Versicherer bitten Kunden bei Sofortrenten zur Kasse

Versicherungsunternehmen berechnen ihren Kunden hohe Abschluss- und Vertriebskosten für Sofortrentenverträge. Das ergab eine Stichprobe der Verbraucherzentrale Hamburg.

Demnach verlangen Versicherer bei Vertragsbeginn Abschluss- und Vertriebskosten von bis zu sechs Prozent des Verrentungsbetrags. Zum Vergleich:

„Verbraucher werden spürbar benachteiligt“

Für die Vermittlung von Lebensversicherungen und Ansparrenten dürfen Versicherungsgesellschaften bei Vertragsbeginn nur (noch) Abschluss-und Vertriebskosten in Höhe von 2,5 Prozent der Beitragssumme berechnen – verteilt auf die ersten fünf Jahre. Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert vom Gesetzgeber auch für Sofortrenten verbraucherfreundlichere Vorgaben.

„Verbraucher mit einer Sofortrente werden gegenüber denjenigen mit einer klassischen Lebens- oder Rentenversicherung spürbar benachteiligt“, kritisiert Kerstin-Becker-Eiselen von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Das betrifft auch Sparer, die das Kapital eines mit Riester geförderten Bank- oder Fondssparplans nach der Ansparphase verrenten lassen wollen. „Hier muss der Gesetzgeber nachbessern und dafür sorgen, dass die Kostenbelastung für Verbraucher sinkt, sodass sie nicht um ihr Geld für den Ruhestand gebracht werden.“

Kosten der Versicherer im Überblick

Folgende Eckdaten hat die Verbraucherzentrale Hamburg für den Vergleich von fünf stichprobenartig ausgewählten Anbietern zugrunde gelegt: Eine 65-jährige Person möchte 50.000 Euro verrenten lassen. Die Rente soll teildynamisch sein. Ein Versicherungsschutz bzw. Hinterbliebenenschutz besteht nicht. Das Ergebnis:

HDI Lebensversicherung AG: 3.022,61 Euro
(2.998,61 Euro Abschluss- und Vertriebskosten + 24 Euro Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn)

Alte Leipziger Lebensversicherung: 2.766,98 Euro
(1.999,26 Euro Abschluss- und Vertriebskosten + 767,72 Euro Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn)

Württembergische Lebensversicherung AG: 2.399,87 Euro
(1.999,89 Euro Abschluss- und Vertriebskosten + 399,98 Euro Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn)

Lebensversicherung von 1871 a. G. (LV 1871): 2.250 Euro
(1.250 Euro Abschluss- und Vertriebskosten + 1.000,00 Euro Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn)

Allianz Lebensversicherungs-AG: 1.999,98 Euro
(1.999,98 Euro Abschluss- und Vertriebskosten zu Vertragsbeginn)

Bei allen Anbietern fallen zusätzlich jedes Jahr weitere Verwaltungskosten an

Die reinen Abschluss- und Vertriebskosten der Stichprobe liegen zwischen rund 2,5 Prozent (LV 1871) und etwa sechs Prozent (HDI Lebensversicherung AG). Rechnet man die einmaligen Verwaltungskosten zu Vertragsbeginn hinzu, ergibt sich eine Kostenbelastung von annähernd vier Prozent bei der Allianz Lebensversicherungs-AG bis rund sechs Prozent beim Anbieter HDI.

Anstoß der Erhebung war die Beschwerde einer Verbraucherin aus Hamburg. Sie klagte beim Beratungsgespräch über die hohen Abschluss- und Vertriebskosten ihrer Sofortrente. Die Provinzial Versicherung hatte ihr fünf Prozent der Beitragssumme berechnet.

Sofortrenten garantieren nach einmaliger Einzahlung eines bestimmten Geldbetrags eine lebenslange Rente (Leibrente). Versicherte erhalten jeden Monat einen festgelegten Betrag als Rente, ganz gleich wie alt sie werden.

 

Foto: Shutterstock

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