ETF 2.0: Wessen Mehrwert?

Marketing-Slogans wie „Smart Beta“ führen Privatinvestoren in die Irre, denn sie verleiten zur Annahme, dass anders gestrickte Indizes bessere Renditen abliefern als nach Marktkapitalisierung gewichtete. Wer aufgrund dieser Prämisse investiert, sollte sich nicht wundern, wenn der Schuss nach hinten losgeht!

Der Grund: Alternative Indizes sind nicht risikolos – sie weisen vielmehr andere Risiken auf als herkömmliche Marktbarometer. Wer also mit solchen Strategien ein „Loch“ stopfen will, setzt sich dem Risiko aus, ungewollt ein anderes aufzureißen.

Anders ist nicht per se besser

Beispielsweise vermeiden ETFs auf breit aufgestellte, gleichgewichtete Aktienindizes vom Schlage eines S&P 500 konsequent spekulative Blasen, weil sie alle Indexbestandteile zu gleichen Teilen kaufen. Ein ETF mit Gleichgewichtungsansatz auf den S&P 500 gewichtet alle Bestandteile des US-Standardwerteindexes mit 0,2 Prozent.

Der S&P 500 weist als höchste Positionen dagegen Apple mit einem Anteil von rund 2,9 Prozent auf, Exxon Mobil ist mit 2,5 Prozent, Google und Microsoft sind mit je rund 1,9 Prozent im S&P 500 enthalten. Der Vorteil des Gleichgewichtungsansatzes: Ein Crash bei einem der Top-Werte im marktkapitalisierungsgewichteten Index hätte beim Gleichgewichtungsansatz viel geringere Folgen. Aber anders muss eben nicht besser sein.

Gleichgewichtungs-ETF: Nebenwerte höher gewichtet

Im Gleichgewichtungs-ETF sind Nebenwerte viel höher gewichtet als im Standardwerteindex. Um im Beispiel von ETFs auf den S&P 500 zu bleiben, stecken 88 Prozent des Gewichts in großen oder sehr großen Aktien, rund 11,9 Prozent sind in mittelgroßen Aktien und äußerst homöopathische 0,2 Prozent in Small Caps angelegt.

ETF-Grafik
Quelle: Deutsche Bank

Bei Gleichgewichtungs-ETFs auf den S&P 500 ist es genau umgekehrt: Aufgrund ihrer größeren Zahl ist der Anteil von Nebenwerten hier viel größer. Es handelt sich also bei solchen ETFs um Nebenwertefonds. Wer solche Produkte kauft, folgt der impliziten Annahme, dass Nebenwerte systematisch höhere Renditen erzielen als Standardwerte. Das ist jedoch nicht immer der Fall.

Bei Nebenwerten drohen Liquiditätsrisiken

Zudem weisen Nebenwerte andere Risiken auf als Standardwerte, weshalb man bei den sogenannten Small und Mid Caps auch von speziellen Risikoprämien spricht. Bei Nebenwerten drohen beispielsweise Liquiditätsrisiken, was bei Korrekturen hohe Verluste nach sich ziehen kann.

Derartig gestaltete Nebenwerte-ETFs produzieren zudem aufgrund der hohen Umschichtungsfrequenz (alle Bestandteile müssen regelmäßig auf die Ausgangsgewichtung zurückgeführt werden) hohe Handelskosten.

Seite drei: Low Beta und Outperformance

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