Brexit: Deutsche Unternehmen könnten Versicherungsschutz verlieren

Die Verhandlungen über die Bedingungen des britischen EU-Austritts werden derzeit hitziger. Stichtag für den Brexit ist der 29. März 2019. Ein harter Brexit könnte deutsche Unternehmen den Versicherungsschutz kosten, warnt nun der Versicherungsmakler Aon Risk Solutions.

Unternehmen, die sich über Europa- oder FOS-Policen versichert haben, wären von einem harten Brexit besonders betroffen.

Sollte es zu einem sogenannten harten Brexit ohne verbindliche wirtschaftliche Vereinbarungen zwischen Europäischer Union (EU) und Großbritannien kommen, dürfen britische Versicherer laut Aon keine Geschäfte mehr in der EU tätigen.

Das gelte auch umgekehrt, denn nur in der EU lizensierte Versicherer dürfen dann nicht mehr im Vereinigten Königreich (UK) tätig werden.

„Die Zeit drängt: Mit Blick auf die Verlängerung ihrer Versicherungsverträge 2018/19 müssen Unternehmen jetzt die richtige Absicherungsstrategie festlegen“, sagt Bernd Einmold, Experte für internationale Versicherungsprogramme bei Aon Risk Solutions.

Bestimmte Policen fallen weg

Besonders diejenigen Unternehmen, die sich über Europa-Policen oder FOS („Freedom of Services“)-Policen versichert haben, wären Einmold zufolge von einem harten Brexit betroffen.

Derartige Policen bieten allen Unternehmen eines internationalen Konzerns innerhalb der EU einheitlichen Versicherungsschutz durch einen einzigen Erstversicherungsvertrag.

„Wenn diese Möglichkeiten wegfallen, muss für UK-Risiken eine Lokalpolice abgeschlossen werden. Sonst steht das Unternehmen dort ohne Versicherungsschutz da“, so Einmold.

Brexit-Task-Force ins Leben gerufen

Aus diesem Grund habe der Aon-Experte eine Brexit-Task-Force zusammengestellt: „Unser Ziel ist, für Unternehmen sicherzustellen, dass ihr Versicherungsschutz unterjährig nicht wegfällt und dass ihre Versicherer nicht durch nachteilige Brexit-Klauseln einseitig aus bestehenden Programmen ausscheiden können.“

Weiterhin solle darauf geachtet werden, dass den Unternehmen ausreichende Deckungskapazitäten über weiterhin innerhalb der EU lizensierte Versicherer zur Verfügung gestellt werden.

Bernd Einmold erklärt: „Dort wo wir Lücken sehen, werden wir darauf hinweisen, dass Lokalpolicen in UK rechtzeitig installiert werden müssen.

Vertragssicherheit für Unternehmen

Der Makler wolle auch auf Versichererseite im Sinne der Unternehmenskunden aktiv werden. „Für den Fall eines harten Brexits werden wir mit den betroffenen Versicherern kundenfreundliche Vertragsregelungen verhandeln“, so Einmold.

Aon werde außerdem beobachten, welche Versicherer bis zu einem endgültigen Brexit jeweils für die EU und UK entsprechende beiderseitige Lizenzen erreicht haben.

Einmold sagt: „Mit dem Ziel der Vertragskontinuität werden wir dies fortlaufend erfassen und in die Vertragsverlängerungsverhandlungen für die Unternehmenskunden einbeziehen.“ Das Ziel sei, auch im Falle eines harten Brexits Vertragssicherheit für die Unternehmen zu erreichen. (bm)

Foto: Shutterstock

 

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