SV Sparkassenversicherung: Einmalbeiträge trüben die Bilanz

Foto: SV Sparkassenversicherung
Dr. Andreas Jahn, Vorsitzender des Vorstands

Die SV SparkassenVersicherung (SV) blickt auf ein herausforderndes Geschäftfsjahr zurück. Trotz Pandemie, der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, der Energiekrise und der Inflation entwickelte sich die SV 2022 gut. Getrübt wird die Bilanz durch das schwache Einmalbeitragsgeschäft.

„Wir sind mit unseren Ergebnissen 2022 sehr zufrieden. In der Schaden-Unfallversicherung sind wir deutlich stärker als der Markt gewachsen und haben gleichzeitig ein sehr gutes Jahresergebnis erzielt. In der Lebensversicherung konnten wir in der ratierlichen Altersvorsorge fast das Ausnahmejahr 2021 erreichen und waren besser als in den Jahren davor. Das zeigt, dass unser Geschäftsmodell auch in diesen herausfordernden Zeiten sehr gut funktioniert“, sagte Dr. Andreas Jahn, Vorstandsvorsitzender der SV bei der Präsentation der vorläufigen Zahlen.

Die gebuchten Bruttobeiträge im selbst abgeschlossenen Geschäft (saG) (ohne Pensionsfonds) gingen um 7,7 Prozent auf 3,39 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,67) zurück. Dieser Rückgang ist allein auf die geringeren Einmalbeiträge zurückzuführen. Nach dem sehr hohen Wert von 937,0 Millionen Euro 2021 wurden 2022 Einmalbeiträge in Höhe von 558,4 Millionen Euro vereinnahmt. Ohne Berücksichtigung der volatilen Einmalanlagen stiegen die Beiträge (saG) 2022 um 96,6 Millionen Euro beziehungsweise 3,5 Prozent gestiegen.

„Normaljahr“ bei Elementarschäden

Auf der Schadenseite war nach den hohen Elementarschäden 2021 wieder ein „Normaljahr“ zu verzeichnen. Die Aufwendungen für Elementarschäden sanken deutlich auf 104,9 Millionen Euro (407,7). Dennoch ist im Mehrjahresvergleich ein Anstieg der Häufigkeit und Intensität von Elementarschäden zu beobachten. Insgesamt liegt die bilanzielle Schaden-Kosten-Quote mit 86,3 Prozent weit unter dem erwarteten Marktwert von 95 Prozent.

Das Ergebnis aus Kapitalanlagen ohne Erträge und Aufwendungen der fondsgebundenen Versicherungen sank auf 478,7 Millionen Euro (779,4). Grund für den starken Rückgang ist die Wirkungsweise der Zinszusatzreserve (ZZR). Während in den letzten Jahren die regulatorisch notwendigen Zuführungen zur ZZR hohe Anlageergebnisse erforderten, kam es 2022 auf Grund des gestiegenen Zinsniveaus zu einer Normalisierung des Anlageergebnisses, da die ZZR nicht weiter dotiert werden musste.

Entsprechend waren 2022 deutlich geringere Anlageergebnisse erforderlich. Zusätzlich wurde die gute Ergebnissituation in den SV-Gesellschaften genutzt, gezielt stille Lasten auf festverzinsliche Wertpapiere zu realisieren. Diese Mittel wurden in höher rentierliche Anlagen investiert, um damit zukünftig höhere Kapitalerträge zu erzielen. Der Kapitalanlagebestand des Konzerns blieb mit 27,43 Milliarden Euro (27,15) stabil.

Zuverlässiger und stabiler Partner

In Summe erwartet die SV ein sehr gutes Konzernergebnis nach Steuern von mehr als 80 Millionen Euro. Das Ergebnis liegt deutlich über dem, um einen einmaligen Sondereffekt in Höhe von 47,7 Millionen Euro bereinigten Vorjahreswert von 64,3 Millionen Euro (ohne Bereinigung des Sondereffekts 110,8 Millionen Euro). 2020 betrug das Ergebnis 60,1 Millionen Euro.

„Wir sind und bleiben für unsere Kunden ein zuverlässiger und stabiler Partner für Sicherheit und Vorsorge auch oder sogar gerade in diesen herausfordernden Zeiten. Mit unserer Strategie „Fokus Kunde“ arbeiten wir konsequent daran, unsere Ausrichtung auf die Bedarfe unserer Privat- und Firmenkunden weiter zu optimieren,“ erläuterte Dr. Andreas Jahn. Dabei setzt die SV zunehmend auf Automatisierung und treibt die Digitalisierung für einen noch effektiveren Kundenservice weiter voran.

Nachfrage nach privater und betrieblicher Altersvorsorge

Die SV verzeichnete in der Lebensversicherung mit 2,84 Milliarden Euro (3,30) nach dem herausragenden Vorjahr erneut eine sehr hohe Neugeschäfts-Beitragssumme. Bei den laufenden Beiträgen lag die Beitragssumme im Neugeschäft mit 2,28 Milliarden Euro unter dem sehr guten Vorjahr (2,36), allerdings über dem Niveau früherer Jahre. Insgesamt betrugen die gebuchten Bruttobeiträge in der Lebensversicherung (ohne Pensionsfonds) 1,55 Milliarden Euro (1,93), die laufenden Beiträge lagen mit 992,1 Millionen Euro leicht über dem Vorjahresniveau (989,73).

Fondspolicen: Zinsunabhängige Produkte immer beliebter

Eine sehr hohe Nachfrage verzeichnete die SV erneut bei ihren fondsgebundenen Versicherungen wie der Rentenversicherung Vermögenspolice Invest und der Lebensversicherung Generationenplan Invest. Insgesamt hat sich das Neugeschäft nach Beitragssumme bei diesen Versicherungen auf 935,4 Millionen Euro (774,2) erhöht. Der mit Abstand größte Anteil entfiel auf die Vermögenspolice Invest, bei der die Kunden mittlerweile aus 78 Fonds wählen, und so je nach Präferenz und Risikoneigung ihre eigene Anlagestrategie festlegen können.

Auch dem steigenden Bedarf der Kunden nach nachhaltigen Fonds kann die SV mit einer umfangreichen Fondsauswahl gerecht werden. Sowohl bei den Einmalbeiträgen als auch im ratierlichen Vorsorgegeschäft haben fondsgebundene Produkte einen maßgeblichen Anteil. Der Anteil des garantiefreien Geschäfts inklusive der biometrischen Produkte am gesamten Leben-Neugeschäft betrug im vergangenen Jahr 48,5 Prozent, im Vorjahr waren es 36,9 Prozent.

bAV – wesentlicher Pfeiler der Altersvorsorge

Knapp 30 Prozent des gesamten Lebensversicherungsgeschäfts (ohne Pensionsfonds) erzielte die SV im Geschäftsjahr 2022 mit Produkten der betrieblichen Altersversorgung. Die Beitragssumme in diesem Geschäftsfeld sank zwar auf 837,9 Millionen Euro (942,6), ist aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Im April 2020 wurde die SV Pensionsfonds AG gegründet, um Verbundunternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe und weiteren Kunden eine effiziente Verwaltung ihrer Pensionsverpflichtungen mit attraktiver und maßgeschneiderter Kapitalanlage anbieten zu können. Die SV Pensionsfonds AG hat sich 2022 weiter am Markt etabliert und mit 50,8 Millionen Euro (216,5) zu den gesamten Prämieneinnahmen der SV beigetragen. In der Kapitalanlage arbeitet der Versicherer mit der LBBW Asset Management Investmentgesellschaft zusammen.

Schaden-/Unfallversicherung auf hohem Niveau

Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen im selbst abgeschlossenen Geschäft um 5,4 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro (1,74). Damit ist die SV 2022 wieder stärker gewachsen als der Markt, der nach vorläufigen Zahlen um 4,0 Prozent zulegte. Das Wachstum erstreckt sich auf fast alle Sparten. Der Schaden-Unfallversicherer erzielte mit 105,0 Millionen Euro (112,5) nach dem Rekordjahr 2021 ein nach Unternehmensangaben sehr starkes Neugeschäft. Besonders in der privaten Sachversicherung und in der industriellen Sachversicherung sei das Neugeschäft 2022 sehr gut verlaufen, heißt es.

Schadenaufwendungen sinken

Die gesamten Schadenaufwendungen im selbst abgeschlossenen Geschäft sind im Vergleich zum Vorjahr um 18,6 Prozent auf 1.260,6 Millionen Euro (1.549,5) gesunken. Der Rückgang ist maßgeblich auf die geringeren Unwetterschäden zurückzuführen. Dennoch kam es auch 2022 wieder zu diversen kleineren Elementarereignissen. Hervorzuheben ist die Sturmserie (Ylenia, Zeynep, Antonia) Ende Februar, die zu Schäden im gesamten Geschäftsgebiet der SV führte. Die Bilanz der SV: über 22.000 Schäden an Gebäuden und Fahrzeugen in Höhe von rund 39 Millionen Euro.

Die bilanzielle Schaden-Kostenquote lag mit 86,3 Prozent (102,1) daher deutlich unter dem Vorjahr und unter dem Niveau des Marktes von 95 Prozent. Infolgedessen stieg das versicherungstechnische Bruttoergebnis saG auf 211,4 Millionen Euro nach -60,4 Millionen Euro im Vorjahr. Das Kapitalanlageergebnis fiel infolge der gezielten Realisierung stiller Lasten auf festverzinsliche Wertpapiere mit 32,2 Millionen Euro deutlich niedriger aus als im Vorjahr (71,0). Insgesamt lag der Jahresüberschuss der SV Gebäudeversicherung bei 82,7 Millionen Euro (84,8) in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Inflation mit Auswirkungen auf Schäden und Prämien

Im Zuge der gestiegenen Inflation ist ein Anstieg von Reparaturkosten und damit der Schadenhöhen festzustellen. Besonders spürbar wird sich das 2023 in der Wohngebäudeversicherung auswirken. Der gleitende Neuwertfaktor stieg für das Jahr 2023 um knapp 15 Prozent.

In der gesamten Versicherungsbranche haben sich daher die Versicherungssummen und folglich auch die Beiträge entsprechend erhöht. Darüber hinaus wurden in der SV aber keine Beitragssatzanpassungen vorgenommen. „Wir haben unsere Kunden hierzu umfassend informiert und beraten. Beispielsweise konnten Kunden durch die Einführung überschaubarer Selbstbehalte die Prämienerhöhung vermeiden“, führt Jahn aus.

Schadenmanagement: SV kauft weitere Know-how zu

In der Schadenbearbeitung sieht sich der Versicherer aufgrund der hohen Marktdurchdringung in der Gebäude- und Elementarschadenversicherung stark gefordert. Die SV ist als ehemaliger Monopolversicherer auch heute noch führend in ihren Regionen. Eine besondere Bedeutung hat das Schadenmanagement, bestehend aus einer regionalen Reguliererorganisation, einem Dienstleisterservice und unterstützenden digitalen Prozessen wie etwa in der Schadenauszahlung, Schadenkalkulation und im Schadentracking. Mit dem Dienstleisterservice werden qualifizierte Trocknungs-, Sanierungs- oder Handwerkerbetriebe vermittelt, die die Trocknung eines Leitungswasserschadens oder die Reparatur eines abgedeckten Daches nach einem Sturm übernehmen.

Zukauf eines Rückversicherer

Seit 2021 arbeitet die SV außerdem mit dem Tochterunternehmen PGI Sanierung GmbH am konsequenten Ausbau eines eigenen Dienstleisternetzes in der Schadensanierung. Mittlerweile hat die SV fünf Schadensanierungsfirmen erworben. 2021 wurde der hessische Schadensanierer BTS Schadensanierung GmbH übernommen, 2022 folgten die Aquinsa GmbH in Weingarten, die BWS Erbach GmbH in Ettlingen, die Pingitore Sanierung GmbH in Gottmadingen und die Weber Schadenmanagement GmbH in Heilbronn.

Damit ist die SV in Nordhessen, Oberschwaben, Süd- und Nordbaden sowie der Region Heilbronn mit eigenen Sanierungsunternehmen vertreten. Mit den eigenen Schadensanierungsunternehmen sichere man das Kundenversprechen „damit was passiert, wenn was passiert“ weiter ab. „Wir setzen damit den Weg fort, perspektivisch in allen unseren Regionen mit eigenen Sanierungsunternehmen vor Ort zu sein. Diese regionale Nähe entspricht unserer Philosophie und Stärke. Schon jetzt haben wir eine Größe erreicht, die es uns erlaubt, vielfältige Synergien zu heben, die unseren Kunden zugutekommen. Wir halten weiterhin Ausschau nach Sanierungsunternehmen für andere Teile des Geschäftsgebiets“, sagt Jahn.

Weiter ausgebaut wurde der SV Konzern durch den Erwerb eines eigenen Rückversicherers. Mittels der SV Rückversicherung S.A. in Luxemburg sollen der Risikoausgleich im Konzern verbessert und die Geschäftsergebnisse stabilisiert werden.

SV bekennt sich zum Klimaschutzabkommen

„Der Klimawandel ist ein globales Problem, das eine weltweite Zusammenarbeit fordert. Wir wollen als Investor unseren Beitrag leisten, um den Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu ebnen. Deshalb bekennen wir uns mit unserer Kapitalanlagestrategie zum Pariser Klimaschutzabkommen,“ so Jahn.

Ziel des Klimaschutzabkommens ist es, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und die Finanzmittelflüsse sukzessive mit den Klimazielen in Einklang zu bringen. Dafür strebt die SV eine kontinuierliche Reduktion des CO₂-Fußabdrucks ihrer Kapitalanlagen an. In ihrer Kapitalanlagestrategie hat die SV Ausschlüsse definiert. Als Standard für ihre ethischen Ausschlüsse wurden die Prinzipien des United Nations Global Compact (UNGC) festgelegt.

„2022 haben wir die Ausschlüsse um Klimakriterien erweitert, wie etwa für den Kohle-Sektor“, erklärt Jahn. Die Ausschlüsse beziehen sich auf notierte Aktien und Unternehmensanleihen im direkt gemanagten Wertpapierbestand und in Wertpapier-Spezialfonds. Gleichzeitig baut die SV die Quote der nachhaltigen Investments im Bereich Infrastruktur, Wald und erneuerbare Energien kontinuierlich aus. 2022 hat die SV bereits 1.057,9 Millionen Euro (898,4), das sind rund 4,1 Prozent ihrer Kapitalanlagen, dort angelegt.

Zudem achtet die SV bei eigenen und fremdvermieteten Immobilien auf die Vermeidung und Reduktion von CO₂-Emissionen und setzt umweltschonende, energiesparende Techniken ein, so Jahn. Der Versicherer ist laut Jahn Mitglied er Net Zero Asset Owner Alliance (NZAOA), einem weltweiten Klimabündnis großer Kapitalanleger, und hat sich zudem zur Bekämpfung von Klimarisiken und Folgewirkungen der globalen Initiativen PRI (Principles for Responsible Investment) und angeschlossen.

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