Noch weite Strecken zu gehen

Dieser Weg kann aber nur dann erfolgreich beschritten werden, wenn eine zeitgemäße technologische Infrastruktur zur Verfügung steht – doch auch daran hapert es noch, nicht nur bei den Versicherern. Laut Jan Meessen, Industry Manager Insurance bei Google Deutschland, sind die mobilen Landing Pages in der deutschen Finanzbranche sehr langsam. Im Durchschnitt dauere es 8,6 Sekunden, bis eine Seite geladen ist, sagte er auf dem ersten „Digital Day“ von Cash. im März in Hamburg. Laut Meessen sollte eine Seite nicht länger als drei Sekunden brauchen, bis sie geladen ist. Danach sei die Abbruchrate sehr hoch.

Werden diese technologischen Defizite nicht schnell behoben, könnte das fatale Folgen haben. „Kunden informieren sich sehr viel über ihr Smartphone, doch die meisten Websites sind nicht darauf ausgelegt, auch mobil Übersicht zu verschaffen. Google wird das in seinen Suchalgorithmus integrieren: Wie lange dauert es, die Seite aufzurufen?“, erläutert Marcel Neumann, Head of finanzcheckPRO, einem Online-Vergleichsportal. „Wenn man zu langsam ist, wird man nicht mehr auf den ersten Seiten gerankt, also benötigt es Maßnahmen, um gegensteuern zu können.“ Die Branche müsse sich darauf konzentrieren, ihr Angebot mobilfähig zu machen. „Nur Desktop funktioniert nicht mehr.“

Augenmaß gefordert

Nach Einschätzung von Lars Gentz, Geschäftsführer des Fintechs Walnut, einer Tochter von RWB, wird Google sogar noch einen Schritt weitergehen. „Sie haben angekündigt, dass sie im Browser anzeigen, wie lange eine Seite zum Laden braucht. Wenn wir also bald in Grün, Orange oder Rot irgendwelche Kennzeichnungen bei den Suchergebnissen haben, dann klicken die Nutzer da, wo es schnell geht, gerade wenn man mobil unterwegs ist. Deshalb müssen unsere Seiten immer wieder optimiert werden. Neue Technologien, die auf den Markt kommen, müssen wir nutzen. Es ist und bleibt ein kontinuierlicher Prozess.“

Bei dem auch Augenmaß gefordert ist. Schließlich droht mit fortlaufender Digitalisierung der Vertriebsprozesse die Gefahr, dass ein ganzer Berufsstand überflüssig wird: Finanzberater, Makler, Vermittler. Das betrifft besonders den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Nach Einschätzung vieler Experten wird KI die Interaktion zwischen Verbrauchern, Maklern und Produktgesellschaften grundlegend wandeln. Viele Aufgaben innerhalb der Finanz- und Versicherungsbranche würden über kurz oder lang durch KI-Systeme begleitet oder übernommen. Für Berater, Vermittler und Vermögensverwalter ist das durchaus beunruhigend, klingt es doch nach „feindlicher Übernahme“ durch Geldanlage-Roboter („Robo-Advisor“).

Seite drei: Weniger Andrang als erwartet

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