Lagardes EZB-Schwerpunkte: Niedrigzinsen, Klima, Digitales

Die Maßnahmen der Notenbank hätten die Wirtschaft in Europa seit der Finanzkrise um 2013 angekurbelt, die andernfalls zwei Prozent kleiner wäre, sagte Lagarde weiter. Etwa 11 Millionen neue Jobs seien entstanden. Sie bekenne sich zu den Kernaufgaben der EZB, auf künftige Herausforderungen müsse aber flexibel reagiert werden.

Was Lagarde über Libra denkt

Zu diesen Herausforderungen zählte sie auch den Klimawandel und die Entstehung von Digitalwährungen. Eine Frage sei doch, ob Zentralbanken selbst Digitalwährungen ausgeben sollten, meinte Lagarde. Der US-Digitalriese Facebook hatte in den vergangenen Monaten mit der Ankündigung seiner Digitalwährung Libra bei Politikern und Notenbankern Unruhe ausgelöst.

Libra soll im kommenden Jahr für Verbraucher verfügbar und etwa mit US-Dollar oder Euro zu kaufen sein. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sieht die Währung vor allem für grenzüberschreitende Überweisungen von Vorteil.

Mit Blick auf den Klimawandel sagte Lagarde, Klimarisiken müssten ins Zentrum der Finanzstabilität rücken. Die Entwicklung grüner Finanzmärkte sei noch nicht weit genug vorangeschritten. Damit sind Investments und Finanzprodukte gemeint, die mit dem 2015 geschlossenen Pariser Klimaabkommen im Einklang stehen.

Klimawandel ins Zentraum der Finanzstabilität rücken

Die Europäische Union hat sich hier zum Ziel gesetzt, ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken. Schätzungen zufolge müssten dafür pro Jahr etwa 180 Milliarden Euro klimafreundlich investiert werden.

Grundsätzliche Kritik kam von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. «Die Zentralbanken haben kaum noch Mittel, um eine echte Wirtschaftskrise wirkungsvoll abzudämpfen», sagte er. «Sie haben bereits jetzt den Geldhahn bis zum Anschlag aufgedreht – allen voran die Europäische Zentralbank.»

«Gesamtwirtschaftlich wird eine weitere Zinssenkung auf dem aktuellen Niveau verpuffen. Sie wird lediglich die Vermögenspreise weiter in die Höhe treiben und die Sparer weiter belasten», sagte Sewing weiter.

Ära der Negativzinsen soll unter Lagarde ein Ende finden

Schon jetzt belaste die EZB-Zinspolitik die Branche enorm. «Allein uns als Deutsche Bank kosten die negativen Einlagenzinsen einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in diesem Jahr. Auf vier Jahre hochgerechnet sind das deutlich mehr als zwei Milliarden Euro.»

Der CSU-Europapolitiker Markus Ferber meinte: «Unter Mario Draghi hat die EZB eine ultraexpansive Geldpolitik betrieben, die im Ergebnis wenig gebracht hat, aber gerade in Südeuropa viele Probleme verschleiert hat.» Die Ära der Negativzinsen müsse unter Lagarde ein Ende finden.

 

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