Swiss-Life-Barometer: Die Deutschen fühlen sich weniger selbstbestimmt

Der Schatten eines Mannes der einen Berg hochklettert darüber der Schatten eines weiteren Mannes
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Wie die Ergebnisse des Barometers zeigen, sind Selbstbestimmung und Unabhängigkeit für die große Mehrheit der Befragten (78 Prozent) ein elementares Bedürfnis.

Für die Deutschen ist Selbstbestimmung traditionell ein wichtiger Faktor für Zuversicht. Wie Swiss Life im Selbstbestimmungsbarometer 2022 festgestellt hat, fühlen die Deutschen sich weniger selbstbestimmt. Das dämpft ich die finanzielle Zuversicht.

Die diesjährigen Ergebnisse zeigen einen sinkenden Selbstbestimmungswert im Vergleich zu den Vorjahren: Lediglich 56 Prozent der befragten Personen fühlen sich grundsätzlich selbstbestimmt im Leben. Ein Verlust von drei Prozentpunkten zu 2021 (59 Prozent) und sieben Prozentpunkten zu 2020 (63 Prozent), wobei der Wert weiterhin zwei Prozentpunkte über 2019 (54 Prozent) liegt.

„Die Zeit während der Coronapandemie hatte trotz aller Einschränkungen einen positiven Einfluss auf die gefühlte Selbstbestimmung. Dieser Effekt wird mittlerweile durch wirtschaftliche Herausforderungen wie Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel, steigende Preise und nicht zuletzt den Ukrainekrieg überschattet“, sagt Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland. „Selbst die Vorteile mobiler Arbeit und die höhere Flexibilität im Berufsumfeld können diese negativen Einflüsse auf die persönliche Unabhängigkeit und finanzielle Selbstbestimmung nicht abfedern“, so Arnold weiter. Vor allem wenn es um ihre aktuellen Finanzen geht, fühlen sich nur noch 47 Prozent der Deutschen selbstbestimmt.

Selbstbestimmung und Unabhängigkeit sind elementare Bedürfnisse

Wie die Ergebnisse des Barometers zeigen, sind Selbstbestimmung und Unabhängigkeit für die große Mehrheit der Befragten (78 Prozent) ein elementares Bedürfnis. Für 44 Prozent ist dieses Bedürfnis in den letzten Monaten sogar noch wichtiger geworden – vor allem für die Frauen in Deutschland (46 Prozent Frauen; 42 Prozent der Männer).

Die Studie zeigt, dass sich ein selbstbestimmtes Leben aus mehreren Grundbedürfnissen zusammensetzt: Für über die Hälfte der befragten Personen ist Entscheidungsfreiheit relevant für ein selbstbestimmtes Leben und mehr als ein Drittel will frei von Einschränkungen und finanziell unabhängig sein. Die Mehrheit befürchtet jedoch, dass ihre persönliche Selbstbestimmung gefährdet sein könnte, insbesondere durch eine schwere Krankheit, eine Pflegebedürftigkeit oder eine eingeschränkte Entscheidungsfreiheit. Der Anstieg der Lebenserhaltungskosten und die vielen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen verstärken diese Sorgen noch.

Optimismus und Zuversicht weiter gedämpft – ein Drittel blickt dennoch uneingeschränkt positiv in die Zukunft Die wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten zwölf Monate haben Spuren hinterlassen: Für jede fünfte Person (20 Prozent) hat sich die Selbstbestimmung im letzten Jahr spürbar verschlechtert. Diese Entwicklung könnte sich aufgrund der Energiekrise und steigender finanzieller Belastungen weiter zuspitzen. Lediglich 37 Prozent der Befragten bewerten ihren Haushalt als finanziell gut abgesichert.

Ein Drittel bleibt uneingeschränkt positiv

Ungeachtet der angespannten Situation blickt knapp ein Drittel (29 Prozent) der Befragten mit uneingeschränktem Optimismus in die Zukunft (2021: 24 Prozent, 2020: 29 Prozent, 2019: 22 Prozent). Die leichte Verbesserung zum Vorjahr verdeutlicht, dass die Menschen in Deutschland an ihrer zuversichtlichen Einstellung festhalten – trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und dem Krieg in unmittelbarer Nähe. Die Frauen sind bei ihren Zukunftsprognosen allerdings noch immer skeptischer als Männer: Die Mehrheit der Studienteilnehmerinnen (51 Prozent) sind besorgt, dass ihre finanzielle Situation ihr selbstbestimmtes Leben in Zukunft einschränken könnten. Diese Sorge teilen 43 Prozent der männlichen Studienteilnehmer.

Vor allem Singles fühlen sich finanziell eingeschränkt Insgesamt fühlen sich aktuell 31 Prozent der Menschen in Deutschland aufgrund der eigenen finanziellen Situation gestresst (2021: 26 Prozent, 2020: 34 Prozent, 2019: 15 Prozent). Besonders Single-Haushalte fühlen sich mit ihren Finanzen deutlich eingeschränkter: Nur 36 Prozent gaben an, mit ihren finanziellen Mitteln ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Ähnliche Werte erreichen Familien mit Kindern (39 %). Kinderlose Paarbeziehungen blicken mit 45 Prozent hingegen zuversichtlicher auf ihre Finanzen. Allerdings ist auch hier der Wert zum Vorjahr gesunken.

Nur ein Drittel der Menschen fühlt sich gut vorbereitet für die Rente Auf die Frage, wie zuversichtlich die Befragten auf ihre Altersvorsorge blicken, gab lediglich ein Drittel der Personen an, dass sie ihren Ruhestand finanziell gut geplant haben (34 Prozent). Mit den getroffenen Vorsorgemaßnehmen – gesetzlich, privat und betrieblich – hätten sie ausreichend vorgesorgt, um im Alter selbstbestimmt leben zu können (32 Prozent). Mit Blick auf ihre Altersvorsorge spüren aktuell nur 42 Prozent ein Gefühl von Selbstbestimmung. 45 Prozent vertrauen darauf, dass eine gut geplante Vorsorge grundsätzlich ein unbeschwertes Leben ermöglicht.

Sorgenkind Altersvorsorge

„Wer die eigene Vorsorge aktiv und frühzeitig in die Hand nimmt, handelt umsichtig und macht sich unabhängig. Bereits in frühen Jahren werden die Weichen für finanzielle Freiheit im Alter gestellt“, so Arnold. „Die Studienergebnisse machen uns wieder einmal bewusst, dass Altersvorsorge in Deutschland neu belebt werden muss. Eine Reform ist aufgrund der demografischen Entwicklung und der steigenden Staatsausgaben unabdingbar. Mehr denn je sollten wir die Kräfte von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft bündeln, um den Menschen Perspektiven aufzuzeigen und neues Vertrauen in die Alterssicherung in Deutschland zu stiften.“

Berufssituation und Wohnort beeinflussen Selbstbestimmung

Die Gestaltung des Berufsalltags und die Wohnsituation zahlen ebenfalls auf die Selbstbestimmung der Menschen ein. Was das Berufsleben angeht, fühlen sich heute trotz Annährung an das Leben vor der Coronapandemie und der Einführung neuer hybrider Arbeitsmodelle nur 41 Prozent der Befragten selbstbestimmt. 2021 lag der Durchschnittwert noch bei 43 Prozent und im Pandemiejahr 2020 sogar bei 53 Prozent.
Bei der Wahl des Wohnortes deutet sich eine Trendwende an: Bislang wurde das Leben in der Stadt mit einem höheren Selbstbestimmungsgrad verbunden (vgl. 2021: Stadt 60 Prozent, Land 55 Prozent). Im diesjährigen Barometer schneiden das Stadt- und das Landleben mit 57 und 56 Prozent fast gleich ab. Während der Pandemie lernten immer mehr Menschen die Vorzüge in ländlicheren Regionen zu schätzen.

Über das Swiss Life-Selbstbestimmungsbarometer

Swiss Life unterstützt Menschen dabei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In diesem Zusammenhang hat das Unternehmen das „Swiss Life-Selbstbestimmungsbarometer“ ins Leben gerufen. Mit einer bevölkerungsrepräsentativen Basisstichprobe wird jährlich ermittelt, wie selbstbestimmt die Menschen sich fühlen und welche Faktoren dafür relevant sind. Gemeinsam mit Bilendi wurden im Zeitraum vom 28.06. bis zum 08.07.2022 rund 1.000 Personen in Deutschland im Alter von 18 bis 79 Jahren online zum Thema befragt. Das Swiss Life-Selbstbestimmungsbarometer wird zeitgleich in der Schweiz, in Frankreich und Österreich erhoben.

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