Riesiger Genehmigungs-Stau für neue Windenergie-Anlagen

Windräder
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Die meisten neuen Windräder entstehen weiterhin im Norden des Landes (Symbolbild).

Der Ausbau von Windrädern an Land kommt in Deutschland nicht richtig in Fahrt. In den ersten neun Monaten 2022 stiegen Inbetriebnahmen gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur leicht an, die Genehmigungen für neue Anlagen gingen sogar spürbar zurück.

Zwar gab es zwischen Januar und September nach vorläufigen Branchenzahlen bei neuen Inbetriebnahmen ein Plus von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aus Sicht des Bundesverbands Windenergie sind aber weitaus größere Zuwächse notwendig, um Ausbauziele zu erreichen.

Die Zahl der neu genehmigten Windräder in den ersten drei Quartalen ging um 16,2 Prozent zurück. „Da die Genehmigungen den zukünftigen Zubau darstellen, ist diese Situation besorgniserregend“, kommentierte der Verband. Präsident Hermann Albers sagte der Deutschen Presse-Agentur, 10.000 Megawatt fertige Projekte lägen bei den Genehmigungsbehörden. „Um die Verfahren bis Jahresende abzuarbeiten, braucht es einen Entscheidungsturbo. Dafür müssen die Länder jetzt die sofortige Umsetzung des überragenden öffentlichen Interesses im Erneuerbare-Energien-Gesetz in den Behörden durchsetzen.“

Mehr Ökostrom spielt eine zentrale Rolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaziele erreichen zu können und weniger abhängig von fossilen Energien wie russischem Gas zu werden. Die Bundesregierung hatte umfassende Maßnahmen für einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien beschlossen. Dazu gehört eine gesetzliche Verpflichtung, damit die Länder mehr Flächen bereitstellen.

Nord-Süd-Gefälle weiter verschärft

Seit Jahresbeginn habe sich das Nord-Süd-Gefälle weiter verschärft, so der Bundesverband Windenergie unter Verweis auf eine Erhebung der Fachagentur Windenergie an Land.

Insgesamt seien zwischen Januar und September 365 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1.575 Megawatt neu in Betrieb genommen worden – die meisten mit 92 in Schleswig-Holstein, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (68), Brandenburg (65) und Niedersachsen (62). Die letzten drei Plätze belegten demnach, abgesehen von den Stadtstaaten, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Sachsen mit nur je fünf neuen Anlagen und das Saarland mit zwei Inbetriebnahmen. Insgesamt seien zum 30. September bundesweit rund 28.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 57.000 Megawatt am Netz.

Neu genehmigt worden seien von Januar bis September insgesamt 524 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 2.750 Megawatt. Die meisten neuen Genehmigungen entfielen demnach auf Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, die Schlusslichter bildeten unter Ausnahme der Stadtstaaten Sachsen, Bayern und das Saarland. „Die Länder, die ohnehin sowohl bei der installierten Leistung als auch beim Zubau seit Jahren deutlich schwächeln, werden auch erkennbar in den kommenden Jahren nicht genug Zubau entfesseln, um das Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd auszugleichen“, so der Verband. (dpa-AFX)

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