„Zinszusatzreserve wirkt disziplinierend auf Lebensversicherer“

Wie beurteilen Sie die Handlungsoptionen in der Kapitalanlage?

Auf der Kapitalanlagenseite können Lebensversicherer versuchen, die Laufzeit zu erhöhen, um die Lücke zur Duration der Verbindlichkeiten gegenüber den Versicherten zu reduzieren. Versicherer mit sehr geringen Aktienbeständen können ihren Kapitalanlagen Aktien beifügen, was, wenn es in geringem Maße geschieht, zu einer höheren erwarteten Kapitalanlagerendite bei gleichzeitig verbesserter Diversifikation und damit geringeren Kapitalanforderungen führt.

Wie alle Unternehmen in Schwierigkeiten können auch Lebensversicherer versuchen, Kosten einzusparen und die Effizienz erhöhen. Dies kann auch dadurch geschehen, dass sich Versicherer zusammenschließen, was zum Beispiel zu einer Verringerung der Verwaltungskosten führen kann.

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Ein wichtiges Instrument stellt die Möglichkeit dar, andere Ergebnisquellen, insbesondere das versicherungstechnische Ergebnis, heranzuziehen, um ein unter Druck geratenes Kapitalanlageergebnis auszugleichen. Wir gehen davon aus, dass diese Möglichkeit in Zukunft in weitgehendem Maße genutzt werden wird.

Was kann die vielfach diskutierte Zinszusatzreserve leisten, um die Branche zu entlasten?

Die Zinszusatzreserve (ZZR) stellt ein Hilfsinstrument für die Lebensversicherer dar, das es erlaubt, stille Reserven auf der Aktivseite steuergünstig in eine Reserve auf die Passivseite zu verlagern, die keine Garantieverzinsung erfordert und damit nicht sofort zu höheren Ansprüchen der Versicherten führt.

Die ZZR wirkt disziplinierend auf die Lebensversicherer, indem sie einen Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung darstellt und die Unternehmen dazu treibt, die jährlichen Überschussbeteiligungen weiter zu senken. Das heißt, der Nettoeffekt aus der Bildung der ZZR ist positiv für die Lebensversicherer, vorausgesetzt sie können die Bildung der ZZR stemmen.

Interview: Lorenz Klein

Foto: MainFirst Bank AG

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