Sandra Mekler: „Ein Mann ist keine sichere Rente“

Foto: MRH Trowe
Sandra Mekler

Der Diversity Day steht bevor und verdeutlicht eine Arbeitswelt im Wandel. Vor allem bei Frauen haben sich in den letzten Jahren die Lebensmodelle geändert. Sie sind individueller und vielfältiger denn je. Aber bei einem Thema haben Frauen noch Nachholbedarf. Marktkommentar von Sandra Mekler, MRH Trowe

Wir kennen die geflügelten Worte von Helma Sick, der Grande Dame der Finanzberatung: „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“. Und doch müssen wir immer wieder betonen, dass das böse Erwachen mit dem Renteneintritt kommt, denn Frauen erhalten im Durchschnitt nur 832 Euro Rente, während Männer hingegen 1.304 Euro beziehen (Quelle: Deutsche Rentenversicherung 2022). 

Die Gründe für die geschlechtsspezifische Altersvorsorgelücke, das Gender Pension Gap, sind vielfältig: 

– Care-Arbeit wie unbezahlte Kinderbetreuung, Pflege und Haushalt erfolgt häufig durch Frauen. 
– Teilzeitarbeit und Unterbrechungen im Erwerbsleben prägen eher weibliche Biografien.
– Ebenso tragen weniger Führungspositionen und geringere Gehälter zum Problem bei. 
– Hinzu kommen strukturelle Schwächen im deutschen Steuer- und Sozialsystem. 

Fakten, die Wachrütteln sollten: Deutschland ist beim Gender Pension Gap trauriges Schlusslicht im Ländervergleich der OECD-Industrienationen. Der prozentuale Unterschied zwischen der durchschnittlichen Rente der Männer und der Frauen beträgt hierzulande mehr als 40 Prozent. Und wie stehen betroffene Frauen dazu? 37 Prozent der Frauen interessieren sich nicht für Finanzen und 60 Prozent geben die Verantwortung komplett an den Partner ab. Oha, dringender Handlungsbedarf!

Denn die Zeiten von „Schatz, du hast mich, das brauchst du nicht“ sind längst vorbei. Denn Mann und Staat sind beides keine sichere Altersvorsorge. Es ist vielmehr an der Zeit, dass Frauen aktiv werden und sich nicht auf den Vermögensaufbau des Mannes verlassen. Die Versicherungsbranche und Arbeitgebende müssen Frauen dabei bestärken, sich um ihre eigene finanzielle Zukunft zu kümmern, frühzeitig und unabhängig vom Partner – sei es mit der privaten oder betrieblichen Altersvorsorge. 

Die eigene finanzielle Zukunft planen

Auch Unternehmen können dazu beitragen, die weibliche Belegschaft zu motivieren, für die eigene Zukunft vorzusorgen. Beispielsweise durch zielgruppengerechte Ansprache und Aufklärung, Weiterzahlung der Arbeitgeber-Beiträge während der Elternzeit oder attraktiven Zuschussregelung, die nicht an die Arbeitszeit gekoppelt sind. Man muss nur kreativ sein.

Es ist zwar wahr, dass das Thema „Altersvorsorge“ nicht gerade sexy klingt – stecken hier doch die Worte „Alter“ und „Sorge“ drin. Doch es ist so wichtig, dass Frauen selbst aktiv werden und ihre eigene finanzielle Zukunft planen, um später finanziell frei und unabhängig zu sein. Und es ist ermutigend zu sehen, dass sich dies langsam ändert. Immer mehr Frauen erkennen die Bedeutung einer guten Finanzbildung und einer umfassenden Finanzplanung für ihre eigene Zukunft. Sie wollen ihre finanzielle Unabhängigkeit erlangen und für ihre Zukunft vorsorgen. Das macht Mut – und muss weiter gestärkt werden.

Wir als Berater*innen haben eine Verantwortung, Frauen bei diesem wichtigen Thema zu unterstützen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Frauen ihre finanzielle Zukunft aktiv gestalten und sich nicht auf andere verlassen müssen. 

Sandra Mekler ist Managing Partner bei MRH Trowe.

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