Märkte werden mit Änderung der Geldpolitik nicht Schritt halten

Europa befindet sich in einem breiten wirtschaftlichen Aufschwung über Länder und Sektoren hinweg, jedoch bleibt das Wachstum unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Kerninflation in Europa verzeichnet nur geringe Steigerungen. Die weitere Preisentwicklung wird maßgeblich davon abhängen, inwiefern Löhne steigen können und die Arbeitslosigkeit weiter abgebaut werden kann. Der Fokus der Europäischen Zentralbank liegt weiterhin auf dem Tapering und dem Euro-Wechselkurs. Eine zu starke Euroaufwertung würde die Wettbewerbsfähigkeit beim Export belasten und hinderlich sein, das Zwei-Prozent-Inflationsziel zu erreichen.

Wir erwarten, dass die EZB bereits in ihrem Oktober-Meeting das Tapering ihres quantitativen Programms ab dem Beginn 2018 ankündigen wird. Innerhalb der darauffolgenden sechs bis zwölf Monate sollten die monatlichen Staats- und Unternehmensanleihekäufe sukzessive bis auf null zurückgefahren werden. Mit einem ersten Zinserhöhungsschritt rechnen wir im Sommer 2019.

Bank of England

Das wirtschaftliche Wachstum im Vereinigten Königreich hat sich im Zuge der Brexit-Unsicherheiten abgekühlt. Dennoch blickt die Industrie optimistisch nach vorne angesichts des schwachen Pfund Sterlings und der positiven globalen Stimmung. Demgegenüber belastet die schwache Währung den privaten Konsum. Die Pfund-Abwertung und Basiseffekte treiben die Inflation an – die Rate liegt bei knapp drei Prozent. Die Wachstumsaussichten bleiben insgesamt gedrückt. Die Bank of England befindet sich in einer prekären Lage. Die vom Brexit ausgehenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten bleiben hoch. Zudem würde eine weitere Pfund-Abwertung die Konsumkraft der Briten noch mehr schwächen. Somit befindet sich die Geldpolitik auf unsicherem Terrain.

Wir erwarten, dass die britische Notenbank ihre quantitativen Programme in Bezug auf Staats- und Unternehmensanleihen noch bis Februar 2018 fortsetzen wird. Das „Term Funding Scheme“, ein großangelegtes Kreditförderungsprogramm, mit dem erreicht werden soll, dass Geschäftsbanken den niedrigeren Leitzins auch an ihre Kunden weitergeben, dürfte Anfang 2018 beendet werden. Erste Zinserhöhungen erwarten wir ab Sommer kommenden Jahres.

Bank of Japan

Die Wirtschaft in Japan hat sich zuletzt stark entwickelt unter dem Einfluss des schwächeren Yens und der hohen Zuversicht unter Geschäftsleuten und privaten Konsumenten. Vorsicht ist geboten mit Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung in China. Die Inflationserwartungen bleiben insgesamt niedrig. Nichts deutet derzeit auf eine Straffung des extrem lockeren geldpolitischen Kurses in Japan hin. Die quantitativen Anstrengungen sollten erst beendet werden, wenn sich die Inflation nachhaltig im Bereich oberhalb der Zwei-Prozent-Marke eingependelt hat. Dies erlaubt nur einen langfristigen Blickwinkel auf den weiteren geldpolitischen Fahrplan in Japan.

Wir erwarten, dass die Bank of Japan bis mindestens Mitte 2019 ihren Richtungszinssatz unverändert bei minus 0,1 Prozent sowie das Ziel für die Zehn-Jahres-Rendite bei null Prozent belassen wird. Möglicherweise könnte die Zentralbank jedoch schon früher ihr Comittment aufgeben, jährlich Staatsanleihen in Höhe von 80 Billionen Yen aufzukaufen. (fm)

Foto: (C) dpa

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