Baufinanzierung: Wie sich die Italien-Krise auf die Zinsen auswirkt

Die aktuelle Regierungskrise in Italien schürt europaweit Sorgen um einen möglichen „Italexit“ und eine Gefährdung des Euro. Michael Neumann, Vorstand der Dr. Klein Privatkunden AG, hält langfristige Auswirkungen für die Finanzmärkte jedoch für unwahrscheinlich.

Neumann erwartet von EZB und Finanzmärkten eine abwartende Reaktion auf die unruhige Lage Italiens.

Noch Ende letzter Woche schien es, als würde die Regierung Italiens von zwei populistischen Parteien vom linken und rechten Rand des politischen Spektrums gestellt werden: der linken Movimento 5 Stelle (M5S) und der rechtspopulistischen Lega Nord.

Am Sonntagabend erteilte Präsident Sergio Mattarella der Koalition jedoch eine Absage, da er den eurokritischen Paolo Savona nicht zum Finanzminister ernennen wollte. Stattdessen erhielt am Montag der Wirtschaftsexperte Carlo Cottarelli den Auftrag zur Regierungsbildung.

„Ich glaube, dass ein Großteil des jüngsten Renditeeinbruchs bei den Bundesanleihen auf die Entwicklungen in Italien zurückgeht“, kommentiert Michael Neumann. „Auch die Abschwächung des Euro resultiert zum Teil daraus.“

Rahmenbedingungen wiegen schwerer als Politik

Die Berufung Cottarellis sollte Ruhe in die Politik und die Finanzmärkte bringen, resultierte jedoch durch die Gegenwehr von Lega Nord, M5S und Partito Demcratico im Gegenteil – nun könnten Neuwahlen folgen.

Angesichts der Entwicklungen zeigten sich die Finanzmärkte nervös, was die Rendite italienischer Anleihen auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren steigen ließ.

„Die Zinsen reagieren in der Regel nur kurzfristig auf politische Entwicklungen. Einen langfristigen und somit weit größeren Einfluss haben die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Und die sind derzeit in Europa sehr gut“, resümiert Neumann.

Italienische Regierungen selten langlebig

Zwar habe das Regierungschaos die rechtspopulistische und eurokritische Lega Nord weiter erstarken lassen, was auch Rufe nach einem EU-Austritt lauter werden lasse, jedoch werde selbst eine euroskeptische Regierung Italiens keine neuerliche Eurokrise auslösen.

„Sicher wird eine solche Regierung die Verringerung der Verschuldung Italiens nicht als Kernziel ausrufen – im Zweifel eher das Gegenteil“, so Neumann. „Im Durchschnitt blieb in den letzten 72 Jahren in Italien eine Regierung nur etwas mehr als ein Jahr im Amt.“

So werde deutlich, dass es fraglich sei, ob die nächste Regierung nachhaltige Spuren in der Geschichte des Landes hinterlassen werde. Neumann geht davon aus, dass sich Märkte und Zinsen bald beruhigen werden, sobald das Thema wieder in den politischen Hintergrund rücke.

Seite zwei: „EZB wird abwartend reagieren“

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