Symbolträchtiger Abstieg: Thyssenkrupp muss Dax verlassen

Übertroffene Jahresziele und brummende Geschäfte haben die Aktie binnen eines Jahres um 32 Prozent hoch getrieben. Über zehn Jahre steht ein sagenhaftes Plus von 750 Prozent.

Was Thyssenkrupp jetzt plant

Beim Ruhrkonzern Thyssenkrupp hat sich dagegen die Krise in den vergangenen Jahren zugespitzt. Die Finanzdecke ist dünn – auch eine Folge von milliardenschweren Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Brasilien und den USA.

Die als Befreiungsschlag geplante und über Jahre vorbereitete Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata wurde von der EU untersagt. Kerkhoff sagte daraufhin auch die Aufspaltung des Konzerns in zwei eigenständige Unternehmen ab.

Um Geld für den jetzt angepeilten Konzernumbau in die leeren Kassen zu bekommen, plant Kerkhoff den Börsengang oder einen Verlauf der profitablen Aufzugssparte. Die Aufzüge sind bei Thyssenkrupp momentan fast das einzige Geschäft, das ordentliche Gewinne einfährt. Auch Konkurrenten sollen bereits die Finger nach dem Tafelsilber der Essener ausgestreckt haben.

Aufzugssparte soll verkauft werden

Durch einen Verkauf dauerhaft auf diese Gewinne zu verzichten, hält Anlegervertreter Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz nicht unbedingt für eine gute Idee.

Thyssenkrupp habe viel Geld in die Aufzugssparte investiert, um sie auf das Gewinnniveau der Konkurrenz zu bringen. «Das wäre bei einem Verkauf mit einem Schlag weg.» Für einen Börsengang sei allerdings momentan auch kein besonders günstiger Zeitpunkt.

Für die Beschäftigten hat der Dax-Abstieg keine direkten Folgen. Sie sind aber von dem Konzernumbau betroffen, bei dem 6000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, davon 4000 in Deutschland.

„Lehrstück, dass unter kapitalistischen Bedingungen nur Wandel sicher ist“

Will Kerkhoff über diese Zahlen hinausgehen, droht ihm massiver Ärger mit den Beschäftigten. Betriebsbedingte Kündigungen seien «eine rote Linie», die nicht überschritten werden dürfe, haben IG Metall und Betriebsräte frühzeitig gewarnt.

Für Wirtschaftshistoriker Plumpe, der eine Geschichte des Kapitalismus («Das kalte Herz») geschrieben hat, ist Abstieg von Thyssenkrupp «auch eine Art Lehrstück, dass unter kapitalistischen Bedingungen nur der Wandel sicher ist». Das Schicksal der Schwerindustrie könne sich «in anderen Branchen leicht wiederholen».

Der finnische Konzern Kone hat indes offiziell sein Interesse am Kauf der Aufzugssparte von Thyssenkrupp angekündigt. Der Vorstandschef des finnischen Aufzugherstellers, Henrik Ehrnrooth, sagte der «Rheinischen Post»: «Die Situation bei Thyssenkrupp ist sehr interessant für uns. Die Aufzugssparte von Thyssenkrupp würde perfekt zu Kone passen.» (dpa/AFX)

 

Foto: Shutterstock

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