Symbolträchtiger Abstieg: Thyssenkrupp muss Dax verlassen

Rund 160.000 Mitarbeiter, eine über 200-jährige Firmengeschichte, weltweit gefragte Produkte. An der Börse zählt das nicht. Weil der Aktienwert drastisch eingebrochen ist, steigt Thyssenkrupp aus dem Dax ab – und steht damit für eine ganze Branche.

Das Industrie-Urgestein Thyssenkrupp muss den Top-Börsenindex Dax verlassen. Damit gehe «auch symbolisch ein wichtiges Kapitel der deutschen Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte zu Ende», ordnet der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe die Entscheidung der Deutschen Börse ein.

Abstieg in den MDAX zeigt, „wo wir stehen“

Die 1999 fusionierten Unternehmen Thyssen und Krupp hätten bis in die 1960er-Jahre die deutsche Industriegeschichte geprägt. Der dann einsetzende Niedergang der Montanbranche sei «allerdings genau so spektakulär wie der Aufstieg» gewesen.

Die Deutsche Börse hatte am Mittwochabend nach Handelsschluss mitgeteilt, dass Dax-Gründungsmitglied Thyssenkrupp nach einem drastischen Kursverfall durch den Triebwerksbauer MTU ersetzt wird. Für den mehr als 200 Jahre alten Industrieriesen ist das ein Prestigeverlust.

Der Abstieg in die zweite Börsenliga MDAX führe allen vor Augen, «wo wir stehen und wie wir wahrgenommen werden», kommentierte Vorstandschef Guido Kerkhoff die Entscheidung der Börse. Am Donnerstag ging es für die Thyssenkrupp-Aktie allerdings wieder aufwärts, bis zum Mittag legte sie gut 5 Prozent zu.

MTU hat in den vergangenen Jahren zugelegt

Der Stahl- und Industriekonzern wirkt zunehmend wie ein Koloss auf tönernen Füßen. Rund 160.000 Mitarbeiter an Standorten in 78 Ländern beschäftigen die Essener.

Die Beteiligungsliste umfasst fast 500 Positionen – «eine riesige Ansammlung an Unternehmen», die «nicht richtig integriert wurden», hat Kerkhoff unlängst eingeräumt. An der Börse sind solche Konglomerate zunehmend unbeliebt. Der deutlich kleinere Nachfolger MTU stehen mit seinem konzentrierten Geschäftsfeld aus Sicht der Anleger besser da.

MTU hatte in den vergangenen Jahren einen Rekordlauf hingelegt. Das Münchner Unternehmen mit gut 10.000 Mitarbeitern und 4,6 Milliarden Euro Jahresumsatz profitiert vom Wachstum der Luftfahrt. Da immer mehr Menschen weltweit fliegen, sind Triebwerke gefragt.

 

Seite 2: Was Thyssenkrupp jetzt plant

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