DAV: Dringender Handlungsbedarf bei Altersvorsorge und bAV

Münzen und Spardose
Foto: PantherMedia/Wonderwall
Der finanzielle Aufwand der Menschen für eine kapitalgedeckte Vorsorge, die auch den negativen Realzins ausgleicht, steigt dadurch. Dabei ist die staatlich geförderte Altersvorsorge im Kollektiv wichtiger denn je, da sie mit der lebenslang zusätzlichen Rentenzahlung im Alter dazu beiträgt, die Folgen der demografischen Entwicklung auf den Einzelnen abzudämpfen.

Susanna Adelhardt, die neue stellvertretende Vorsitzende des Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV), findet in einem Pressegespräch am Donnerstag deutliche Worte, was die Altersvorsorge in Deutschland angeht: Die politischen Rahmenbedingungen müssen sich ändern.

Ein Blick auf die Situation der Riesterrente zeigt eine stagnierende bis rückgängige Entwicklung. Waren es 2021 noch 16,23 Mio. Riester-Verträge, ging dieser Wert 2022 auf 15,89 Mio. zurück. „Das bestätigt die Entwicklung der letzten Jahre und ist problematisch, weil die Notwendigkeit privater Vorsorge sogar zunehmend wichtiger wird. Das gilt umso mehr, als trotz Zinswende durch die gestiegene Inflation die Realverzinsung deutlich negativ ist, zumal die Banken bei den Zinsen längst noch nicht nachgezogen haben.“ 

Politische Rahmenbedingungen müssen sich ändern

„Der finanzielle Aufwand der Menschen für eine kapitalgedeckte Vorsorge, die auch den negativen Realzins ausgleicht, steigt dadurch. Dabei ist die staatlich geförderte Altersvorsorge im Kollektiv wichtiger denn je, da sie mit der lebenslang zusätzlichen Rentenzahlung im Alter dazu beiträgt, die Folgen der demografischen Entwicklung auf den Einzelnen abzudämpfen. Es braucht aber definitiv eine Anpassung der politischen Rahmenbedingungen, um sie weiterzuentwickeln“, so Susanna Adelhardt. Das kann neben einer einfacheren Förderung und einem Abbau bürokratischer Hürden auch eine Erhöhung der mit ihr verbundenen Ertragsaussichten bedeuten, um sie attraktiver zu machen. „Abgesenkte Garantien würden das bewirken. Denn hierdurch wären auch mehr Investitionen in etwas risikoreichere, aber eben auch ertragreichere Sachwerte wie zum Beispiel Aktien möglich.“

Betriebliche Altersversorgung generationengerecht gestalten

Ein weiterer Weg, der demografischen Entwicklung zu begegnen, ist die betriebliche Altersversorgung (bAV), die über die Arbeitgeber organisiert wird. „Es hapert schon am Thema Generationengerechtigkeit. Arbeitgeber haben nur einen bestimmten Dotierungsrahmen und damit ein begrenztes Budget für die Versorgung ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Verfügung. Dieser wird bereits für die aktuelle Rentnergeneration in großen Teilen aufgewendet. Da man diesen Dotierungsrahmen nicht willkürlich verändern kann, ist es wichtig, sich Gedanken zu machen, wie dem Problem der geringeren Versorgung jüngerer Generationen mit unterschiedlichen Eingriffen begegnet werden kann.“ 

Ein Beispiel könnte unter anderem sein, Veränderungen am Aufsichtsrecht vorzunehmen. Dieses schreibt derzeit vor, dass Pensionskassen ständige Bedeckung auch während der Ansparphase gewährleisten müssen, obgleich eine vorzeitige Auszahlung nur die absolute Ausnahme darstellt. „Hier sehen wir Reformbedarf und auch eine Reformmöglichkeit“, so Susanna Adelhardt weiter. „Es ist doch entscheidend, dass die Mittel zum Fälligkeitszeitpunkt zur Verfügung stehen und nicht in allen Jahren und Jahrzehnten davor. Die aktuellen Aufsichtspflichten zur dauernden Erfüllbarkeit führen bei vorübergehend negativer Kapitalmarktentwicklungen zu Umschichtungen in risikoarme Anlagen – zu Lasten des Ertrags und damit zu Lasten der späteren Rente. Mit anderen Vorschriften ließe sich der Faktor Zeit als zusätzlicher Risikopuffer im Sinne aktueller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nutzen, um ihre Rentenaussichten zu verbessern.“

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