Studie: Stehen traditionelle Geschäftsmodelle der Finanzdienstleister und Versicherungsunternehmen vor dem Aus?

Digitalisierung, verstärkter Wettbewerb und wachsende Kundenerwartungen – vor diesem Hintergrund planen 61% der Finanzdienstleister und Versicherungsunternehmen (Financial Services und Insurance Companies, FS&Is) weltweit sich von ihren traditionellen, vertikal integrierten Geschäftsmodellen zu lösen. So lauten aktuelle Ergebnisse einer internationalen Studie, die heute von NTT DATA veröffentlicht wurde.

FS&Is beginnen Digital Business Plattformen (DBP) zu gestalten, die es ihnen ermöglichen, mit Fintechs, Insurtechs und anderen Marktteilnehmern in einem globalen Ökosystem zusammenzuarbeiten, um den Verbrauchern rund um die Uhr einen einzigartigen Mehrwert zu bieten. Infolgedessen sind neun von zehn globalen FS&Is von der Notwendigkeit einer digitalen Transformation überzeugt.

Jeder zweite Befragte glaubt, dass neue Technologien den Unterschied machen

Neue Technologien, wie künstliche Intelligenz und Blockchain, lauten die Top Trends, die die FS&Is beeinflussen, wie 53% der Befragten feststellten. Zudem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Technologie-Riesen den Führungsetagen große Sorgen bereiten.

Der Studie zufolge geben 84% der Unternehmen an, dass Branchen außerhalb von Finanzdienstleistungen und Versicherungen einen erheblichen Einfluss auf die Märkte ausüben. Weitere 83% sind der Meinung, dass sich neue Marktteilnehmer wie Amazon und Apple zu Hauptwettbewerbern beim Angebot von Finanzprodukten entwickeln könnten.

„Plattformen wie Amazon, Google oder Netflix verändern die Erwartungen“

„Plattformgetriebene Unternehmen wie Amazon, Google und Netflix, die ihren Kunden schnelle und einfache digitale Erlebnisse bieten, verändern die Erwartungen an Finanzdienstleistungen und Versicherungsunternehmen“, sagt Toshi Fujiwara, Director und Executive Vice President Finance, NTT DATA.

„Diese Technologie-Giganten betreiben agile Geschäftsmodelle, die es ihnen ermöglichen, bestehende Kundendaten zu nutzen und neue Produkte schnell und kostengünstig anzupassen, um Mobile-First-Kunden besser zu bedienen“, heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung weiter.

Um diesen Kräften am Markt zu begegnen, gaben 85% der Befragten an, dass eine digitale Geschäftsplattform eine wesentliche Chance zur Neupositionierung des Unternehmens darstellt, und 83% stimmten zu, dass die Integration von Legacy-Kernsystemen in eine Digital Business Plattform für ihre Wettbewerbsposition in den nächsten drei bis fünf Jahren wichtig wird. Allerdings gaben nur 23% an, dass ihr Unternehmen derzeit über eine DBP verfügt, die funktioniert und einen Mehrwert bietet.

„Digitale Plattform erlaubt vor allem Austausch und Zusammenarbeit“

„Eine digitale Geschäftsplattform wird es Unternehmen ermöglichen, verschiedene Business-Modelle in einem einzigen technischen System abzubilden, ohne alte Kernsysteme ersetzen zu müssen, die seit Jahrzehnten bestehen“, sagt Dieter Loewe, Geschäftsführer und Chief Client Officer, NTT DATA Deutschland.

„Durch die Schaffung digitaler Geschäftsplattformen können Banken und Versicherungsunternehmen mit Fintechs und Insurtechs zusammenarbeiten, um neue digitale Technologien einzubinden, Anwendungsprogrammierschnittstellen zu nutzen und Kundendaten auszutauschen ‒ so erhalten sie die Möglichkeit, neue Produkte anzupassen und schnell auf den Markt zu bringen, während sie gleichzeitig den Anforderungen der Verbraucher nach besserem Service und Anpassung entsprechen.“

Für Deutschland offenbart die Studie: Technologisch sind Finanzdienstleister und Versicherungen in Aufbau von digitalen Plattformen im globalen Vergleich voraus (38% versus 23%). Aber obwohl sie die technologischen Möglichkeiten dazu haben, sehen sie keinen Bedarf, ihr Geschäftsmodell horizontaler auszurichten.

61% der globalen FS&Is planen, sich von ihrem globalen Geschäftsmodell, welches ihren Kunden nur die eigenen Produkte anbietet, zu lösen. In Deutschland hingegen sind es nur 46%.

„Alte Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen“

„Unsere Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der FS&I-Branche in Deutschland zeigt, dass sie stark in Digitalisierung investiert und sich im internationalen Vergleich durch eine strategischere und erfolgreichere Vorgehensweise auszeichnet. Doch nun gilt es, alte Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen, um schneller und agiler zu werden. Denn nur wer sich frühzeitig für neue Geschäftsmodelle, Kooperationen und Partner öffnet, wird langfristig neben den plattformgetriebenen Tech-Riesen aus anderen Branchen bestehen können“, so Loewe weiter.

 

Seite 2: Wieso mehr als zweites Unternehmen in Konkurrenz zu Amazon und Apple treten möchte

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