Solvency II: Lebensversicherer in Not

Dr. Gunther Schwarz, Partner bei Bain & Company und Leiter der Versicherungs-Praxisgruppe für Europa kommentiert: „Bereits die ersten Ergebnisse unserer Analyse zeigen den erheblichen Handlungsbedarf. Die unterkapitalisierten Unternehmen müssen in den kommenden Monaten ihre Kapital- und Risikostruktur optimieren und dabei ihr Geschäftsmodell sowie ihre Organisation anpassen. Aber auch den kapital- und ertragsstarken Anbietern eröffnen sich neue Möglichkeiten. Denn sie können 2011 und 2012 gezielt in die Entwicklung noch attraktiverer Produkte investieren, ihren Preisspielraum gerade in umkämpften Märkten wie der Schadenversicherung ausnutzen und ihre Präsenz im Vertrieb organisch oder durch Akquisitionen stärken.“

Nachdrücklich warnt Frank Schepers, Director bei Towers Watson davor, mit Blick auf eventuelle Übergangsfristen die nötigen Vorbereitungen noch weiter hinauszuzögern: „Bei aller berechtigten Kritik wird es zu einer grundlegenden Neuordnung der Regulierung der Versicherungswirtschaft kommen. Je früher sich die Unternehmen mit der geforderten Transparenz über die Risiken des Geschäfts und deren Kapitaldeckung beschäftigen desto besser“. Bain-Partner Schwarz ergänzt: „Die Unternehmen, die jetzt die richtigen Weichen stellen, können unabhängig von ihrer Größe in den nächsten Jahren einen echten Wettbewerbsvorsprung erzielen.“

Insgesamt nennt und bewertet die Studie acht wesentliche Hebel, mit denen die Unternehmen ihre Kapitalbindung deutlich reduzieren und ihre Profitabilität erhöhen können, darunter auch traditionelle Hebel wie die Optimierung der Kapitalanlagestruktur und die Rückversicherung.

Veröffentlichung europaweiter Vergleichszahlen

Die Beratungsunternehmen haben in den vergangenen drei Monaten Solvenz und Profitabilität des Kapitaleinsatzes der jeweils 20 größten Lebens-, Schaden-/Unfall- und Krankenversicherer in den vier größten europäischen Märkten (Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien) mit Hilfe eines standardisierten Modells analysiert. Das für diesen Zweck entwickelte Modell berücksichtigt Unterschiede in der Eigenkapitalausstattung, dem Geschäftsmix sowie der Kapitalanlagestruktur und enthält Schätzungen für nicht-öffentlich zugängliche Daten wie Duration der Kapitalanlagen und Umfang von Rückversicherungsprogrammen. Auch wenn die Resultate der Analyse natürlich nicht deckungsgleich mit den internen QIS5-Berechnungen der einzelnen Häuser sein können, liefert das Modell Ergebnisse für den deutschen Markt auf einer vergleichbaren methodischen Basis.

In den kommenden Wochen werden Bain & Company und Towers Watson die Ergebnisse der Simulation im europäischen Vergleich veröffentlichen. Die Gesamtstudie mit detaillierten Ergebnissen und Handlungsempfehlungen liegt bis Mitte April 2011 vor. (te)

Foto: Shutterstock

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