Ungerechte Gleichheit: Auf dem Weg zur Einheitsprämie

Stein des Anstoßes waren damals die Beitragsanpassungen (BAP), die die privaten Krankenversicherer zum Jahresende 2011 an ihre Kunden meldeten. Zwar lag der Anstieg laut einer M&M-Berechnung zwischen 2011 und 2012 mit durchschnittlich 4,4 Prozent weit unter den sieben Prozent des Vorjahres, doch einzelne Ausreißer von über 20 Prozent machten das Bild zunichte – da half es auch nicht, dass eine solch üppige Erhöhung vor allem die sogenannten Billigtarife betraf, die ihren Schrecken verliert, wenn man die absolute Mehrbelastung in Euro und nicht nur die anteilige Erhöhung in Prozent betrachtet.

Die PKV war offenbar sehr darauf bedacht, dem „härtesten Gegenwind in ihrer Geschichte“ (Morgen & Morgen) nicht erneut ausgeliefert zu sein. Zwar gab es auch vor einem Jahr viele kritische Medienberichte, die oft den Tenor hatten: „Versicherer machen sich mit der Unisex-Reform die Taschen voll“ – doch im Vergleich zur Berichterstattung im Vorjahr fiel die Kritik noch gnädig aus.

Stabile Prämien im Neugeschäft

Vor allem Männer waren die Leidtragenden der tariflichen Geschlechtergleichstellung im Neugeschäft. Nach einer Untersuchung des Analysehauses Franke & Bornberg zahlte ein 30-Jähriger bei Abschluss einer Unisex-Krankenvollversicherung im vergangenen Jahr durchschnittlich 28 Prozent oder 74 Euro mehr als im Bisex-Jahr 2012. Je nach Tarif und Anbieter schwanken die Beitragserhöhungen demnach zwischen vier und 62 Prozent.

Bei Frauen, für die in der PKV lange Zeit Prämiensenkungen erwartet wurden, zeigte sich ein sehr gemischtes Bild: Hier reicht die Bandbreite von minus 24 Prozent bis zu plus 37 Prozent. Im Folgejahr sind starke Schwankungen ausgeblieben.

Entsprechend positiv lautet die Unisex-Bilanz von Joachim Geiberger, Inhaber von Morgen & Morgen: „Die stabile Beitragsentwicklung im Neugeschäft von 2013 auf 2014 zeigt vorerst die gute Kalkulation der Versicherer.“

Zugleich betont Geiberger, dass „eine belastbare Aussage über die Stabilität der einzelnen Tarifbeiträge und eine Bewertung der Entwicklung“ erst über einen längeren Zeitraum sinnvoll sei und man die Beiträge somit weiter beobachten werde.

„Zu vorsichtige“ Kalkulation

Laut M&M haben die Gesellschaften ihre PKV-Vollversicherungstarife für das Neugeschäft 2014 nur um durchschnittlich 0,1 Prozent gegenüber der ersten Unisex-Generation 2013 angepasst.

Demzufolge mussten 88 Prozent der rund 500 untersuchten Tarife nicht angepasst werden, bei den restlichen zwölf Prozent hielten sich Erhöhungen und Absenkungen die Waage: So wurden bei sieben Prozent der Unisex-Tarife die Beiträge um durchschnittlich 4,8 Prozent erhöht, bei fünf Prozent der Tarife stand eine mittlere Absenkung um 4,9 Prozent zu Buche.

Die Analysten führen die per Saldo erzielte Stagnation darauf zurück, dass die Unisex- Tarife „sehr genau“ und teilweise sogar „zu vorsichtig“ kalkuliert worden seien. (lk)

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der aktuellen Cash.-Ausgabe 03/2014.

Foto: Shutterstock

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