Zehn Prozent plus sind das Ziel: Talanx will Rendite in Erstversicherung deutlich steigern

Torsten Leue
Foto: Talanx
Vorstandschef Torsten Leue

Die HDI-Mutter Talanx will sich im Geschäft in der Erstversicherung bis Mitte des Jahrzehnts deutlich profitabler aufstellen. Bis zum Jahr 2025 sollen die Bereiche mit ihrer Hauptmarke HDI eine Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent erreichen.

Damit kämen sie auf ein ähnliches Niveau wie die Konzerntochter Hannover Rück. Talanx-Chef Torsten Leue will vor allem das Geschäft in der Industrieversicherung sowie mit Privat- und Firmenkunden im Ausland kräftig ausweiten.

Bisher stammt der Großteil des Talanx-Gewinns von dem weltweit drittgrößten Rückversicherer Hannover Rück, an dem der Konzern gut die Hälfte der Anteile hält. In den Erstversicherungsbereichen liege die Eigenkapitalrendite bisher unter acht Prozent, sagte Finanzvorstand Jan Wicke in einer Telefonkonferenz. Allerdings hat Talanx hier bereits Fortschritte gemacht: Von 2018 bis 2020 stieg der Anteil der Erstversicherung am Nettogewinn von 31 auf 42 Prozent.

Milliardenüberschuss für 2022 geplant

Vorstandschef Leue sieht den Konzern daher auf „sehr gutem Weg“, seine im Jahr 2018 für 2022 gesetzten Ziele zu erreichen. Damals hatte sich Talanx je Aktie eine jährliche Gewinnsteigerung von fünf Prozent vorgenommen, was für das kommende Jahr einen Überschuss von rund einer Milliarde Euro erwarten ließ. Seit Montag peilt der Vorstand für 2022 offiziell 1,05 bis 1,15 Milliarden Euro an – es wäre der erste Milliardengewinn in der Konzerngeschichte.

Für 2021 geht das Management von einem Ergebnis in Richtung von 950 Millionen Euro aus. Die Aktionäre sollen für 2021 eine Dividende von 1,60 Euro erhalten, zehn Cent mehr als für das Corona-Jahr 2020. Hauptaktionär von Talanx ist mit einem Anteil von 79 Prozent der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit.

Um die neuen Ziele zu erreichen, will der Vorstand unter anderem die Prämieneinnahmen in der Industrieversicherung von 6,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf knapp zehn Milliarden 2025 steigern. Talanx habe im Industriegeschäft niedrigere Kosten als die großen Konkurrenten, hieß es. Zudem hat der Konzern seine Preise in der lange defizitären Feuer-Industrieversicherung kräftig erhöht und sich von vielen unrentablen Verträgen getrennt.

Innerhalb der Industrieversicherung soll der hauseigene Spezialversicherer HDI Global Specialty deutlich zum Wachstum beitragen. Hier sollen die Prämieneinnahmen von derzeit etwa 2 auf 3,7 Milliarden Euro 2025 steigen. Der Spezialversicherer gehörte bisher zu knapp der Hälfte der Hannover Rück und geht zum Jahreswechsel komplett ins Eigentum von Talanx über.

Wachstumsmärkte liegen im Ausland

Die Privat- und Firmenversicherung soll vor allem im Ausland wachsen. Bis 2025 will Talanx in seinen wichtigsten Märkten Polen, Türkei, Brasilien, Mexiko und Chile im gesamten Schaden- und Unfallgeschäft zu den fünf größten Anbietern zählen. Während der Konzern bisher vor allem in der Kfz-Versicherung stark ist, sollen die Beitragseinnahmen abseits des Kfz-Geschäfts im Ausland von 1,1 auf 2 Milliarden Euro zulegen.

Daneben prüft der Versicherer die Ausweitung von Gesundheitsversicherungen von der Türkei auf Märkte wie Polen und Mexiko und schaut sich nach Übernahmezielen und Partnern um. Der Fokus liege dabei auf dem Geschäft abseits der Lebensversicherung in Lateinamerika und Europa, sagte der Chef von HDI International, Wilm Langenbach. Zudem wolle der Vorstand einen Einstieg in Südostasien prüfen.

Deutschland: KMU-Geschäft im Fokus

In der Privat- und Firmenversicherung Deutschland fokussiert sich Talanx unterdessen auf einen Ausbau des Geschäfts mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Hier sollen sich die Prämieneinnahmen im Vergleich zu 2020 auf etwa 800 Millionen Euro nahezu verdoppeln. Auch die Einnahmen aus Partnerschaften mit Banken sollen wachsen. In beiden Bereichen strebt Talanx eine „führende Marktposition“ an.

Bescheidender fallen die Pläne in der sonstigen Sachversicherung mit Privatkunden aus. Hier sollen die Prämieneinnahmen bis 2025 nur leicht auf 1 Milliarde Euro steigen. In der Lebensversicherung will sich HDI Deutschland auf ein „deutlich verschlanktes“ Angebot in der privaten Altersversorgung mit höheren Gewinnspannen konzentrieren und das Geschäft mit geringen oder keinen Garantien fortführen.

Kein Run-off für klassische LV-Verträge geplant

Laut HDI-Deutschland-Chef Christopher Lohmann plant das Unternehmen aber nicht, den Bestand an alten Lebensversicherungsverträgen mit hohen Garantien an einen Abwickler abzugeben. Dies hatte etwa der Konkurrent Generali in Deutschland gemacht, um sich angesichts anhaltender Niedrigzinsen von den hohen Verpflichtungen aus alten Verträgen zu befreien.

HDI Deutschland hat in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Sparprogramm durchlaufen und das Geschäft stärker digitalisiert. Die Digitalisierung soll nun weitergehen. Nun soll der operative Gewinn der Sparte in diesem Jahr „spürbar“ über 250 Millionen Euro erreichen. Ziel des Sparprogramms waren mindestens 240 Millionen Euro. (dpa-AFX)

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