Deutsche-Bank-Chef sieht Notenbanken in der Sackgasse

Nullzinsen, Strafzinsen, Anleihenkäufe – Europas Währungshüter haben alle Register gezogen. Für Banken kein leichtes Umfeld. Dass die EZB womöglich noch einmal nachlegt, stößt in der Branche auf Kritik.

«Die Zentralbanken haben kaum noch Mittel, um eine echte Wirtschaftskrise wirkungsvoll abzudämpfen», sagte Sewing bei einer Bankentagung in Frankfurt. «Sie haben bereits jetzt den Geldhahn bis zum Anschlag aufgedreht – allen voran die Europäische Zentralbank.»

Wenig Zuversichtliches aus Richtung Draghi

Angesichts immer düsterer Aussichten für die Konjunktur hat die Europäische Zentralbank (EZB) Handlungsbereitschaft signalisiert. Im Raum stehen neue Anleihenkäufe sowie eine Verschärfung des Strafzinses für Bankeinlagen.

Derzeit verlangt die EZB von Geschäftsbanken 0,4 Prozent Zinsen für geparkte Gelder. EZB-Präsident Mario Draghi hatte angedeutet, dass dieser negative Einlagensatz weiter ins Minus gesenkt werden könnte – möglicherweise schon bei der nächsten EZB-Sitzung am 12. September. Der Strafzins soll Banken dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben und so die Wirtschaft anzukurbeln.

„Deutsche Bank kosten negative Einlagenzinsen einen dreistelligen Millionenbetrag“

«Gesamtwirtschaftlich wird eine weitere Zinssenkung auf dem aktuellen Niveau verpuffen. Sie wird lediglich die Vermögenspreise weiter in die Höhe treiben und die Sparer weiter belasten», sagte Sewing. Schon jetzt belaste die EZB-Zinspolitik die Branche enorm.

«Allein uns als Deutsche Bank kosten die negativen Einlagenzinsen einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in diesem Jahr. Auf vier Jahre hochgerechnet sind das deutlich mehr als zwei Milliarden Euro», rechnete Sewing vor. «Langfristig ruinieren diese Niedrigzinsen das Finanzsystem.»

Der Chef der Schweizer Großbank UBS, Sergio Ermotti, warnte, die langfristigen Folgen der Niedrigzinspolitik könne niemand seriös vorhersagen. Für Banken sei diese Geldpolitik nicht gut, aber auch die Folgen für die gesamte Gesellschaft seien nicht zu unterschätzen.

„Auf ernsthafte Wirtschaftskrise ist die Welt nicht gut vorbereitet“

Auch eine Staffelung des Strafzinses, über die die Währungshüter diskutieren, würde nach Einschätzung des Deutsche-Bank-Chefs am Grundproblem nichts ändern. Sewings Fazit: «Auf eine ernsthafte Wirtschaftskrise ist die Welt nicht gut vorbereitet – und Europa schon gar nicht.»

 

Seite 2: Was dies nun bedeutet

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