn um kommende Generationen zu entlasten, müsste man die Beitragszahler heute in Breite mehr belasten. So etwas ist nur schwer durchsetzbar. Leider“, erklärt Bahr.

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der aktuellen Cash.-Ausgabe 06/2019.

Foto: Alexander von Speti

 

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